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"Wenn das aber Drei ist... warum ist das bei dem nächsten Schritt eine neun?" Fragte Seokjin mit einer wirklich verzweifelten Stimme.

"Weil wir das im Quadrat genommen haben, erinnerst du dich?"

"Aber warum?" Versuchte er noch, ruhig zu bleiben, doch ich hörte seine Stimme schon leicht beben.

"Weil... das einfach so ist." Sagte ich mit einer immer leiser werdenden Stimme.

Das war es für Seokjin. "So ein Scheiß!" Schrie er und nahm das Papier, schmiss es hinter sich auf meinen Zimmerboden. "Ich hasse Mathe! Ich hasse die Leute, die das erfunden haben! Wofür brauche ich das im Leben, huh?! Wenn ich an der Kasse arbeite wird kein einziger Mensch mich nach so einer verdammten Formel fragen!" Er stand von dem Stuhl auf und ging kurz eine Runde durch mein Zimmer.

Ich blieb still, damit ich ihn nicht noch wütender machte.

"Weißt du, das war es mit Mathe für heute." Sagte er. Er bückte sich, nahm das Blatt, welches er eben heruntergeworfen hatte, auf und legte es in sein Mathebuch, welches er dann zuknallte. "So ein Dreck. Wirklich." Er setzte sich wieder auf den Stuhl, überkreuzte seine Beine und Arme und sah mich dann an. "Machen wir was anderes zum Dampf ablassen, Namjoon."

"W-was denn?" Fragte ich etwas eingeschüchtert durch- nun ja, ihn.

"Was machst du denn, wenn du wütend bist?"

"Wenn ich wütend bin... Ich schreie wahrscheinlich alle an, obwohl ich das nicht will."

"Und damit du dich beruhigst?"

"Ich weiß nicht. Aber... soll ich dich beruhigen?" Fragte ich und stellte meinen Stuhl in Richtung zu ihm.

Seokjin sah mich verwirrt an, doch tat das gleiche, so dass wir jetzt gegenüber voneinander sitzen. "Wie das?" Ich hielt ihm meine beiden Hände hin. Er verstand das und nahm mit jeweils einer Hand eine von mir. Er hielt sie in einem sanften Griff. "Und jetzt?"

"Augen zu." Er tat das. "Jetzt stell dir vor, du bist... an deinem Lieblingsort." Sagte ich überraschend ruhig. Warum überraschend? Nun ja, ich bin gerade komplett am ausrasten, weil Seokjin meine Hände hält und mir so sehr vertraut, dass er das macht, was ich sage. "Atme fünfmal lange ein und aus und sage mir dann, wie dieser Ort aussieht."

Seokjin atmete ein und aus. "Ich sehe...", fing er an. "Die Schule. Ich bin im Klassenzimmer." Interessanter Ort. Er lächelte plötzlich. "Alle sind froh mich zu sehen. Und Jimin und Jungkook sind auch da, sie sitzen neben mir. Hey, du bist auch da. Du bist auch froh mich zu sehen! Oh..."

"Oh?"

Seokjin öffnete seine Augen und verschränkte plötzlich unsere Finger richtig miteinander. "Es sind zwar alle froh mich zu sehen, aber du bist der einzige von den Leute, der wirklich zu mir kommt, um sich mit mir zu unterhalten." Seokjin rutschte näher zu mir. "Was heißt das?"

Überfordert sah ich Seokjin ins Gesicht und hoffte, er hat den winzigen Blick, der auf seine Lippe gefallen ist, nicht gesehen. "W-weiß nicht."

Seokjin lächelte. "Ich weiß, was das heißt. Du bist mir ein echt guter Freund geworden." Er drückte noch mal kurz meine Hände.

𝖫𝗈𝗌𝖾𝗋 | ⁿᵃᵐʲⁱⁿWhere stories live. Discover now