Kapitel 67: Kai

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,,Das verstehst du nicht."

,,Richtig, ich verstehe es nicht. Also erklär es mir." Auffordernd sah ich Cole an.

,,Nein, wirklich, das verstehst du nicht."

,,Wenn ich es ohnehin nicht verstehe, warum bist du dann mitgekommen?"

,,Vielleicht, weil er dein Freund ist", hielt Nya dagegen.

,,Ich habe dir verboten mit irgendwem darüber zu sprechen", sagte ich wütend an sie gewandt. 

,,Was? Du hast ihnen doch erzählt, was passiert ist!", rief sie empört.

,,Ich habe gar nichts erzählt!"

Für einen kurzen Moment starrten wir uns schweigend an. 

,,Warte, wenn ich nichts erzählt habe, und du auch nicht", ihr Blick fiel auf Cole und Lloyd. ,,Woher wisst ihr beiden denn davon?"

Beide liefen rot an. 

,,Wisst ihr was, das ist mir jetzt zu dämlich." Genervt drehte ich mich um und verließ das Zimmer. ,,Ich habe nicht mit Skylor rumgemacht! Und entweder ihr glaubt mir das oder aber ihr lasst es bleiben."

Bereits nach wenigen Schritten, die ich über den Gang geeilt war, fuhr ein stechender Schmerz durch mein Bein und ließ mich innehalten. Nervös sah ich mich um, doch ich war allein.

Da es die anderen offenbar nicht für nötig hielten mein Zimmer zu verlassen, humpelte ich die Treppe nach unten und ging in die Küche. Mein Magen knurrte und ich wollte eine Kleinigkeit essen.

Als ich den Kühlschrank öffnete, war er leer. Einzig ein Stück Käse befand sich darin.

Genervt schlug ich die Tür wieder zu und durchforstete die Schränke und Regale. Bis auf einige wenige Gewürze, eine Packung Nudeln und zwei Keksen fand ich jedoch nichts. Und auf Nudeln ohne irgendeine Beilage konnte ich gut verzichten.

Mein weiterer Weg führte mich in die Cafeteria. Entrüstet musste ich feststellen, dass dort niemand war. Hatte ich mich in der Zeit geirrt? Mein Blick wanderte auf die große Uhr an der Wand. Es war erst 12:54 Uhr. 

Wieder knurrte mein Magen. Mit einem Seufzer wandte ich mich um zum Gehen, da betrat eine weitere Person die Cafeteria. Falls es noch möglich war, sank meine Laune noch tiefer.

,,Hier gibt es nichts", murmelte ich und ging an ihm vorbei.

,,Du siehst so aus als hättest du etwas anderes erwartet", erwiderte niemand Geringeres als Sensei Garmadon.

Irritiert blieb ich stehen. ,,Wenn die Uhr richtig geht, dann gibt es um diese Zeit normalerweise Mittagessen."

,,Hast du das Schild gelesen?"

,,Welches Schild?" Verdutzt drehte ich mich zu ihm um und folgte seinem Blick. Zögernd trat ich zwei Schritte näher. ,,Ach, das Schild."

,,Dieses Wochenende über bleibt die Cafeteria geschlossen. Ist dir das heute Morgen entgangen?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

,,Ich war heute Morgen nicht hier. Und unsere Küche ist auch leer", fügte ich vorwurfsvoll hinzu.

,,Demzufolge hast du heute noch gar nichts gegessen?", hackte er nach.

,,Ich denke, ich gehe in die Stadt und esse dort etwas", murmelte ich und unternahm einen zweiten Versuch zu gehen.

,,Nein, Kai, warte."

Abermals blieb ich stehen.

,,Ich hatte ohnehin vor mir eine Kleinigkeit zu kochen. Wenn du magst, koche ich für zwei. Das ist günstiger und vermutlich auch gesünder."

Perplex starrte ich ihn an. ,,Sie wollen, dass wir zu Zweit essen!?"

,,Spricht denn deiner Meinung nach etwas dagegen?"

Ich öffnete meinen Mund um etwas zu erwidern. Doch dann hielt ich inne. Vermutlich würde die Erfahrung allein mit ihm zu essen sehr unangenehm werden, dennoch empfand ich die Aussicht darauf momentan besser als mich unter Schmerzen in die Stadt zu schleppen, nur um etwas zu essen.

Er bemerkte, dass ich im Stillen zugestimmt hatte. ,,Komm, du kannst mir helfen." Mit diesen Worten führte er aus der Cafeteria ins gegenüberliegende Lehrerwohnheim.

Ich begrüßte es, dass er vor mir lief und so nicht mein Gesicht sehen konnte, wie ich es bei jedem Schritt, den ich ging, vor Schmerzen verzog. 

Wir liefen vorbei an dem Lehrerzimmer und dem Sanitätszimmer. Er schloss die vor uns liegende Tür auf und ließ mich eintreten. 

Schweigend sah ich mich um. Rein vom Aufbau ähnelte die Küche der unserer. Doch schnell erkannte ich, dass sie deutlich mehr Gewürze enthielt, darüber hinaus eine ordentliche Menge an frischem Obst und Gemüse, sowie anderen Lebensmitteln, bei deren Anblick mein Magen erneut zu knurren begann.

Er sah mich an. ,,Magst du Kare Raisu?"

,,Mein Vater hat das oft gekocht", sagte ich. ,,Und ich mochte es immer sehr gerne." Bilder an längst vergangene Tage schossen in meinen Kopf und lösten ein Gefühl von Sehnsucht aus. Sehnsucht nach einer Person, die ich niemals wieder sehen würde. ,,Es war das Lieblingsgericht meiner Mutter."

Sein stechender Blick lag weiterhin auf mir. ,,Gut, dann hoffe ich, dass wir beide es so gut wie dein Vater hinbekommen."

Ich nickte lediglich und begann damit die Möhren zu schälen, die er mir hinlegte. Krampfhaft versuchte ich den Gedanken daran, dass er mein Onkel war, aus meinem Kopf zu verbannen.

,,Du hast mir nie von deiner Mutter erzählt", begann er, während er den Reis kochte.

Meine Mutter war seine Schwester, das wusste ich. Doch er wusste nicht, dass ich es wusste.

,,Ich habe Ihnen generell nicht viel erzählt."

,,Stimmt. Und es ist in Ordnung, wenn du nicht darüber sprechen möchtest."

,,Sie hat uns verlassen, als wir noch klein waren. Ich habe nie verstanden, was der Grund dafür war. Ich glaube, unser Vater selbst wusste den Grund dafür nicht."

,,Das muss schrecklich gewesen sein", murmelte er und warf mir einen mitleidigen Blick zu. ,,Kannst du dich doch an sie erinnern?"

,,Kaum", gestand ich und griff nach der nächsten Möhre. Da ich nicht weiter darüber sprechen wollte, wechselte ich das Thema. ,,Glauben Sie mir wenigstens, dass ich gestern mit Skylor lediglich geredet habe?"

,,Ist es dir denn wichtig, dass ich dir glaube?"

Ich seufzte. ,,Die anderen tun es nicht. Dabei müsste Nya am besten wissen, dass ich mit Skylor abgeschlossen habe. Immerhin war sie es doch, die für ihren Tod verantwortlich war."

,,Für ihren Tod?", fragte er leise, konnte das Entsetzen in seiner Stimme jedoch nicht verbergen.

,,Ayumi", murmelte ich. ,,Ich habe Ihnen doch einst von ihrem Tod erzählt."

Er warf mir einen merkwürdigen Blick zu. ,,Dann kannst du dich also wieder daran erinnern."

,,Woran?", fragte ich dumpf. Dann spürte ich die aufkeimende Panik. 

Es geschah in den wenigen Stunden zwischen meinem Sturz von der Treppe und dem Moment, in dem ich ihm erzählt hatte, mich bis zu der Auseinandersetzung in Lloyds Zimmer wieder an alles erinnern zu können. 

Nie hatte ich erwähnt, dass ich mich wieder an die Stunden dazwischen erinnern konnte. In diesen Stunden war einfach zu viel passiert, dass ich versucht hatte zu verdrängen. Der Kuss von Lloyd, die Tatsache, dass ich meinem Sensei das Du angeboten hatte und ihn darum gebeten hatte, mir eine Gutenachtgeschichte vorzulesen.

Je mehr ich darüber nachdachte, desto röter wurde mein Gesicht. Ein Blick zum Sensei verriet mir, dass er mich noch immer anstarrte. Verdammt, da musste ich mich jetzt irgendwie wieder rausreden.

Ninjago: Blaue FlammenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang