10| Gefühle

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GRACE

Mein Blick klebte auf meinem Essen. Mit der Gabel stocherte ich immer wieder das Obst auf, aber aß es nicht. Katie beobachtet das jetzt schon eine ganze Zeit lang. Genauso wie Cassady, die an unserem Tisch mit saß. Bevor ich ein weiters mal auf das Obst einstach, stoppte mich Cassy. "Würdest du wohl bitte aufhören dein Obstsalat so zuzurichten. Was ist los?"
Ich seufzte. Ich habe echt keine Ahnung. Ich bin wegen irgendwas wütend. Auf Nessa kann ich nicht sauer sein. Ich habe Geheimnisse vor ihr, also kann sie ja auch welche vor mir haben. Vielleicht bin ich ja deswegen wütend, weil es mich wütend macht das Vanessa mich anlügt. Ich aber nicht wütend sein kann, da ich ja auch ihr nicht alles erzähle. Oder bin ich wütend, weil sie erst vorhin zurück kam? Aber könnte es auch sein, dass ich sauer auf mich selbst bin. Ich glaube nichts, von dem was ich hier gerade denke, macht irgendeinen Sinn.
"Erde an Grace." holte mich Cassy aus meinen Gedanken.

"Mhh? Ach ich hab keine Ahnung. Ich bin einfach auf irgendetwas sauer. Weiß aber selber nicht worauf." äußerte ich mich.

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Die ersten beiden Stunden hatte ich Englisch. In der Pause saß ich mit Katie draußen. Danach hatte ich Doppelstunde Geschichte. Wieder in der Pause war ich mit Katie in der Kantine. Wirklich was gegessen hatte ich nicht. Die letzten zwei Stunden stand Chemie an. Nach Stundenende stand Katie vor dem Raum. Sie wollte mich mit in die Kantine zerren, dass ich was esse. Ich diskutierte solange mit ihr das sie allein ging. Ich lief zu meinem Spind und verfrachtete das Lehrbuch plus Block & Stifte darein. Meine Augen blieben bei dem Bild hängen. Ich stehe hier schon geschlagene 10 Minuten im Schulflur. Nichts anderes ist gerade interessant für mich. Meine Aufmerksamkeit gilt nur dem Bild. Das war unser schönster Ausflug. Ich kann mich noch an jede Sekunde erinnern.
Diese Erinnerung sind fröhlich, aber auch schmerzhaft da ich sie so unglaublich vermisse.

"Ist das deine alte, tote, lesbische beste Freundin?" fragte Juan ohnerlei Mitgefühl. Ich schmiss den Spind zu. "Sorry. Das kam jetzt falsch rüber." bemerkte er selbst was er eben sagte. Ich lief einfach los.
Beachte ihn einfach nicht, Grace.
"Das war dann wohl ein ja auf die Frage. Oder?" nervte er weiter. Er bekam keine Antwort. "Du, ähh, hattest doch 2 beste Freunde die auf deren Geschlecht standen. Hatte wer Schwierigkeiten sich zu outen?" fragte er weiter. Wir liefen durch den Gang, der zu den Schlafräumen führte. "Grace?"
Ich öffnete die Tür zu Felato. Juan schloss sie hinter uns.

"Hey Grace." kam mir Mia entgegen. Ich nickte ihr zu und lief hoch. Weiter gefolgt von Juan.

In meinem Zimmer ließ ich mich auf mein Bett fallen. "Grace." machte sich Juan wieder bemerkbar. Genervt atmete ich aus. Setzte mich hin und sah ihn genervt, aber auch abwartend an. "Hatte wer von deinen Freunden Schwierigkeiten sich zu outen?" fragte er mich.

Ich atmete aus bevor ich begann "Jordan schon irgendwie. Sara definitiv."

"Wie hast du es heraus gefunden?"

"Ich war mit Jordan draußen. Er begann aufeinmal über Männer zu schwärmen. Da war es mir klar. Am selben Tag hat er sich geoutet. Bei Sara sah ich wie sie ein Mädchen immer verliebt hinterher sah. Nach einiger Zeit hat sie mir es gebeichtet. Ich war die erste Person, die sie sich gegenüber geoutet hat. Ich musste dann immer dabei sein als sie es anderen erzählte. Sonst wär sie immer auf ein andere Thema umgeschweift. Sag mal kann's sein das du das selbe Problem hast?"

"Ich? Nein! Ich glaube David ist schwul und hat Angst sich zu outen." erwidert er.
"Was könnte ich tun, damit er sich es traut?"

"Sei für ihn da. Zeig ihm das er dir alles anvertrauen kann. Mach ihm weis das du ihn für nichts, was er tut oder sagt, verurteilen wirst." gab ich ihm einen ehrlichen Rat. "Mach's aber nicht zu auffällig. Sonst denkt er das es sehr offensichtlich ist und man hinter seinem Rücken redet."

Verstehend nickt er. "Und was ist mit dir heute los? Du saßt gar nicht mit bei uns. Sondern bei zwei aus Mesanul."machte er weiter.

"Ich habe schlechte Laune. Außerdem schleppt Vanessa mich hauptsächlich mit zu euch."

"Ist es wegen Leo was er gestern gemacht hat? Du kannst mit mir reden." quasselt er weiter.

"Nein, ich glaube nicht das es wegen Leo ist. Ich versteh mich ja selbst nicht mal. Danke für das Angebot zum reden, aber ich sag dir jetzt das gleiche wie Vanessa. Ich vertraue euch noch nicht so gut."

"Dann frag mich irgendwas. Ich antworte dir ehrlich." bat er mir an.

Ich wusste sofort meine Frage. "Warum kam Vanessa heute 5 Uhr ins Zimmer. Voll mit Blut und dreckig?"

Juan riss kaum merklich die Augen auf. "Blut?" er lachte komisch. "Das war Farbe. Wir waren beim Paintball." log auch er. Dann wäre sie ja auch voll mit anderen Farben gewesen. Blut und rote Paintballfarbe kann man ja wohl unterscheiden. Dumm bin ich nicht.
Ich hob meine linke Augenbraue - meine rechte kann ich nicht einzeln  anheben. Juan suchte, schätze ich mal, in meinen Augen irgendein Zeichen das ich ihm glaubte. "Nächstes mal kommst du einfach mit." bestimmte er. "Weißt du! Das werden wir sofort üben gehen. Zieh dir was anderes an. Ich warte draußen." er verschwand.

Mit einer schwarzen Leggins, einem schwarzen Top, darüber eine schwarze Jeansjacke und schwarzen Sneakern verließ ich das Zimmer. Wie Juan bereits erwähnte, wartete er draußen. "Kann es losgehen?" fragte er nach. Skeptisch nickte ich. Er schleifte mich durch einen Hinterausgang aus der Schule. Bei dem Zaun mussten wir drüber klettern.
Als ob das niemand sieht?!
Wir gingen eine Straße entlang. Bis wir eine Kleinstadt sahen. Weit am Rande der Kleinstadt zog er mich in einen Laden.
Ein Waffenladen? Nicht sein Ernst. Super Training für ,,Paintball".
Er besprach was mit dem Besitzer. Dann händigte er ihm eine Waffe plus Munition aus. Ich folgte ihm durch eine Tür. Ein kleiner Vorraum erstreckte sich vor uns. Er schmiss mir Ohrenschützer zu und zerrte mich in die Schießhalle.

GraceWhere stories live. Discover now