8 - [Das Treffen]

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Ich merkte, wie etwas meine Beine streifte. Ich schaute vom Himmel ins Wasser herab.

Bis zu Aylas Nase, steckte ihr gesamter Körper Unterwasser. Ich kicherte leicht auf.

Sie legte ihre Hände auf den Steg und zog ihren Oberkörper nach oben. Wieder war sie Vollbekleidet.

Mit ihren nassen Händen hielt sie mein Gesicht. Langsam führte sie unsere Lippen auf einander zu.

Das elektrisierende Gefühl vom letzten mal, war gehemmt. Es fühlte sich nicht so an, wie beim ersten mal.

Ich konnte den Kuss nicht genießen.
,,Was ist los? Ist es wegen Ruby?" Meine Augen röteten sich.
,,Woher bekommst du immer diese Flecken?" Ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter ab, so musste ich ihr nicht in die Augen schauen.

Ich hörte wie sie tief ausatmete.
,,Du würdest mich hassen, wenn du wüsstest woher!" Versicherte sie mir.

Ich wollte diese Antwort nicht!! Sie sollte sagen; dass sie hingefallen war, einen Streit mit jemandem hatte, aber nicht, dass ich sie hassen würde!

Ich kratzte mit meinen Nägeln, am Holz des Stegs.
,,Ich würde dich nicht hassen" Versprach ich ihr.
,,Sicher?" Hakte Ayla nach.

Meine innere Unruhe breitete sich immer weiter aus.
,,Was glaubst du, wo sie jetzt ist?" Ich merkte wie sich ihr Körper sofort anspannte.

Sie atmete nervös ein und aus.
,,Egal wo sie ist, ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht" Diese Antwort gab mir etwas Frieden.

Hatte sie Ruby also nichts getan, oder sagte Ayla dies, weil sie schon längst tot war? Ich schüttelte diesen Gedanken schnell ab! Ich wollte nicht daran denken, dass es eine Möglichkeit gab, in der meine Schwester tot war.

Sie legte ihren Arm um meine Schulter und drückte noch einen Kuss auf meine Stirn.
,,Wir sollten diesen Moment genießen" Summte Sie etwas enttäuscht, wegen meiner Laune.

Wir saßen wenige Sekunden schweigend da, doch Ayla meldete sich wieder zu Wort:
,,Wie bist du überhaupt nach draußen gekommen, ich dachte deine Eltern würden dich rund um die Uhr überwachen?" Ich hielt für einen kurzen Moment die Luft an.

Ich vernahm wieder dieses Rauchen, einer der Polizisten sagte mir, was ich erzählen sollte:
,,Ich sagte ihnen; dass ich schlafen ging und schlich mich aus dem Fenster" Sie legte ihren Kopf auf meinen.
,,Hattest du keine Angst raus zu gehen?" Meine Brust zog sich zusammen.

Es tat so weh, zu wissen, dass Ayla an Ruby's verschwinden eine Mitschuld trug.

Ich schaute zu ihr auf, sie sah traurig und leicht verängstigt aus. Ich nahm meinen Kopf von ihrer Schulter und schaute in ihre Augen. Ihr Tränenfilm verdickte sich leicht, doch keine Träne lief ihre Wange runter.

Ich nahm sie in den Arm. Sie kann Ruby nichts getan haben, wenn sie sich so benimmt! Redete Ich mir immer wieder ein.
,,Was ist los?" Fragte ich mit einen zitternden Unterton.
,,Ich will nicht, dass du mich hasst!" Sie atmete schnell, ihr schluchzen war laut.

Ihr Körper strömte eine beunruhigende Hitze aus, obwohl sie immer noch, in ihren durchnässten Sachen auf den Steg saß.
,,Warum sollte ich dich hassen?" Ich versuchte so ruhig zu klingen, wie möglich.
,,Weil ich etwas fürchterliches getan habe!" Damit war es bestätigt! Ayla hatte etwas mit den Entführungen und dem Doppelmord zu tun, auch wenn sie kein genaues Geständnis ablegte.

Ich gab mein bestes, doch auch bei mir, fingen die Tränen an zu laufen.
,,Was hast du den getan?" In meiner Stimme lag Verzweifelung.

Sie wollte meine Frage nicht beantworten. Sie drückte mich von ihr weg, und ließ sich ins Wasser herab. Mit einer ausgestreckten Hand, wollte Ayla mich ins Wasser ziehen.

Das Rauschen kam wieder.
,,Geh nicht ins Wasser!" Befahl mir der Officer, doch ich ignorierte den Befehl.

Ich nahm Aylas Hand und stieg ins kalte Wasser zu ihr.
,,Warum magst du den Strand eigentlich so?" Ich war neugierig. Das waren vielleicht meine letzten Momente mit ihr, und ich wollte keine Sekunde davon verschwenden.

Sie nahm meine beiden Hände und verpflechtete diese mit ihren zusammen. Rückwärts schwamm sie auf die Klippen zu.
,,Ich weiss es nicht. Vielleicht gefällt mir auch einfach das Gefühle von Chaos" Ich verstand nicht, was sie meinte.
,,Was soll das heißen?" Ich legte meine Arme um ihren Hals.

Sie lachte leicht.
,,Ich mag keine Regeln und Unterwasser gibt es keine!" Ich hatte eine wage Vermutung, was sie damit meinte.

Unterwasser fühlte es sich so an, als würde man die Kontrolle verlieren. Die Gesetze der Physik, die wir am Land gewohnt waren, verhielten sich im Wasser anders.

Wir kamen den Klippen immer näher. Die Wellen schlugen härter auf die Wasseroberfläche ein.

Ich nahm das Rauschen wieder wahr:
,,Wir haben um die Klippen herum, überall Polizisten positioniert. Sollte sie irgendetwas versuchen, haben wir freie Schussbahn!" Ein Blauton schlich sich auf meine Lippen. Es war nicht das Wasser und auch nicht die frische Luft, die mein Blut zum gefrieren brachte, sondern der Gedanke, dass Ayla jede Sekunde sterben könnte.

Die Wellen kamen immer näher auf uns zu. Zu wissen, dass sie auf uns niederschlugen, war angsteinflößend.
,,Warum wolltest du hierher?" Die Wellen waren laut, ich musste schon fast schreien.
,,Wer weiss" Ihr eben noch trauriger Ausdruck verschwand, sie war wie ausgewechselt.

Ihre Augen strömten eine ungewöhnliche Kälte aus. Sie machte mir Angst.
,,Du wirst mich hassen! Du bist mein Glück, aber wenn du mich hasst, dann stehst du meinem Glück im Weg!" Sie war laut und aggressiv.

Ich versuchte mich aus ihren Griff zu lösen, doch ihre Finger bohrten sich in meine Haut.
,,Du tust mir weh!" Schrie ich sie an.

Ein Rauschen, dann eine vertraute Stimme.
,,Sollen wir schießen?" Wurde ich gefragt, doch ich antwortete nicht.

Ayla zog mich immer näher an die Wellen. Meine Arme und Beine wurden immer schwere, es war ein Kraftakt mich an der Oberfläche zu halten.

Die Wellen schlugen auf uns ein.
,,Es tut mir leid" Ayla lächelte, und trotzdem wirkte ihr Gesichtsausdruck so leblos, wie bei einer Puppe.

Ihre Hände wanderten. Sie näherte sich noch einmal meinen Gesicht. Sie strich meine Haare aus meinen Gesicht und platzierte ihre Lippen auf meinen.

Sie war zärtlich, doch nur für diesen Moment. Sie wiederholte ihre Worte noch einmal:
,,Es tut mir leid!" Sie packte mich am Hals und drückte mich nach unten.

Ich brach in Panik aus. Das rauschen war weg. Ich schrie. Ich bekam keine Luft mehr. Ich schaute mich verzweifelt um...und dann wusste ich, warum sie mich zu den Klippen führte.

Jetzt wusste ich, warum sie bei unserer ersten Begegnung, wissen wollte, ob ich sie davor gesehen hatte!

Die Sauerstoffzufuhr war endgültig unterbrochen, ich verlor mein Bewusstsein und hörte auf mich zu wehren...

Oceans Melody Where stories live. Discover now