59. Daniel Ricciardo x Lando Norris (Teil 2) 🔥

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A/N: TRIGGER WARNUNG - in diesem Kapitel werden sensible Themen behandelt, die vor allem in Bezug auf das aktuelle Rennen in Suzuka für einige Lesende verstörend sein können. Ich bitte euch dieses Kapitel und auch die folgenden nur dann zu lesen, wenn ihr damit kein Problem habt!

Jeder Tag, der kam, quälte ihn immer mehr und er fragte sich mittlerweile, ob seine Entscheidung die richtige gewesen ist oder ob er übereilt gehandelt hatte. So sehr ihn das Verhalten des Briten verletzt hatte, umso mehr vermisste er diesen nun in seinem Leben. Für die Außenwelt und das Team mussten sie weiterhin so tun, als ob zwischen ihnen alles in Ordnung sei und diese heile Welt aufrechterhalten, obwohl sie bereits eingestürzt war. Sie mussten ihre gewohnten Späße machen, sie mussten sich genauso einander gegenüber verhalten wie sonst auch. Zwar konnte er nur für sich sprechen, doch glaubte er in den Augen seines Ex-Freundes die gleichen Gefühle zu erkennen, welche auch ihn seitdem plagten: es schmerzte sie beide, dass sie sich so verhalten mussten und nicht den Abstand zueinander aufbauen konnten, den sie beide benötigten, um mit der Trennung irgendwie abzuschließen. Es fühlte sich seltsam verkehrt an seinen Teamkollegen zu berühren oder ihm auch nur nahe zu sein, wenn er die Umstände weiter betrachtete. Dennoch wussten sie beide ganz genau, dass die Zuschauer genau dies erwarteten: sie wollten weiterhin Aufnahmen ihrer gemeinsamen Momente haben, zumindest, solange sie noch für das gleiche Team an den Start gingen. Doch trotz dieser gemeinsamen Momente, die zeigen sollten, dass zwischen ihnen weiterhin alles gut ist und kein böses Blut herrscht, rollte eine Hasswelle nach der anderen über den Briten hinein. Seine Anhängerschaft war verärgert; sie hassten das Traditionsteam aus tiefstem Herzen und jeden, der sich auch nur negativ über ihn äußerte. Und das war Landos Pech: er äußerte sich für diese Leute zu negativ über ihn – zumindest in Bezug auf die Sympathien über den Verlust des Platzes -, wenn auch konstruktiv. Doch darauf nahmen diese Leute wenig Rücksicht, sie blendeten alles andere aus. Vor einer Woche hätte es ihn noch geschmerzt, wenn sich der Brite so über ihn geäußert hätte, doch mittlerweile überwog ein ganz anderer Schmerz, der alles andere vergessen ließ.

Das Rennen in Zandvoort, das Heimrennen seines besten Freundes und Favorit Max Verstappen war ein weiteres Rennen, welches er gerne für immer aus seinen Gedanken streichen wollen würde. Nach einem enttäuschenden Qualifying, welches nicht über Startplatz 17 hinaus ging, war auch das Rennen eine reine Katastrophe. Ihn beschlich ein weiteres Mal das Gefühl, dass sein Team ihn bewusst sabotieren wollte, damit deren Goldjunge im Rampenlicht glänzte. Dieser behielt seinen siebten Platz bei und fuhr ein solides Rennen, während er nie weiter als ein paar Plätze nach vorne kam. Kaum das er an den Punkten dran war, holte ihn das Team in die Box und warf ihn somit weit zurück. Die Ziellinie überquerte er als vorletzter, einzig Nicolas fuhr nach ihm durchs Ziel. Immer mehr drängte sich ihm die Frage auf, ob er seine Karriere vielleicht doch beenden und den Sport ein für alle Mal verlassen sollte; für seine mentale Gesundheit wäre dies ein Sechser im Lotto und diese war ihm deutlich wichtig. Seinen aufgestauten Frust bekam sein Team direkt nach dem Rennen ab, wofür er nicht einmal mehr von Schuldgefühlen geplagt wurde. Dennoch musste er sich zusammenreißen, als er zusammen mit seinem Teamkollegen eine Videobotschaft für die Zuschauer aufnehmen musste. Trotz ihrer Trennung und dem vorausgegangen Rennen fühlte sich diese gut an, insbesondere die Späße zwischen ihnen. Er dachte nicht weiter nach und tat das, was er in diesem Moment für richtig erachtete. Sein ganzer Körper kribbelte, nachdem er Lando für die kommende Woche in Italien auf eine original italienische Pizza einlud, bevor er im Anschluss seine Hände auf die seines Ex-Freundes legte.

In seinem Hotelzimmer, welches er nach rund zwei Jahren nun allein bezog, schaute er sich das vollständige Video noch ein weiteres Mal an und war irritiert von den Blicken, die der junge Brite ihm vereinzelt immer wieder zuwarf. Er konnte nicht mehr mitzählen, wie oft er sich das Video am Ende anschaute, doch schaffte er es nicht Klarheit für sich zu schaffen. Verwirrt von seinen Gefühlen und dem Verhalten seines Teamkollegen, erachtete er es für besser nicht weiter darüber nachzudenken und sich in den Schlaf zu flüchten. Er schaffte es seine Zähne zu putzen und sich für die Nacht fertig zu machen, bevor es an der Tür klopfte. Fragend lief er dorthin und überlegte, wer ihn zu dieser Uhrzeit noch sprechen wollte, und öffnete zögernd die Tür. „Sag mal, hast du noch das Hotelzimmer umgebaut, oder wieso hast du so lange gebraucht.", erklang die Stimme mit starkem niederländischem Akzent, die er unter tausenden wieder erkennen würde. Schnell öffnete er die Tür und ließ den Sieger des heutigen Rennens in sein Zimmer. „Nein, aber so spät habe ich heute nicht mehr mit Besuch gerechnet.", klärte er seinen besten Freund auf und schob sich an ihm vorbei ins Zimmer, wo er sich ins Bett verkroch. Irritiert blieb dieser stehen und schaute sich im Zimmer um, was ihm kaum merklich ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte. „Seit wann bist du denn so ordentlich, Mr. Ricciardo? So kenne ich dich ja gar nicht.", sagte Max bewundernd und setzte sich danach wieder in Bewegung, bis er das Bett ebenfalls erreichte. „Das liegt daran, dass ich keinen Mitbewohner mehr habe.", erklärte er und spürte im nächsten Moment, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog und das Lächeln aus seinem Gesicht verschwand. Der amtierende Weltmeister spürte, dass es ein heikles Thema für ihn war und wählte seine Worte mit Bedacht. „Es tut mir leid, Daniel.", kam es ihm nun reumütig über die Lippen und verwirrte ihn. „Warte, woher weißt du davon?", fragte er nach und schaute ihn mit schmalen Augen an. „Wovon? Deiner Beziehung mit Lando, oder dass ihr euch letzte Woche unschön getrennt habt und seitdem beide darunter leidet?", hakte Max nach, bevor er auf die Nachfrage antwortete und sich ein bisschen dichter zu ihm setzte. „Lando kam letzte Woche ganz aufgelöst in mein Zimmer, mit verquollenen und roten Augen. Er hat bestimmt eine Stunde geweint, wie ein Schlosshund, bevor er mir sagen konnte, was sein Problem war. Ich konnte meinen Ohren kaum trauen, dass ich erst dann von der Beziehung zwischen zwei von meinen Freunden erfahren habe, als diese zu Ende war. Warum hast du mir nie davon erzählt?"

𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt