„Meine kleine Hoffnung."

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Montag: 06. Januar 2020

„Ich habe so zugenommen.", jammere ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen, dabei sehe ich nicht, wie Beyza und Yusuf abi sich verzweifelte Blicke zuwerfen. Sie selber wissen nicht, wie sie es wieder gut machen sollen. Schließlich ist das ihre Schuld, dass ich jetzt fast am weinen bin.

„Yenge, wir haben es nicht so gemeint."

„Ja, Songül, wir meinen ja nur, dass dein Baby dich etwas rundlicher gemacht hat.", meint jetzt auch noch Yusuf abi, weshalb ich fassungslos meinen Blick hebe. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt? Auch Beyza schaut ihren Cousin wütend an. Meine Unterlippe fängt verdächtig an zu zittern. Meine Augen füllen sich mit Tränen, und wieder einmal verfluche ich diese verdammten Hormone. Ich bin froh, wenn mein Baby endlich auf dieser Welt ist. Dann kann ich bestimmt wieder klarer denken. Gerade werde ich nur unglaublich emotional, weil Yusuf abi mich fett genannt hat. Jammernd stehe ich auf und gehe zur Tür, als ich gegen etwas hartes knalle. Stöhnend halte ich mir die Stirn und schaue nach oben in blaue Augen. Ich bin wohl gegen Samet geknallt, der gerade das Büro betreten hat.

„Was ist hier los?"

„Die Beiden haben gesagt, ich bin fett.", antworte ich ihm und schaue schmollend zu ihm hoch. Seine Mundwinkel zucken belustigt, doch seine Hand streicht eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Du bist nicht fett, du bist wunderschön und du trägst unser Kind in dir."

Strahlend schaue ich zu ihm hoch und lege spontan meine Arme um seine Mitte. Seine Worte haben meinen Hormonen wieder richtig gut getan. Aber das bekommt er eigentlich auch so immer hin. Er weiß, was er sagen muss, um die richtigen Knöpfe zu drücken.

Im letzten Monat scheint er viel ruhiger geworden zu sein, als die Zeit davor, was ich herzlich begrüße. Da bin ich nicht umsonst gestresst und das tut auch meinem Baby gut. Auch begleitet er mich zu den Terminen beim Frauenarzt, wo er jedes Mal fasziniert von den Herztönen des Kindes, unseres Kindes ist. Er zeigt es zwar nicht, aber ich erkenne es in seinen Augen. Seine blauen Diamanten leuchten immer so hell.

Unsere Zusammenarbeit in dieser Firma und auch die Arbeit zwischen Samet und Yusuf abi läuft sehr gut. Die Panne von vor vier Monaten scheint vergessen zu sein, sie funktioniert und läuft besser als jemals zuvor. Es herrscht einfach Harmonie um die Familie und um die Mitarbeiter. Nichts scheint so zu sein, wie vor vielen Monaten, aber vielleicht war das auch gut so. Samet und ich scheinen irgendwie Freunde zu sein, obwohl wir uns manchmal näher kommen, aber bei ihm wohnen oder ihn küssen tue ich nicht. Das kann ich auch nicht. Meine Nähe zu ihm verdankt er dem Baby in meinem Bauch, aber tief in meinem Inneren weiß ich, dass mein Körper sich nach ihm verzehrt, genauso mein Herz, auch wenn die Wunden noch gut spürbar in meinem Herzen und in meinem Kopf sind. Langsam scheinen sie zu verheilen, aber die Narben werden wohl immer bleiben.

„Bist du bereit für das Essen, Darling?"

Ich nicke, nehme Mantel und Tasche und folge Samet aus dem Büro. Heute haben wir ein Geschäftsessen mit unseren Geschäftspartnern und Samet wollte, dass ich ihn unbedingt begleite. Offiziell sind wir ja nicht geschieden. Außerdem habe ich erfahren, dass Samet gerne mit mir angibt, wenn jeder meinen gewölbten Bauch sieht. Als hätte das nicht schon jeder auf der Gala gesehen.

Samet und ich setzen uns in seinen Rang Rover und fahren los. Das Essen wir im La Restaurante gegeben, wo sich Chase bestimmt schon wahnsinnig freut, am Telefon war er auf jeden Fall sehr aufgeregt.

„Hast du schon ein Kleid für den Henna Abend und die Hochzeit?"

„Nein, habe ich nicht. Wegen meinem Bauch passe ich nicht in jedes Kleid rein, da ist die Auswahl einfach zu klein.", antworte ich ihm seufzend und fahre mir über den Bauch. Ich bin schon Mitten im siebten Monat und dem entsprechend habe ich auch sehr zugenommen. Beyza und ich haben schon viele Kleider anprobiert, aber keins fand ich wirklich schön. Da sie schon einen Termin im Februar gefunden hat und es nicht mehr lange bis dahin ist, muss ich mich echt Mal beeilen.

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