Kapitel 34: Stille Wahrheit

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   [Chloe:]

»Seid ihr euch echt sicher?«, fragt Noel besorgt, als Phoebe und ich uns bereits zum Gehen fertiggemacht haben, »Ich kann auch immer noch Stephan fragen, ob er euch Nachhause bringt – oder zumindest zur Bushaltestelle.«

»Noel«, sage ich ihren Namen beschwichtigend, »Wenn wir nicht von dir höchstpersönlich gefahren werden wollen, wollen wir es auch nicht von eurem Chauffeur. Es ist echt vollkommen in Ordnung. Die Haltestelle ist nur zehn bis fünfzehn Minuten entfernt und wir sind zu zweit – zwei Leute, die sich nur zu gut zu verteidigen wissen. Und es ist nicht einmal dunkel. Du brauchst dir also wirklich keine Sorgen zu machen«, ich zwinkere ihr zu und flüstere ihr den Rest ins Ohr, sobald wir uns zum Abschied umarmen, »Und genieß die Zeit, die ihr zwei ganz für euch alleine habt. Ich will morgen alles darüber wissen.« Daraufhin verdreht sie nur die Augen, doch ich sehe in ihnen ganz klar ihre Verlegenheit, die sie zu überspielen versucht, und ich genieße es – jede einzelne Sekunde davon –, weil Noel mich auch immer so gerne mit Phoebe neckt. Dabei freue ich mich trotzdem ehrlich für sie und ihr Glück. Es scheint extrem gut zwischen den beiden zu laufen. Wann immer sie miteinander reden oder sich bloß ansehen, sieht man förmlich die Funken sprühen.

Es ist nämlich so, dass Angela einen Anruf von ihrer Mutter bekommen hat, in dem es hieß, dass eine ihrer kleinen Geschwister eine Freundin bei sich übernachten lassen möchte, aber dazu müsste sich ein anderer aus dem Hause Krüger anderweitig einen Schlafplatz suchen. So kam es von Phoebe zu dem grandiosen Vorschlag, dass Angela ja bei Noel übernachten könne, um so eines ihrer Geschwisterchen einen Gefallen zu tun. Und so ist es dazu gekommen, dass sie sich für diese Nacht bei Noel niederlässt, während Phoebe und ich trotzdem Nachhause gehen, um den beiden genügend Zeit unter sich zu bieten. Weil Phoebe und ich so gute beste Freundinnen sind, verlassen wir die beiden natürlich mit einem wissenden, überbreiten Grinsen, woraufhin beide nur vor Verlegenheit rot anlaufen.

Also okay, selbst wenn Angela Noel einmal einen Korb gegeben hat, wäre es gar nicht mal so weit hergeholt, zu sagen, dass meine beste Freundin gerade dennoch ziemlich gute Chancen bei ihr hat. Dafür freue ich mich so unsagbar für sie, weil gerade Noel ihr Glück mehr als jeder andere verdient hätte. Das kann ich nur immer wieder sagen.




[Phoebe:]

Auf dem Weg zur Bushaltestelle gehen Chloe und ich still nebeneinander her. Es ist keine unangenehme Stille, mehr wie eine, die es öfters unter Freunden gibt – man genießt die Zeit zusammen, obwohl man kein einziges Wort miteinander wechselt. Man versteht sich auch wortlos. Es ist, als würden Worte nur diesen einzigartigen Moment zerstören.

Gerade fühlt es sich so schrecklich intim und überwältigend an. Mein Blick wandert des Öfteren verstohlen zu dieser so betörenden Frau neben mir und ich schlucke schwer.

»Naja, abgeneigt wäre ich nicht.«

Plötzlich schlägt mein Puls in die Höhe und ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich balle die Fäuste und versuche mir mit größter Mühe Ruhe einzureden. Es gibt so vieles, was ich zwischen ihr und mir nicht verstehe, aber ich weiß, dass ich sie liebe und dass ich sie nicht verlieren möchte. Deshalb appelliere ich an meine Selbstbeherrschung und meine Vernunft. Natürlich schreit mein Herz danach, dieser Frau einen Kuss auf den Mund zu hauchen, doch mein Verstand wehrt sich vehement und letztlich gewinnt mein Kopf, weil ich meine Gefühle noch nie habe siegen lassen.

»Ahh«, werfe ich in die Stille hinein und zerstöre damit diese kostbare Atmosphäre zwischen uns, weil mich meine Gedanken sonst zerfressen würde, wenn wir weiterhin still bleiben würden, »Auch wenn Angela Noel einen Korb gegeben hat, hoffe ich irgendwie trotzdem, dass sie früher oder später zusammenkommen werden«, ich schaue gen Himmel, »Sie würden zumindest ein gutes Paar zusammen abgeben.«

When Hate Turns Into LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt