„Fahr zur Hölle, du verdammtes Arschloch!"

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Montag: 11. November 2019

Samets Sicht:
Rauchend stehe ich auf dem Balkon und puste den Rauch in die kalte Luft heraus. Das Wetter hat sich vor einem Monat drastisch verändert und jetzt ist es wieder richtig kalt. Doch diese Kälte ist nichts, im Gegensatz zu der Kälte, die ich in meinem Inneren spüre. Zwei Tage ist es jetzt her, seid ich erfahren habe, dass ich Vater werde. Songül ist mit meinem Kind schwanger, und hat mir nichts davon erzählt. Ein Mädchen oder ein Junge? In welchem Monat ist sie? Ich habe keine Ahnung. Diese unerwartete Begegnung hat mich schon aus dem Konzept gebracht, aber ihr Bauch war dann das Highlight, der Anblick hat mich wirklich komplett aus der Bahn gebracht, sodass ich meine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle hatte und wütend wurde, sowie bei allem in den letzten Monaten. Diese unbändige Wut leitet meinen Körper und macht mein Handeln dabei unberechenbar. Das habe ich in ihren Augen gesehen. Kurz sah ich die Angst in in ihren Saphiren aufblitzen, Angst um ihr ungeborenes. Aber ich habe ihr schon einmal gesagt, dass ich mein Monster bin. Ich würde meinem Fleisch und Blut niemals etwas antun. 

Als die Sonne am Horizont aufgeht, drücke ich meine letzte Zigarette aus und betrete das Schlafzimmer, dass noch immer ihren Geruch in der Luft behielt, auch wenn schon drei Monate vergangen sind. Oder ich stelle mir das einfach nur vor, weil ich sie nicht vergessen kann. Den Geruch nicht beachten – was ich mir schon seit Monaten vornehme – ziehe ich mir einen neuen Anzug an und verlasse das Zimmer. Seit dem Verrat meines eigenen Cousins schlafe ich sehr selten, arbeite dafür umso mehr in der Firma. Diesmal mache ich alles alleine, damit mir so etwas nicht noch einmal passiert. Außer Eymen lasse ich keinen wirklich dran, nicht einmal Osman oder Sefa, auch wenn sie gar nichts getan haben. Geschäftspartner suche ich mir auch nur diejenigen aus, die ich selber kenne, sowie die Yildirim-Brüder, mit denen ich immer noch zusammen arbeite. Sie sind eine gute Firma und wir profitieren voneinander. Genau dort werde ich auch jetzt hingehen, da wir über die neue Ware sprechen wollen. Ohne irgendjemanden am Frühstückstisch zu beachten, verlasse ich das Haus und fahre mit dem Rang-Rover in Burhans Familienfirma. Dabei kommt mir wieder ihr Geruch in die Nase, der mich daran erinnert, dass ich in ein paar Monaten Vater werde. Nach Freitag habe ich darüber nachgedacht, aber nicht wirklich gehandelt. Was soll ich auch in so einer Situation machen? Diese Frau wollte sich von mir scheiden lassen, die Papiere liegen in meinem Schreibtischfach. Jetzt ist sie von mir schwanger!

* * * * * *  

Die Sekretärin von Burhan lässt mich durch, ohne ein Wort zu sagen. Ich muss mich nicht mehr ankündigen, wenn ich das Büro betreten möchte. Sie weiß, dass ich der Schwiegersohn von Kamil Yildirim bin. Offiziell sind wir auch nicht geschieden. Und dass wir getrennt sind, weiß auch niemand außer die Familien. Sachte klopfe ich gegen die Tür und betrete den Raum, als ich Burhans Stimme höre. Ich dachte, er redet mit mir, aber als ich im Büro bin, sehe ich noch jemanden im Büro sitzen. Als grüne Augen mich anschauen, spannt sich mein ganzer Körper wieder an. Auch wenn er damals nicht den Verrat begangen hat, macht er gerade den Fehler, mir meine Frau wegzunehmen. Wegen ihm hat sie sich von mir abgewendet, wegen ihm haben wir uns gestritten. Das gilt ebenfalls als Verrat. Aber auch ihr gebe ich die Schuld.

„Hallo, Samet. Es ist schön dich zu sehen."

„Das kann ich nicht sagen.", meine ich gespielt monoton, denn in meinem Inneren sieht es ganz anders aus. Da platze ich schon fast vor Wut. Er wagt es wirklich noch mit mir zu sprechen. Schnell wende ich mich an Burhan und nicke ihm zu.

„Ich warte solange draußen."

„Du muss nicht warten. Setz dich doch zu uns. Wir haben kein Problem damit.", höre ich auf einmal die Stimme des Bastards hinter mir und beiße fest die Zähne zusammen. Was hat er gerade gesagt?

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