34| Klischees

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GRACE

Es war doch so klar das ausgerechnet Leo vor mir steht!

Ob ich ein Problem damit habe? Das weiß ich auch nicht!

Langsam ist das echt nicht mehr normal. Was kommt als Nächstes? Ich sehe ihn mit einer anderen und bin dann herzensgebrochen? Wir müssen irgendwo anders hin zum schlafen, wir kommen in ein Zimmer und da ist nur ein Bett? Klischees über Klischees.

Besorgt sah er mich an. 

Mein Gott! Ich hab mich doch nur geschnitten. Nichts dramatisches, passiert mir nicht zum ersten Mal. Doch ich finde es auch irgendwie süß das er sich Sorgen um mich macht. Es füllt mich innerlich mit Wärme das ihn das interessiert.

Er kam zu mir und nahm meine Hand in die seine. "Alles gut?" fragte er und betrachtete meine Wunde. Es kribbelte - überall in meinem Körper. 

Ich nickte mit der Versuchung nicht rot zu werden. 
"Ähm weißt du wo der Verbandskasten ist?" 

"Was? Achso, der Verbandskasten." sagte er als wäre er überhaupt nicht richtig anwesend. "Ja, komm mit. Pass auf das du nicht auch noch auf die Scherben trittst."

Ich folgte ihm in die Küche. Er holte den Verbandskasten raus und ich wollten diesen nehmen. Noch bevor ich zu greifen konnte zog er ihn weg. "Setzen." befahl er.

"Danke, ich kann das auch selber." erwiderte ich und wollte den roten Kasten nehmen.

"Mit einer Hand? Vergiss es. Jetzt setzt dich hin. Lass mich dir helfen." erwiderte auch er. Ich glaub nicht das er locker lassen wird. Also ließ ich mich widerwillig auf den Barhocker an der Kochinsel plumpsen. Leo öffnete den Kasten und holte Desinfektionsmittel, Pflaster und zwei Tupfer raus. 

Ich beobachtete jede Bewegung. Zuerst nahm er einen Tupfer und drückte damit leicht um und auf der Wunde rum um das Blut etwas weg zu machen. Danach nahm er den anderen Tupfer und tat da etwas Desinfektionsmittel drauf. Er streifte damit über meine Wunde. Ich zischte auf, da es brannte. Er zog seine Hand zurück und entschuldigte sich. Ich sah ihn an. Er sah mir ebenfalls in die Augen. Ein inniger Augenkontakt entstand. Wir beide konnte nicht die Augen von einander nehmen. 

Doch er schaffte es sich zu fangen. Er löste seinen Blick von meinen Augen und sah hinunter auf seine Füße bevor zum Pflaster griff und die Folie davon entfernte und sorgfältig auf meine Hand klebte. Sofort wandte er sich ab und entsorgte den Müll.

Ich betrachtete das Pflaster. "Danke." 

Er sah mich kurz wieder an. "Kein Problem."

Es herrschte Stille. Er stand einfach da und ich saß da. Ich überlegte ob ich noch etwas sagen könnte, doch einfallen tat mir nichts.

"Ich räum dann mal die Scherben auf..."
"Ich räum dann mal die Scherben auf..."
Wir sagten zur selben Zeit das Gleiche, wir wollten beide gleichzeitig das Gleiche machen.

Stumm sahen wir einander an. Ich musste grinsen, was ihn auch dazu veranlasste. Ich merkte wie Röte meine Wangen färbte, also sah ich runter. Als es wieder ging sah ich erneut hoch. "Ich mach das mit den Scherben schon. Es war meine Schuld." 

"Willst du dich auch noch an der anderen Hand schneiden oder was?" grinste er. "Lass mich das machen." 

"Ha ha, sehr witzig." machte ich. Zu schnell stand ich auf und das machte sich bemerkbar als sich kurz alles drehte. Ich versuchte Halt zu finden - Leo seine Arm war der Halt.

"Grace alles gut?" fragte er sorgenvoll. Malwieder.

"Ja ja. Ich bin nur zu schnell aufgestanden." bekannte ich ihm.

"Geh doch bitte einfach schlafen Grace." bat er mich. Ein Wiederspruch duldete er nicht, denn er stoppte mich als ich dazu ansetzte. "Bitte." fügte er hinzu. In seinen Augen war so ein schönes Funkeln. 

Hör einfach auf zu diskutieren Grace. Es bringt nichts. Er lässt nicht nach und weitere 5 Stunden zu diskutieren ist sinnlos.

"Schön. Gute Nacht dann weiterhin." meinte ich bevor ich hoch ging.

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"Bah was ist das denn?" fragte ein gewisser Juan als er dabei zusah wie Mia in einem Mixer einige Zutaten vermischte.

"Ein Anti-Kater-Smoothie für Nessa." antwortete Mia ganz stolz. "Da drin sind Avocados, Bananen, Kiwis, Zitronen, Mandelmus, Kokosmilch, Honig, Chia Samen mit Wasser." erklärte sie nebenbei. Sie goß die grüne Flüssigkeit in einen großen Becher und dekorierte es noch mit Eiswürfel in denen Minzblätter sind.

Juan runzelte die Stirn. Skeptisch ob das wirklich was bringt bin ich aber auch.

"Die will Nessa doch vergiften." flüsterte er mir zu. Schmunzelnd sah ich zu ihm.

In dem Moment kam die besagte Person mit Kater in den Raum. Ohne ein Wort zu sagen ließ sie sich auf einen Stuhl mir gegenüber plumpsen.

Mia stellte Nessa den Becher und einen Teller vor die Nase. Kritisch wurde die Nahrung von ihr gemustert. "Was ist das?" fragte sie mit heißerer Stimme.

"Gift." entsprang es Juan zuerst.
Dafür kassierte er einen Schlag gegen den Arm von Mia.

"Laber kein Scheiß Juan." fauchte die Meisterköchin ihn an. "Das hilft gegen deinen Kater." wandte sie sich an Nessa.

"In dem sie dich vergiftet." zwinkerte ich Nessa zu. Diese schien deutlich verwirrt zu sein was sie glauben sollte, da sie offenbar noch nicht komplett wach war.

"Grace!" kam es von Mia geharnischt.

Lachend bewegte ich mein Kopf in eine andere Richtung. Genauer gesagt Richtung Tür.

Und dort sah ich Leo etwas hinterm Türrahmen versteckt der das Geschehen von eben beobachtet hat. Weiche Gesichtszüge zierten sein Gesicht mit einem leichten Grinsen.

Aber als er sah das ich ihn entdeckt habe verschwand er.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16, 2023 ⏰

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