3 - [Der Ort]

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Ruby erzählte am Esstisch, dass sie von ihren neuen Freunden mit dem Auto abgeholt werden sollte.

Sie hatte mich ignoriert und sprach nur mit unseren Eltern. Ich fühlte mich nicht schlecht, dennoch empfand ich ihr Verhalten als übertrieben.

Ein hupen ertönte. Voller Begeisterung rannte Ruby aus dem Haus hinaus.

Ich blickte zu meinen Eltern hoch. Sie wollten etwas sagen.
,,Ruby hat uns erzählt, dass du in letzter Zeit, oft beim Strand bist" Erklärte mein Vater freudig.

Meine Eltern konnte ihre Freude kaum in Zaun halten. Da ich wohl endlich verstand, was das Meer so besonders machte.

Sie lernten sich am Strand kennen, gestanden ihre Liebe an einem und hatten auch dort ihren ersten Kuss.

Meine Mutter fragte mich mit einem breiten Lächeln:
,,Seit wann magst du denn das Meer? Normalerweise warst du immer vom Wasser genervt" Ich zuckte einfach mit den Schultern und schwieg, ehe ich mich auf den Schulweg machte.

Ich betrat den lauten Raum, in dem sich meine Klasse befand. Ich stand im Rahmen der Tür. Sie alle schauten mich wütend an.

Ayla und Carmen waren beide nicht da. Ich lief zu meinem Platz. Die Augen meiner Mitschüler folgten mir zu diesem.

Die Stunde begann, als unser Lehrer nur kurze Zeit später den Raum betrat. In mitten des Unterrichts, stand Ayla in der Tür.
,,Miss Collins! Können Sie mir sagen, warum Sie sich erst jetzt zu uns gesellen?" Sprach unser Lehrer wütend. Sie hingegen, lächelte nur provozierend.

Ein Blauesauge und viele große Kratzer zierten ihr Gesicht und ihren Unterarm.

Ich hatte den Verdacht nun schon eine kleine Weile, aber...wäre es vielleicht möglich, dass Aylas Eltern sie...?

Ich schüttelte diesen Gedanken ab.
,,Ich hatte noch etwas wichtiges zu erledigen!" Antwortete sie auf die Frage des Lehrers.

Die Blicke, die meine Mitschüler Ayla gaben, waren unbeschreiblich. Eine Mischung aus puren Zorn und Angst. Sogar die wütende Miene des Lehrers war verunsichert gewesen.

Die Stunde kam zu einem schnellen Ende, in der ich mich zur  Mittagspause mit Ayla außerhalb der Cafeteria wiederfand. Ich machte mir sorgen um sie.
,,Sag mal, was ist eigentlich mit deinen Eltern?" Eventuell was er es taktlos von mir, aber ich musste einfach wissen, ob es ihr gut ging.

Das Lachen, welches sie gerade noch trug, verblasste auf der Stelle.
,,Ich rede nicht über sie, und du solltest das auch nicht tun" Sie wirkte etwas Veletzt über meine Frage. Schuldgefühle begannen sich in mir auszubreiten.

Ich strich ihr das Haare aus dem Gesicht und legte meinen Kopf auf ihre Schulter.

Ich konnte sehen, wie das Lächeln wieder kam.
,,Was ist eigentlich mit deiner Schwester?" Ich stöhnte genervt auf.
,,Wir haben uns gestritten. Und ich will nicht darüber reden!" Ayla war eine neugierige Person gewesen, weswegen ich dies klar stellen wollte

Aber...ich war wahrscheinlich genauso neugierig wie sie.

Ich merkte wie sie ihren Arm um meine Schulter schlang und mit ihren Fingern durch meine Haare glitt.
,,Was machen wir heute nach der Schule?" Aylas Stimme hatte einen ungewöhnlich ruhigen Ton in sich.

Ihre Stimme klang tiefer, attraktiver als sonst. Ich wusste nicht, warum ich so dachte, aber ich fühlte mich wohl!
,,An was hast du denn gedacht?" Ich schloss meine Augen.

Selten genoss ich die Berührungen einer Person, so sehr wie in diesen Augenblick.
,,Wie wäre es, wenn ich dir meinen zweit-lieblingsort zeige?" Es machte mich glücklich, dass Ayla mir so vertraute.

Ich summte freudig auf ihre Frage auf. Ich fühlte mich glücklich, doch dann kamen die Erinnerungen von gestern Abend wieder in meinen Kopf.

Ich schreckte auf und fiel zusammen mit Ayla zur Seite. Ihren Arme hatte sie immer noch um mich geschlungen, als wir nach hinten fielen.

Ayla lag auf mir und lächelte mich neugierig an.
,,Was ist denn?" Es musste doch einen Grund geben, warum sie so einen schlechten Ruf hatte.

Mein Blick wurde immer trauriger. Ich spürte wie Ayla ihre Hand zu meiner Wange führte. Es war irgendwie beruhigend.
,,Warum mögen die anderen dich nicht?" Fragte ich zögerlich.

Ihre sonst so geweiteten Augen, wirkten nun betrübt. Sie mied meinen Blick, als sie mir auf half. Wir schwiegen bis das klingen zur nächsten Stunde ertönte.

Ich hätte wissen sollen, dass man manche Sachen einfach für sich behält.

***

Ich verabredete mich mit Ayla am Schultor. Ich hielt Ruby's Fahrrad, mit dem ich hergekommen bin, neben mir.

Ruby kam von links und Ayla kam von rechts. Sie beide liefen auf mich zu.

Ruby schaute mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen worden.
,,Hatte ich nicht gesagt, dass du dich von ihr fern halten sollst!" Sprach sie leise, aber aggressiv.

Aylas Miene wurde immer finsterer.
,,Du hast nicht über Claires Leben zu entscheiden!" Sprach sie. Aylas Stimme war unbeschreiblich. Ich wusste nicht, was ich empfinden sollte, als ich sie hörte.

Ruby schien allerdings deutlich eingeschüchtert zu sein. Sie ging ein paar Schritte zurück.
,,Ich hatte dir noch gar nicht erzählt, was mit Adam geschah" Sagte sie und hielt ihre Tränen davon ab, über ihre Wangen zu laufen. Sie gehörte schon immer zu der sensibeleren Seite.

Ich fühlte mich schlecht, doch meine Vorfreude etwas mit Ayla zu machen überwiegte.

Ich wandte meiner Schwester den Rücken zu.
,,Zieh nicht so ein Gesicht. Wir werden viel Spaß haben!" Lachte sie auf.

Ayla nahm sich das Fahrrad und setzte sich auf den Sattel. Ich setzte mich auf den Gebäckträger.

Ohne zu zögern trat sie in die Pedale. Sie war so schnell, dass ich meine Arme um ihre Taille schlingen musste, damit ich nicht herunter fiel.

Ich dachte, dass sie mir einen Ort außerhalb der Stadt zeigen würde, der Ort war zwar etwas weiter weg, trotzdem zählte er aber noch zu Devils Lake.

Es war ein altes verlassens Fabrikgelände.

Wir stiegen beide vom Fahrrad ab und legten dieses auf den Boden. Die Atmosphäre, die dieser Ort ausstrahlt, war gruselig.

Ich bekam Angst, doch Ayla nahm mich bei der Hand und lief mit mir zu einem kleinen Spalt.

Es war eine Lücke in der Wand, durch die wir gerade noch durch passten.
,,Ich hab Angst" Sprach ich mit zitternder Stimme.
,,Brauchst du nicht, versprochen! Halt dich einfach an mir fest" Es war dunkel. Während ich meine Fähigkeit zu Sehen verlor, passte sich Ayla perfekt der Dunkelheit an.

Sie führte mich zu einer Treppe. Ich wollte gerade das Geländer anfassen, doch sie sprach:
,,Halt dich nicht dort fest, es ist ziemlich morsch" Ich lief ein paar Schritte nach rechts, um mich an der kalten Steinwand zu lehnen.

Kleine vereinzelte Lichtstrahl kamen immer näher auf uns zu, bis wir auf dem Dach der Fabrik standen.

Im Gegensatz zu den Treppen, hatte das Dach kein Geländer. Der kalte Wind wehnte hier oben stark.

Ich nahm das kichern von Ayla wahr, welche in den Himmel hoch schaute. Der Himmel hatte jede Farbe des Regenbogens angenommen, als die Sonne zu sinken begann.
,,Wow!" Das war alles, was ich hervorbrachte.

Ayla setzte sich und ich tat es ihr, noch immer sprachlos, gleich.
,,Wunderschön, nicht wahr?" Fragte sie mich. Aylas Stimme hatte heute schon oft anders geklungen, doch das machte sie nur schöner. In diesem Moment, wollte ich nur sie hören.

Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Ihre strahlenden Augen und ihr freudiges Lächeln, es war unglaublich!
,,Atemberaubend" Ich wusste nicht, ob ich auf ihre Frage antwortete oder sogar sie selbst meinte.

Oceans Melody Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt