23| Eine Nacht bei Leo

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GRACE

Nessa und ich standen vor unserer Zimmertür. Rein konnten wir nicht, denn aus unserem Zimmer drangen Geräusche. Bestimmte Geräusche. Sehr ungern wollen wir da rein gehen. Wir sind aber verdammt müde und wollen beide einfach nur schlafen. So wie jeder andere um diese Uhrzeit.

"Wo schlafen wir jetzt?" stellte ich die Frage aller Fragen.

"Aufenthaltsraum? Da werden wir zwar morgen Rückenschmerzen haben, aber wenigstens haben wir einen Schlafplatz." erwiderte Nessa. 

Im Aufenthaltsraum legten sich jeweils eine von uns auf ein Sofa, die sich gegenüberstanden. "Grace?" flüsterte Blondie. Ich gab ein brummen von mir. "Es sind übernächste Woche Ferien und wir wollen als Freunde wegfahren. Willst du mit?"

"Ich glaube nicht das es eine gute Idee ist. Du weißt das Leo und ich oft unsere Meinungsverschiedenheiten haben. Wir würden mit unserer Laune euch es nur vermiesen." antwortete ich ihr.

"Bitte." bettelte Blondie und zog das Wort in die Länge. Ich gab nach. Zufrieden gab Nessa einen Ton von sich und dann war Ruhe.

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Rascheln. Ich hörte jemanden rumrascheln. Etwas ist anders. 

Langsam öffnete ich meine Augen. Das erste was ich sah war schwarze Bettwäsche. Bettwäsche?
Ich setzte mich auf und sah mich im Raum um. Auf der anderen Seite des Raumes sah ich ein leeres Bett. Das Zimmer war ähnlich wie meins. Nur ein Bett weniger und dunkler gehalten. Ich sah vor das Bett. 

Leo....
Leo?!

Leo stand vor dem Bett nur mit einem Handtuch um den Hüften. Man sieht das er trainiert, denn er hat deutlich erkennbare Bauchmuskeln. Seine nassen braunen Haare hingen ihn ein wenig ins Gesicht. Ich konnte in diesem Augenblick nichts anderes als verblüfft zu schauen. Als ich meine Bekleidung sah verstärkte sich der Blick nur noch. Ich trug nur meine Unterwäsche und ein schwarzes T-shirt, was mir viel zu groß war.

"Dir auch einen guten Morgen." sprach er zu mir. 

"Wa.." ich schaffte nicht mal ein Wort zustande zu bringen.

"Juan und ich hatten dich und Nessa im Aufenthaltsraum schlafend gefunden. Wir wollten euch in eure Zimmer tragen, hatten dann aber Mia und David gehört. Da wir solche Engel sind und wir nicht wollten das ihr Rückenschmerzen habt, haben wir euch mit zu uns genommen. Nessa drüben bei Juan, du hier." erklärte er mir.

"Wer..." 

"Ich." antwortete er mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Ich sah ihn geschockt an.
Er hat mich ausgezogen?! Er hat mich in Unterwäsche gesehen?!!   
"Nichts was ich noch nie gesehen habe." grinste er.

"Wo..." machte ich weiter. 

Er deutete auf das andere Bett. "Jackson war nicht da, also-" er zuckte mit den Schultern. "Weitere Fragen?", ich schüttelte den Kopf. Er holte sich Sachen aus dem Schrank und verschwand im angrenzenden Bad.

Leo Adams hat mich in seinem Zimmer schlafen lassen. Er hat mich umgezogen. Er hat mich in Unterwäsche gesehen. Warum? Er wusste nicht wie ich reagiere und hat es trotzdem gemacht. Vielleicht hatte Juan was damit zu tun, dass er gesagt hat er nimmt Nessa, so das Leo mich nehmen musste. Warum hat er mich überhaupt umgezogen, er hätte mich auch einfach in meinen Klamotten schlafen lassen können. Natürlich bin ich ihm schon dankbar... in irgendeiner Art und Weise. Aber warum?!

So viele Fragen schon zum frühen Morgen...

Ich ließ mich zurück ins Kissen fallen. Sein Bett ist ziemlich bequem. Sein Duft umgab mich. Ich setzte mich nach einem tiefen Seufzer wieder auf. Im selben Moment kam Jackson ins Zimmer und Leo kam nur in Boxershorts aus dem Bad. 

Will der mich provozieren? Er hat doch eben seine Sachen aus dem Schrank geholt!

Unbewusst hatte ich meine Luft angehalten. Da ich nicht verrecken will atmete ich aus. Jackson, der eigentlich seinen Bruder ansah, sah rasant zu mir rüber. Wieder zu seinem Bruder, wieder zu mir. Er betrachtete mein Aussehen, dann das von Leo. Er grinste dreckig.

"Na ein Glück war ich nicht da." haute er raus. Jackson schmiss sein Rucksack auf sein Bett und verließ das Zimmer bevor Leo oder ich etwas dazu sagen konnten. Leo lief wieder zu seinem Schrank und zog sich mehr über.

"Wo sind meine Sachen?"

"Prinzessin kann ja doch noch in vollen Sätzen sprechen." sagte er anstelle ironisch. Aus der nächsten Ecke holte er meine Hose und warf sie mir zu. Ich stand vom Bett auf und zog sie schnell an. Ich wartete darauf das er mir mein Oberteil gab, tat er aber nicht. "Können wir?"

"Mein Oberteil?" hakte ich nach.

"Kriegst du nicht." antwortete er mir trocken.

"Wie bitte?!"

"Kriegst du nicht." widerholte er sich. Er kam auf mich zu. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Wie er das bisschen zu mir runter sah. Wie seine Hände sich meinem Kopf näherten und er meine Haare glatt strich. Ich konnte nichts machen. Mein Kopf schrie laut nein. Meinem Körper war das aber scheiß egal. 

ER LÄCHELTE. Er lächelte mich an! "Lass uns in die Kantine gehen." hörte ich seine Stimme. Mein Körper ließ mich Nicken, doch mein Kopf schrie das wir uns das nicht gefallen lassen sollen. "Wir machen Fortschritte, Prinzessin. Du widersprichst mir nicht." bemerkte er. Ich sagte dazu nichts.

Er legte seine Hand auf mein Kreuz und schob mich aus dem Raum. Auf den Weg nach unten realisierte ich erst richtig was eigentlich gerade passiert war. Als wir an dem Gang vorbei liefen, der zu meinem Zimmer führt wollte ich schnell abbiegen. Leo war schneller. Er umgriff meinen Oberarm und zog mich mit.  

Kurz vor der Kantine blieb ich stehen. "Lass mich nur kurz das Shirt richten." sagte ich eigentlich mehr zu mir selbst. Leo ließ meinen Arm los. Ich stopfte das T-shirt in meine Hose. Leo sah es sich an. Er griff nach etwas Stoff des Shirt's und zog es vorne raus. Erst so ließ er mich weiter.

Warum lasse ich das zu?

Leo und ich betraten die Kantine. Direkt verstummten alle. Ohne es zu beachten holte ich mir was zu essen. Mein Blick glitt zu Katie und Cassy, beide sahen mich mit einer Mischung von Erstaunen und Schock an.

Gefolgt von Leo setzte ich mich an den Tisch der Ältesten. Wir wurden von allen mit einem schmutzigen Schmunzeln empfangen. Im Augenwinkel sah ich wie eine beleidigte Beatriz davon stampfte. 

"Ich denke nicht nur wir hatten eine erfolgreiche Nacht." hörte ich Mia zu David murmeln.

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