„Gehst du am Freitag mit mir essen, Darling?"

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Mittwoch: 27.Februar 2019

Pfeifend betrete ich das Restaurant und begrüße meine Kollegen. Dann binde ich mir die Schürze um die Hüfte und löse Lilly und Nia ab, die sich von mir verabschieden. Heute darf ich endlich spät arbeiten. Deswegen konnte ich länger schlafen und über die letzten zwei Tage nach denken. Samet wollte, dass ich wieder bei ihnen bleibe, weil er jetzt die Wahrheit kennt. Das ist ein schönes Gefühl, hätte er am Samstag nicht so einen Fehler begangen. Die Worte, die ich ihm an den Kopf geworfen habe, meinte ich ernst. In diesem Moment fühlte ich mich wirklich wie eine Hure. Deswegen habe ich ihm nicht sofort nachgegeben. Anscheinend hat er das akzeptiert, was ich wirklich toll finde. Gestern habe ich mit Beyza gesprochen, die in ihrem Zimmer hockt und lernt. Ihre Freundin schickt ihr den Stoff aus der Uni, was sie versucht zu lernen. Sie hat versucht stark zu sein, aber ich weiß, dass sie es traurig darüber ist, Seyyid nicht mehr sehen zu können. Ich habe sie irgendwie aufgemuntert, das alles wieder gut wird.

Heute habe ich irgendwie gute Laune, da ich die Entscheidung von Samet, mich erst einmal in Ruhe zu lassen, ganz gut finde. Es ist das erste Mal, dass er wirklich auf meine Bedürfnisse eingeht. Auch wenn ich in den letzten Wochen ohne ihn schon fast depressiv geworden bin, würden mir diese paar Tage auch nicht schaden. Er hat mich schon verletzt.

Levent, mein Kollege, gibt mir einen Block und einen Stift und zwinkert mir zu. „Viel Spaß, Kleine." Lächelnd danke ich ihm und gehe zu den ersten Gästen, um ihre Bestellung aufzuschreiben.

„Entschuldigung?", höre ich eine Stimme und drehe mich freundlich um, nur um in das Gesicht von Samet und Eymen zu sehen, die an einem Tisch sitzen. Eymen hat seine Hand erhoben und winkt mich zu sich. Mein überraschtes Gesicht wandelt sich zu einem genervten, als ich auf sie zugehe. Das machen sie doch extra.

„Was kann ich euch bringen?", zwinge ich mich zu einem Lächeln. Schließlich muss ich immer nett zu Gästen sein.

„Ich nehme eine Lasagne und eine große Cola.", bestellt und zwinkert mir zu. Lächelnd schreibe ich es mir auf und drehe mich dann zu Samet, der mich die ganze Zeit beobachtet hat. Seine Blicke machen mich etwas nervös, weswegen ich mir auf die Lippe beiße, um mir nichts anmerken zu lassen. Möchte er jetzt bestellen oder nicht?

„Und was möchten sie?"

Er wendet seinen Kopf von mir ab und schaut auf die Karte.

„Hm...", lange überlegt er, bis ich irgendwann an meine Grenze komme. Gerade wollte ich meinen Mund aufmachen, als er doch bestellt.

„Ich nehme ein Steak, Medium und nicht so viel würzen. Dazu noch einen roten Wein.", genervt schreibe ich seine Bestellung auf und gehe zurück zu Levent, um ihm ihre Bestellungen zu geben. 15 Minuten später bekomme ich die Teller und begebe mich wieder zu den beiden, wo auf einmal eine rothaarige Frau stehen sehe, die sich mit MEINEM MANN unterhält und dabei mit ihren Locken spielt. Wieder genervt, weil ich hier keinen Anfall bekommen möchte – der Kunde ist Gast – gehe ich zum Tisch und lege die Teller vor die Männer.

„Ich bin verheiratet.", sagt Samet gerade, was mich innerlich doch Lächeln lässt, doch lasse ich mir äußerlich nichts anmerken. Er soll nicht denken, dann ich ihm deswegen verzeihen werde, denn ich spüre seinen Blick auf mir, was der rothaarigen Frau wohl auch auffällt, denn sie dreht sich schnaubend um und geht zu ihrem Tisch zurück.

„Guten Appetit.", wünsche ich den beiden und gehe wieder zurück zu Levent, der mein genervtes Gesicht sieht und belustigt lacht.

„Woher kennst du diesen Mann, Songül?"

„Ich bin mit ihm verheiratet.", erkläre ich ihm trocken und achte genau auf seine Reaktion. Erst fängt er an zu lachen – anscheinend nimmt er mich nicht ernst - ,doch als er bemerkt, dass ich nicht mit lache, fallen ihm fast die Augen heraus und sein Mund öffnet sich meilenweit.

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