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(Namjoon)

Nervös leckte ich mir über meine vor Nervosität trockene Lippen, während ich Seokjins Mathebuch durchschaute.

Wir sind nicht bei mir zu Hause.
Wir sind auch nicht bei Seokjin zu Hause.
In einer Bibliothek sind wir auch nicht.
Wir sind in einem Café. Seokjin hat es vorgeschlagen. Und natürlich kann ich nicht einfach sagen "Hey, so ein guter Platz zum Lernen ist das eigentlich nicht", also sind wir jetzt hier. Hauptsache sind wir an einem Tisch weiter hinten.
Er sitzt gegenüber von mir auf einem Stuhl und schlürft an seinem Getränk. Ich habe mir auch ein bestellt, doch schon vergessen, was eigentlich, denn meine Nervosität ist unnormal. Es fühlt sich an, als würde jemand meine ganzen Gedärme in jede Richtung gleichzeitig ziehen.

"Ich glaube, ich sehe das Problem." Sagte ich nach ein paar Minuten und nahm ein Schluck von meinem Getränk. Oh, ein Kaffee. Gut, den brauche ich gerade. Obwohl, der macht mich wohl kaum ruhiger.

"Und das wäre?" Fragte er mit interessierter Stimme und sah mich mit einem fragendem Ausdruck an.

"Grundlagen fehlen. Das ist ein oft auftretendes Phänomen. Gerade ist man noch in der fünften Klasse, hört einmal nicht zu und schwups, plötzlich sitzt man beim Abschluss da weiß nichts." Schnell nahm ich noch einen Schluck vom meinem Getränk, da mein Rachen von diesem Satz schon sehr trocken geworden ist. Das kann echt nicht so weitergehen, wie soll ich ihm denn helfen können, wenn ich immer etwas trinken muss?

"Ich kann eins plus drei rechnen, so viele Grundlagen kann es doch gar nicht geben." Schmollte er.

Für eine kurze Sekunde hielt ich Blickkontakt mit ihm, dann sah ich aber wieder weg. Auf sein Mathebuch, in dem viele Sachen nicht aufgelöst waren und Notizen fehlten. "Nun ja, sozusagen gibt es für jedes schwere Thema ein einfaches Thema, das man davor können sollte..." Erklärte ich und trank noch mal von dem Kaffee.

Seokjin seufzte frustriert aus. "Wie unnötig Mathe ist." Jammerte er. "Ich bräuchte wohl jemanden, der die nächsten Wochen Schritt für Schritt mir die Grundlagen beibringt." Er sah mich mit einem äußerst nettem Blick an.

War das eine Einladung ihm Nachhilfe zu geben?

Soll ich ihm sagen, ich kann das machen?

Aber was ist, wenn er gar nicht will, das ich ihm Nachhilfe gebe, aber jetzt biete ich es an und dann kann er sich aus Höflichkeit kein "Nein." erlauben!?

Ich schluckte und saugte schnell wieder an dem Strohhalm meines Getränkes.

"Namjoon?"

"Hmm?" Brachte ich mit noch vollem Mund hervor.

"Du bist doch sehr schlau, oder? Das sagen jedenfalls alle von dir."

Wer ist denn bitteschön "alle"? Mich kennt doch keiner.

"Ich weiß nicht. Normal schlau bin ich." Plapperte ich.

"Nicht so bescheiden sein! Also, nur wenn du willst natürlich, würdest du mir helfen?" Er klimperte mit seinen Wimpern.

Oh wow, das heißt ich werde mich öfter mit Kim Seokjin treffen! Ein Traum geht in Erfüllung! Ich habe alles im Leben richtig gemacht! Das ist das neunte Weltwunder!

"Namjoon?"

Scheiße, ich habe zu lange nachgedacht! "Was? Oh! Klar! Gerne! Ich helfe dir!" Wieder war meine Stimme zu laut, weshalb ich mich räusperte. Ein paar Leute haben sich sogar zu uns gedreht... Peinlich.

"Puh, da bin ich aber erleichtert!" Er sah mich dankbar an. "Vielen, vielen Dank! Wie wäre es, wenn wir uns nächste Woche wieder treffen? Sofort nach der Schule."

Schnell nickte ich und notierte es mir gedanklich. Ein Treffen mit Seokjin werde ich niemals im Leben vergessen!

"Na dann..." Er nahm sein Buch, das vor mir lag und packte es ein. "Nachhilfe fängt dann nächste Woche an. Dieses Treffen genießen wir noch."

Er sollte besser aufpassen, mein Herz und meine Nerven halten das doch nicht aus...

𝖫𝗈𝗌𝖾𝗋 | ⁿᵃᵐʲⁱⁿWhere stories live. Discover now