Kapitel 28

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Es war soweit. Langsam ging die Sonne über dem Wald unter, tauchte die Tannen und Fichten in schwarze Schatten.

Der warme Atem der Pferde war in der kalten Abendluft sichtbar, schwirrte um sie herum, wie ein Schwarm Mücken.

Novi umklammerte das geflochtene Halfter der braunen Stute mit der einen Hand, die andere ruhte auf den leicht bebenden Nüstern des Tieres

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Novi umklammerte das geflochtene Halfter der braunen Stute mit der einen Hand, die andere ruhte auf den leicht bebenden Nüstern des Tieres. Sie beobachtete aus etwas Entfernung, wie Kjell ein paar letzte Worte mit Daphne wechselte, die sich dazu bereit erklärt hatte, auf die Siedlung Acht zu geben, bis sie wieder zurück waren. Falls sie jemals wieder zurückkamen. Sie versuchte zu hören, worüber sie sich unterhielten, doch ein Ziehen an ihrer braunen Hose lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Zähne ihrer Stute, die versuchten den weichen Stoff zu zermahlen.

„Lass das", flüsterte sie ihr zu, zog ihr den Saum aus dem Maul und glättete ihn wieder. Sie war dankbar um die neue Kleidung, die sie von Thyri bekommen hatte, die um einiges praktikabler war, als das rote Kleid, das sie seit dem Ball getragen hatte. Ihren Oberkörper zierte nun eine recht enge weiße Bluse, die sie an das Hemd erinnerte, das Azariel ihr damals in seiner Hütte gegeben hatte. Sie schüttelte den Gedanken sofort wieder ab, wollte nicht an diesen verräterischen Elfen denken, der womöglich bereits das Leben von Calida auf dem Gewissen hatte.

Auch die engen Stoffschuhe hatte sie endlich gegen passendes Fußwerk tauschen können. Sie blickte kurz auf die dunklen Stiefel, die nicht zu eng und nicht zu weit waren. Als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte, sah sie wieder auf.

Arax schwang sich auf den Rücken eines gescheckten Ponys, seine Frau schlang ihre kurzen Arme um seinen leicht dicklichen Bauch. Nervös taumelte das kleinere Tier unter dem Gewicht der beiden Reiter hin und her, stieß schnaubende Geräusche aus. Der Zwerg verzog genervt das Gesicht, zog an dem Halfter an und brachte das Pony schnell wieder unter seine Kontrolle.

Hagen war ebenfalls bereit, wartete auf dem Rücken eines schwarzen Hengstes sitzend etwas abseits. Die weiße Blesse des dunklen Tieres leuchtete in der sie umgebenden Finsternis wie eine Sternschnuppe am Nachthimmel. Ruhig hatte es den Kopf gesenkt, suchte den Boden hoffnungsvoll nach dem ein oder anderen Grashalm ab, wurde dabei aber nicht fündig.

Thyri war die Einzige, die sich kein Pferd genommen hatte. Novi hatte sich zunächst gefragt weshalb, war dann aber auf die Antwort gekommen, ohne sich bei jemanden erkundigen zu müssen. Die Rothaarige hatte ihre menschliche Gestalt aufgegeben, stand in ihrer Wolfsform noch weiter abseits. Sie würde der Truppe im Dickicht folgen, da sie die Pferde nicht verschrecken wollte. Ihre gelben Augen glommen in der Dunkelheit, ließen Novi erschaudern.

„Lasst uns aufbrechen. Es trennen uns einige Stunden von Merriwich", ertönte schließlich die Stimme des blinden Mannes. Er entfernte sich von Daphne, die ihre Arme etwas um ihren Körper schlang und der Truppe entgegen lächelte. Trotz des fahlen Lichtes, das die wenigen Fackeln an dem Rand der Siedlung spendeten, konnte Novi das Zittern ihrer Mundwinkel erkennen, das davon zeugte, dass sie es nach wie vor für keine gute Idee hielt, zu versuchen, die Gefangenen aus dem Kerker zu befreien. Doch die Sache war bereits entschieden und es gab kein Zurück mehr.

Tanz mit den Schatten (Wird überarbeitet)Where stories live. Discover now