62. Daniel Ricciardo x Lando Norris (alternatives Ende)

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„Ich war nicht dabei als er starb, aber ich konnte den Moment fühlen, an dem er von mir gegangen ist. Ich konnte spüren, dass er mich umarmt. Ich habe mich immer darüber aufgeregt, dass mein Herz mich anschreit, aber seit seinem Tod ist es still uns sagt gar nichts mehr, als wäre es mit ihm gestorben. Ich hätte nie gedacht, dass Leere so ruhig ist.", begann seine Rede und schaute zu den Trauergästen, die sich mit ihm in der Kirche eingefunden hatte. „Es heißt immer, man würde erst zu schätzen wissen, was man hat, bis man es verliert. Ich habe es immer für Schwachsinn gehalten und gedacht, ich würde die Menschen in meinem Leben genug schätzen. Ich habe gedacht, dass ich nichts bereuen würde, wenn die Menschen in meinem Umfeld eines Tages sterben. Bis ich ihn verloren habe. Als diese Nachricht kam, fielen mir mit einmal noch hundert Dinge ein, die ich ihm sagen wollte und nie die Möglichkeit dazu gefunden hatte. Ich wollte mich für so viele Dinge entschuldigen, die zwischen uns schiefgelaufen sind und habe nie wieder die Chance dazu. Ich werde nie wissen, ob er mir diese Dummheiten verziehen hätte oder nicht. Ich werde nie wissen, ob es zwischen uns ändern hätte können und ich nun nicht hier stehen müsste. Nicht hier sein müsste und diese Worte aussprechen müsste, die mir das Herz aus der Brust reißen. Kein Schmerz würde schlimmer sein als der, den ich in diesem Moment verspürt habe und der mich seitdem ständig begleitet. Mein Herz kann nicht mehr brechen, es ist in alle Einzelteile zerbrochen, als es passierte. Diese Splitter spüre ich jeden Tag, seitdem er ging. Ich erachte es als meine Strafe, weil ich ihn und seine Bemühungen nicht oft genug geschätzt habe.", sprach er weiter und spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten.

„Es heißt aber auch, dass die Menschen erst dann tot sind, wenn die Erinnerung an sie verblasst und man nicht mehr an sie denkt.", führte er fort, nachdem er sich weitestgehend gefangen hatte. „Ich habe mir geschworen, dass meine Erinnerung an ihn nie verblassen wird. Ich werde mich jeden Tag an ihn erinnern; daran erinnern, welche Lebensfreude er verbreitet hat. Erinnern, wie ich mich bei seinem Lächeln gefühlt habe und all die Dinge, die er für mich getan hat. Dieser Mann hat so viel für jeden um sich herumgegeben, er hat sich für uns alle aufgegeben. Dieser Mann hat seine Bedürfnisse immer zurückgestellt, wenn jemand seine Hilfe brauchte – aber niemand hat ihn je nach Hilfe gefragt. Wir alle haben es für selbstverständlich genommen und geglaubt, dass sich daran nie etwas ändern würde. Diese Chance, die sich ihm aufgetan hat, hat ihn das Leben gekostet. Er konnte sein Glück kaum fassen; er hatte es schon so lange nicht mehr erlebt. Das hat ihn übermütig werden lassen und ihn umgebracht.", las er weiter vor, während immer mehr Schluchzer aus den Reihen vor ihm zu vernehmen waren. „Jede medizinische Hilfe kam zu spät, obwohl sie dachten, dass es nicht fatal wäre – doch das war es. Nun ist er nicht mehr hier, doch meine Liebe für ihn wird immer bleiben, bis auch ich nicht mehr hier bin."

Damit beendete er seine Rede und stieg die Stufen hinunter zu seinen Eltern, die ebenfalls Tränen in den Augen hatten. Seine Mutter nahm ihn fest in die Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Haare, so wie auch er es immer getan hatte. Mit jeder Rede, die von Familienangehörigen und Freunden, sowie seinen Konkurrenten auf der Strecke kamen, flossen immer mehr Tränen und er war sich sicher, dass sie für immer fließen würden. Nachdem der letzte Fahrer seine Rede vorgetragen hatte, begaben sie sich nach draußen. Es fing an zu regnen, als ob auch der Himmel um den Verlust dieses wundervollen Menschen trauern würde. Sie alle nahmen ein letztes Mal Abschied, bevor der Sarg in die Grube eingelassen und verschüttet wurde. Als der letzte Haufen Erde dort gelandet war, brach er zusammen. Er wurde nach Hause gefahren – das zuhause, in dem sie gemeinsam gelebt hatten. Alles erinnerte ihn an seinen verstorbenen Freund, die Wohnung trug noch immer seinen Geruch. Wie schon die Wochen seit seinem Tod, verkroch er sich wieder in das Bett, wo er sich in den Pullover seines Freundes vergrub. Er wollte ihren Geruch noch so lange aufsaugen, bis auch dieser irgendwann verschwinden würde. Sein Äußeres war erschreckend, doch noch erschreckender war sein Inneres. Dieser Tod hatte ihm alles geraubt, was er besaß, und er litt. Unter seinen eingefallenen Augen bildeten sich dunkle Ringe, auch sein Gesicht wirkte grau. Er hatte abgenommen und wirkte jetzt mager. Die Rippen standen hervor und er fand kaum die Kraft aufzustehen.

𝑺𝒉𝒐𝒓𝒕 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt