Kapitel 49: Die Eine

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   [Phoebe:]

Ein bekanntes Gesicht.

Ein Lächeln.

Ein schwarzer Hund.

Eine Straße.

Ein rotes Auto.

Ein Augenblick der Unachtsamkeit.

...

Auf der anderen Seite eine Mutter.

Eine verlorene Seele.

Eine Person, die den Schmerz nicht mehr länger ausgehalten hat.

Eine Badewanne.

Eine in Blut getränkte Rasierklinge.

Eine Frau, die nirgendwo einen besseren Ausweg als im Tod gesehen hat.

»Warum?«, höre ich sie mit gequälter Stimme, dir mir innerlich das Herz zerreißt, fragen, »Warum hast du zugelassen, dass es erst so weit gekommen ist?«

Ihre Worte beißen sich ihren Weg in mein Innerstes vor und ich halte augenblicklich den Atem an. Alles in mir fühlt sich wie gelähmt, bis Sekunden darauf der ganze Schmerz explosionsartig in mir hochgeschossen kommt. Mit einem Mal entlädt sich die gesamte Spannung und ich schreie schmerzerfüllt auf. Jede einzelne Faser meines Körpers brennt wie Feuer, obwohl es mir äußerlich an nichts zu fehlen scheint. Ich will, dass der Schmerz aufhört, doch ich kann den Ursprung nicht finden – weil es ein seelischer Schmerz ist und kein körperlicher. Ich kann nicht so einfach ein Pflaster drüber kleben und alles ist wieder gut. Ich kann kein Schmerzmittel einnehmen und nach ein paar Tagen ist wieder alles gut.

Es sticht, es brennt, es zieht, es schmerzt einfach und mir sind die Hände gebunden.

»Warum hast du uns beide sterben lassen?«

Plötzlich zucke ich zusammen und reiße meine Augen voller Panik auf. Meine Brust hebt und senkt sich rasant, während mein Atem sich in seiner Hektik nicht im Geringsten beruhigen möchte. Erst nach Minuten fange ich an, zu realisieren, was gerade geschehen ist, und beginne zu verstehen, dass es lediglich ein böser Alptraum gewesen ist.

Daraufhin richte ich mich erschöpft auf und wische mir den kalten Angstschweiß von meiner Stirn. Es muss mir klar werden, dass das, was in diesem verdammten Traum passiert ist, nicht real gewesen ist.

Jetzt muss ich die Zähne zusammenbeißen und unterbinde das Zittern meiner Hände.

Diesmal ist er nicht real gewesen, aber es macht mich verrückt und frustriert mich, dass ich genau weiß, dass das trotzdem wirklich passiert ist. Diese Vorfälle verfolgen mich und verfolgen mich, egal, wie sehr ich davor zu flüchten versuche – egal, wie sehr ich mich auch bemühe, damit abzuschließen, es lässt mir Tag und Nacht keine Ruhe.

Und erst jetzt begreife ich, dass sich zu meiner Linken eine nackte Chloe befindet, die ihren verführerischen Körper zum Glück unter ihrer Bettdecke versteckt hält und die trotz der ruckartigen Bewegungen nicht einmal Anzeichen gezeigt hat, gleich erwachen zu können.

Ich streichle ihr durch ihr braunes, wuscheliges Haar, während ein sanftes Lächeln in meinen Zügen innewohnt. Doch sobald sie ein unverständliches Murmeln von sich gibt, verebbt es und ich ziehe meine Hand sofort weg.

Dann muss ich doch wieder grinsen, doch dieses Mal ist es nichts als ein gequältes.

Eine Familie, die perfekt harmoniert. Ein Hund, der dich jeden Tag voller Freude energisch begrüßt. Eine Mutter, die dich von ganzem Herzen liebt. Ein Vater, der mit Freuden die Nähe zu dir sucht. Ein Leben, das nicht durch einen Schicksalsschlag von Grund auf verändert worden ist.

When Hate Turns Into LoveWhere stories live. Discover now