6 - [Die Entführung]

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Missing

Name: Ruby Hilton
Geburtstag : 4.05.20XX
Größe: 169 cm
Aussehen: Langes Natur rotes Haar, braune Augen, Sommersprossen in der Gesichts- und Schulterregion.
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Das Opfer verschwand am 14.06.20XX. Der Zeitraum des verschwindes, wird zwischen 14-17Uhr geschätzt

Wenn Sie etwas gesehen haben, dann rufen Sie diese Nummer an: XXX-XXX-XXX
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Solche Flyer waren in der gesamten Stadt verteilt. Sie hatten jedoch  keinerlei Hinweise eingebracht.

Nicht einmal Ruby's Freunde wussten was passiert war. Sie alle gaben im Verhör an, dass sie sich an dem Tag nicht nach der Schule treffen wollten.

Ruby hatte etwas verheimlicht. Vor ihren Freunden, vor unseren Eltern und am aller wichtigste, vor mir!

Die Polizei hatte seit ihren Verschwinden, vor drei Tagen, eine Ausgangsspärre veranlasst. Die Eltern brachten ihre Kinder zur Schule und holten sie auch, von dieser wieder ab.

Ich ging in den letzten Tagen nicht mehr zur Schule. Ich wollte den Blick meiner Mitschüler nicht ausgesetzt sein.

Ayla hielt mir aber dank Videoanrufen Gesellschaft. Sie besaß nicht wirklich viel Empathie, doch das wollte ich auch nicht. Ich wollte nicht bemitleidet werden, ich wollte und brauchte auch nur Ablenkung. Und diese Ablenkung verschaffte mir Ayla.

Sie redete über zusammenhangslose Sachen, die keinen Sinn ergaben. Sie verlor schnell ihren roten Faden und stürzte sich ins nächste Thema.

Ayla war ein Freigeist, den man nicht zu Hause anketten konnte. Bei jeden unserer Anrufe war sie woanders.

Mal hörte ich das Wasser rauschen, dann hörte ich den Wind pfeifen und manchmal hörte ich die Stöcker brechen.

Mal war sie am Meer, dann auf dem Dach der Fabrik, und manchmal lief sie einfach durch den Wald.

Ihr Verhalten machte mir zwar Sorgen, doch so lange ich sie durch die Kamera sah, wusste ich, dass es ihr gut ging.

Ich vernahm ein klingeln.
,,Ich muss jetzt auflegen" Gestand ich Ayla. Sie winkte mir nicht zum Abschied und 'Auf Wiedersehen' sagte sie auch nicht, nein. Zum Abschied spitzte sie ihre Lippen und zeigte mir so, wie sehr sie sich nach mir sehnte.

Die Polizei kam in meiner Zimmer, mit zwei Stühlen, die sie aus der Küche mitgebracht hatten, hinein. Sie setzte sich zu mir ans Bett. Meine Eltern, die mit geschwollen Augen im Türrahmen standen, schlossen nun die Tür.

Einer der beiden räusperte sich und signalisierte mir, dass wir nun anfangen würden.
,,Claire, alle Opfer hatten etwas gemeinsam, das wissen sie auch. Und wir reden hier nicht von der Schule. Alle Opfer hatten eine Verbindung, mit ihrer Mitschülerin Ayla Collins-" Ich ahnte auf was die Officers aus waren.

Ayla hatte mit jedem Opfer etwas zu tun, also war es klar, dass sie die hauptverdächtige war.

Doch das war der Teufelskreis! Würde ich erzählen, dass sie und Ruby Streit hatten, dann würde ich Ayla belasten. Doch erzähle ich nichts, dann sehe ich Ruby vielleicht nie wieder!

Diese verurteilenden Blicke, die die Polizisten mir zu warfen, hielt ich nicht aus.
,,Wir wissen, dass mehr dahinter steckt. Warum möchtest du, die Potenziale Entführerin deiner Schwester decken?" Ayla war komisch, aber das sie das Zeug dazu hatte, war schwer vorstellbar.

Es machte mich sauer.
,,Haben sie denn handfeste Beweise, dass sie es war?" Die beiden lächelten mich an, sie machten sich über mich lustig.
,,Ihre Eltern sind seit Wochen, nicht mehr zur Arbeit erschienen. Es wurden zwei Handgeschriebene Briefe, an deren jeweiligen Arbeitsstellen Geschick. Keinen der Briefe wurde allerdings von den Eltern geschrieben. Die Handschrift und die Unterschrift weisten, wenn auch nur schwache, Unterschiede auf. Außerdem wurden die beiden, seit dem Verschicken der Briefe, nicht mehr gesehen" Ich schaute zum Boden. Meine ausgestreckten Hände formten sich zu kleinen Fäusten.

Eine Hand lag auf meiner Schulter.
,,Haben sie denn irgendwas bei ihr zuhause gefunden? Wenn Sie ihr sowas unterstellen, dann hatten Sie garantiert auch einen Durchsuchungsbeschluss!" Alles schien immer offensichtlicher auf Ayla zu deuten.

Meine Vorwürfe wuchsen mit jeder Sekunde! Wenn ich mich einfach von Ayla fern gehalten hätte, dann wären Ruby und Carmen noch hier!

Ich vernahm wieder das räuspern des Officers.
,,Wir waren bei ihr. Keinerlei Anzeichen ihrer Eltern, sie sind wie vom Erdboden verschluckt" Ich atmete tief ein.

Ich wusste noch nicht so recht, was ich für Ayla empfand, doch ich wollte sie nicht in Gefahr bringen.

Wenn ich der Polizei half, dann hätte ich meine Schwester wiedersehen können, doch hätte ich auch Ayla belasten oder vielleicht auch ihre Unschuld beweisen können.

Widerwillig gab ich der Polizei, dass was sie wollten.
,,Was wollen sie wissen?" Meine Stimme war brüchig.
,,Kennst du einen Ort, an dem Ayla etwas verstecken könnte, ohne das es je gefunden wird?" Meinen Sie Menschen?
,,Die alte verlasse Ferbrik" Sie erhoben sich von ihren Stühlen.

Ich wurde gebeten, sie zu ihren Wagen zu begleiten. Ich sollte ihnen den Weg zur Fabrik zeigen.

Von meinen Haus bis zur Fabrik, war es ein relativ langer Weg. Die Sonne fing langsam an, Platz für den Mond zu schaffen.

Alles war so laut. Das tappen der Finger am Lenkrad, dass ein- und ausatmen und der Wind, der gegen die Windschutzscheibe prallte.
,,Woher weißt du, von der Fabrik?" Wurde ich aus meiner Panik gerissen.
,,Ayla nahm mich dorthin mit" Ich verschränkte meine Arme und lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe.

,,Was habt ihr dort gemacht?" Ich wusste nicht, ob sie ihren Job machten, oder aus Neugier fragten.
,,Den Sonnenuntergang angesehen" Meine Sicht fing an, langsam zu verschwimmen. Ich wollte nicht weinen.

Bevor ich es überhaupt bemerkte, kam der Wagen zum Halt.

Die Sonnenstrahlen schien durch die zerbrochenen Transportröhren, die Ranken ragten anmutig bis zum Dach des Gebäudes hoch und das zwitschern der Vögel ließ diesen Ort einladend aussehen.

Ich bereue es!

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