Kapitel 48

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Novi hatte jegliches Zeitgefühl verloren, während sie in der dunklen Zelle des Palastes ausgeharrt hatte. Jede Minute fühlte sich wie eine Stunde an.

Das Geschrei der anderen war mittlerweile in den Hintergrund gerückt. Sie hatte sich daran gewöhnt, wenngleich sie zu Anfang gedachte hatte, dass sie das niemals würde.

Sie saß auf dem kalten Boden, zitterte. Ihre Zehen, Fingerspitzen und Lippen waren bereits eisig blau. Wenn Azariel sie nicht bald holen kam, dann würde sie erfrieren und hier unten sterben.

Leicht wippte sie vor und zurück, erhob sich dann und begann auf den vor Kälte schmerzenden Füßen auf- und abzugehen. Das verwundete Bein schonte sie dabei, so gut wie es ging. Sie würde hier unten nicht drauf gehen. Das war nicht der Plan. Sie hatte sich doch fest geschworen den Elfen mit sich in ihr Verderben zu reißen.

Sie rieb sich die Arme, versuchte so zumindest ein wenig Wärme zu erzeugen. Zwecklos. Die frostigen Temperaturen, vermischt mit der Nässe und der Feuchtigkeit, hatten sich bereits tief in ihre Haut gefressen, wie elendige Parasiten.

Sie wollte gerade damit beginnen ein paar sportliche Übungen auszuführen, um ihre Muskeln damit zum arbeiten zu bringen, da ertönten Schritte im Dunkel des Flurs. Sie trat an die Gitterstäbe, blinzelte dem sich nähernden Licht entgegen. Es war soweit. Sie waren gekommen um sie zu holen.

Azariel trat zu ihr, doch anders als erwartet hatte er den Käfig in dem sich Calida befand nicht mitgebracht. Stattdessen hielt er eine Fackel in der Hand, die er einem der ihn begleitenden Schergen reichte, als er zum Stehen kann. Er grinste Novi an, schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge, als er ihren Blick bemerkte. „Aber, aber, aber. Du dachtest doch nicht, dass ich so einfältig bin, oder etwa doch?" Er machte einen weiteren Schritt auf die Gitter ihrer Zelle zu, sodass sie seinen warmen Atem auf ihren Wangen brennen spüren konnte. Sie hätte ihn packen, ihre Hände um seinen schmalen Hals schließen und zudrücken können. Doch sie tat es nicht.

„Bringen wir es hinter uns", knurrte sie stattdessen, versuche sich in ihrem Kopf einen Plan zurechtzulegen, wie sie am Ende doch noch dafür Sorge tragen konnte, dass er diese Welt mit ihr verließ. Eine Idee flammte in ihren Gedanken auf, brannte sich in ihrem Schädel ein, wie das erhitzte Siegel eines Stück Eisens. Calida würde ihre Rache bekommen, ihren Frieden finden. Zumindest eine gute Sache wollte Novi in ihrem viel zu kurzen Leben noch tun.

Azariel kramte in seiner Hosentasche herum, zog schließlich den klimpernden Schlüssel hervor, der zu ihrer Zelle gehörte. „Wehr dich nicht, dann wird es für uns alle angenehmer", meinte er, während er ihn ins Schloss einführte und die Tür öffnete. Sofort packte er mit einem groben Griff beide ihrer Oberarme, drehte sie herum und presste sie mit voller Gewalt gegen die Gitterstäbe. Ihr Kopf schlug dabei  gegen das kühle Material und ihr wurde schwindlig. Es dauerte einige Momente, ehe sich ihre Sicht wieder klärte. Genug Zeit für Azariel, um ihre Hände mit einem kratzigen Strick zu fesseln.

Warmes Blut rann ihre Stirn hinab, verfing sich in den leicht verfilzten blonden Strähnen, die sich über ihre Schultern legten.
Der Elf riss sie wieder zu sich herum, sah ihr mit einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht in ihre Augen. „Auf einmal hast du kein so vorlautes Mundwerk mehr, was? Hast du nun Angst?"

Novi biss sich auf die Unterlippe. Wollte er denn so unbedingt hören, dass sie sich vor ihm fürchtete? Diesen Gefallen würde sie ihm mit Gewissheit nicht erweisen. Sie unterdrückte eine schnippische Antwort, wandte den Blick von ihm ab und richtete ihn auf die anderen Schergen, die in aller Seelenruhe auf sie warteten.

Fest krallten sich Azariels Fingernägel in ihr Kinn, zwangen sie dazu, ihn erneut anzusehen. „Hast du nicht gehört, was ich dich gefragt habe?"

 „Hast du nicht gehört, was ich dich gefragt habe?"

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Tanz mit den Schatten (Wird überarbeitet)Where stories live. Discover now