Sah Rob eigentlich schon immer so gut aus oder war ihm dieser Umstand zuvor nur noch nie richtig augefallen? Oder wollte es ihm einfach nicht auffallen? Heimlich beobachtete Oscar den gebürtigen Russen aus der Ferne und war dabei so in seine Schwärmerei versunken, dass seine Wahrnehmung verschwamm und seine Aufmerksamkeit einzig allein Rob galt. Wieder wanderte sein Blick an seinem Teamkollegen hinunter, wobei er ihn von Kopf bis Fuß musterte. Er ertappte sich selber bei Gedanken, welche er eigentlich nicht haben sollte und ganz sicher nicht für seinen derzeitigen Teamkollegen, welcher zugleich seit Anfang an ein guter Freund für ihn war. Robert und er hatten sich auf Anhieb gut verstanden und Oscar genoss die Zeit, die er mit ihm verbringen durfte. Der Russe versprühte einfach gute Laune und steckte jeden mit seiner aufgeweckten Art an. Diese Laune war ziemlich beständig, nichts konnte Robert so schnell aus der Ruhe bringen, wofür Oscar ihn still und heimlich extrem beneidete.
Nur ein einziges Mal hatte er Robert eher in sich gekehrt gesehen, kurz nach dem überraschenden Tod seines geliebten Vaters. Oscar wusste nur zu gut, dass sein Teamkollege immer eine besondere und innige Bindung zu seinem Vater hatte, es hatte ihm förmlich den Boden unter den Füßen weggerissen, dass sein Vater von einem Tag auf den Anderen nicht mehr bei ihm war. Nicht mehr an seiner Seite stand, ihn nicht mehr bei seinen Rennen begleiten konnte, ihn nicht mehr in den Arm nehmen konnte. Sein Vater war sein Anker, ohne ihn trieb er hilflos durch tiefe Gewässer und drohte jederzeit zu ertrinken. Trotz des wenigen Kontaktes zu dessen Vater, hatte auch Oscar diese Nachricht mitgenommen. Es brach ihm das Herz, wenn er Rob so traurig sah und nicht wusste, wie er ihm wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Jedes Jahr teilte Robert zum Geburtstag seines Vaters Beiträge, deren Bildunterschriften ihm förmlich das Herz zerrissen. Sie waren gespickt mit Trauer, seine Trauer, die Rob der Welt mitteilte. Oscar vermochte sich gar nicht vorzustellen, seinen Vater so unvermittelt zu verlieren. Nicht nur einmal hatten sich Tränen in seinen Augen gesammelt, wenn Rob sich zu seinem Vater äußerte. Auch wenn es ein unglaublich schmerzhafter Verlust war, blieb Rob stark - für seinen Vater. Jeden Tag holte er das Beste aus sich heraus um seinen Vater stolz zu machen. Oscar bewunderte Rob für die Stärke, die er zeigte. Er wusste nicht, ob er dazu ebenfalls in der Lage wäre.
Hektisch fuhr er zu einem der Mechaniker rum, welcher ihn überraschenderweise ansprach und somit aus seinen trüben Gedanken holte, in denen er trieb. Wie er von seiner Schwärmerei für Rob zu dem Verlust des Vaters kam, wusste er selber nicht, doch hätte er diesen gedanklichen Umschwung gerne nicht gehabt. Schnell wischte er diesen negativen Gedanken beiseite und versuchte seine ganze Aufmerksamkeit auf das zu richten, was ihm gesagt wurde. Dies wäre bedeutend leichter gewesen, wenn Rob nicht genau in dem Moment ebenfalls dazugestoßen wäre, da diese Information ebenfalls relevant für ihn waren und nun dicht neben ihm stand. Oscar bemerkte, wie er zunehmend nervöser wurde, als er Rob's Präsenz verspüren konnte. Er versuchte diese auszublenden, was ihm nicht richtig gelingen wollte. Irgendwann gab er es auf und akzeptierte den Fakt, dass Robert ihn nervös machte. Sofort kamen die Gedanken zurück, wie gerne er Rob an seiner Seite hätte, wie gerne er dessen Lippen auf seinen spüren wollen würde und wie sehr er sich wünschte dauerhaft in Robert's Nähe zu sein, zu jeder Zeit bei ihm zu sein. Der Russe hatte ihm gewaltig den Kopf verdreht, was er zunächst nicht für möglich gehalten hatte.
Oscar hatte sich fest vorgenommen, sich nie wieder in irgendjemandem zu verlieben. Jedes Mal hatte es dazu geführt, dass ihm das Herz gebrochen wurde und er war sich ziemlich sicher, dass sein Herz dies nicht noch einmal aushalten würde. Es war übersät mit Narben, viel mehr frische Wunden könnte er nicht ertragen. Jeder Verrat schmerzte ihn so unglaublich sehr, dass sich immer mehr Narben auf seinem Herzen sammelten. Er war ein herzensguter Mensch, was ihm jedes Mal zum Verhängnis wurde. So musste er schmerzhaft feststellen, dass man als guter Mensch die Arschkarte in dieser Gesellschaft gezogen hatte, in der die Menschen nur so vor Egoismus trieften. Man kümmert sich um Leute, vertraute ihnen und dann stachen sie einem in den Rücken. Wahre Freunde waren schwer zu finden und mit der wahren Liebe war es noch schwerer. Doch ein Gefühl tief in ihm drin sagte ihm, dass Rob anders wäre. Er war ein unglaublich sanfter und liebevoller Mensch, der für jeden einstand, der ihm wichtig war. Nicht nur einmal hatte Robert ihn verteidigt vor Leuten, die es nicht besser wussten. Noch immer erinnerte er sich an das Zwinkern von seinem Retter in der Not, als er von mehreren Leuten aufs Übelste beleidigt wurde. Zusätzlich hatte sich dieses Lächeln auf den Lippen gebildet, welches Oscar's Knie jedes Mal weich wie Wackelpuddig werden ließ. Und so musste er sich eingestehen, dass er sich in Robert verliebt hatte. Hals über Kopf hatte es ihn erwischt, seine Gefühle drehten durch. Manchmal fühlte er sich wie ein pubertierender Jugendlicher, auch wenn er bereits aus dem Alter raus war.
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𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔
RomanceVolle Power, nervenzerreißende Action und echte Gefühle: Diese Kurzgeschichten nehmen dich mit auf die wilde Fahrt durch die Welt der Formel 1 - und erzählen dabei von überwiegend homosexuellen Paaren, die nicht nur auf, sondern auch neben der Strec...