Kapitel 44

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Es war bereits dunkel, als die Tür der kleinen Hütte sich schließend knarrend öffnete.

Novi hatte sich wieder auf dem Tierfell niedergelassen, den Kopf an die Wand gelehnt und die Augen halb geschlossen. Sie hatte noch mehr von dem Feenkraut genommen, nachdem Leven ihre Wunde noch einmal versorgt hatte und war im Inbegriff gewesen einzuschlafen.
Der Junge hockte neben ihr, den haselnussbraunen Schopf an ihre Schulter gelehnt und war dem Reich der Träume schon verfallen. Er bekam es nicht mit, als Avani zurückkehrte. Doch Novi schon.

Durch ihre tiefblauen Augen musterte sie die Erdnymphe aufmerksam, die sofort ihren Zeigefinger an ihre Lippen legte, als sie sah, dass Leven friedlich vor sich hin schlummerte.

Am liebsten hätte Novi Avani sofort mit all ihrem Wissen konfrontiert, das sie von dem Jungen erhalten hatte, doch sie entschied sich zunächst zu schweigen und abzuwarten. Sie hatte Leven versprochen nichts zu verraten, hatte es ihm sogar geschworen. Außerdem hatte sie gelernt, dass es immer klüger war einen kühlen Kopf zu bewahren. Avani war im Besitz von etwas, das sie unbedingt wiederhaben wollte: Calidas Dolch. Und diesen würde sie sicherlich nicht wiedererlangen, wenn sie der Erdnymphe voller Feindseligkeit begegnete.

Stillschweigend beobachtete Novi Avani dabei, wie sie die Tür verschloss, kurz aus dem Fenster sah und anschließend zu dem Schrank mit der versteckten Tasche lief, um einen Schluck von der Wasserflasche zu trinken.

„Der Dolch. Wo ist er?", flüsterte die Blondine dann, als sich die Grauhaarige auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes niederließ, die Beine ausgestreckt, die Arme vor der Brust verschränkt.

Avani schien nicht überrascht zu sein, dass sie sein Fehlen bemerkt hatte. „Ihr bekommt ihn zurück. Aber nicht jetzt."

„Weshalb nicht?" Novi begann ungeduldig mit den Zähnen zu knirschen. Es schmerzte sie zu wissen, dass sich der einzige Gegenstand, der sie noch mit Calida verband nicht mehr in ihrem Besitz befand. Sie kam sich wie ein Kind vor, das schmollte, weil ihm die Mutter das liebste Stofftier abgenommen hatte. Doch so wie der Freund aus Plüsch einem jungen Mädchen oder Burschen Sicherheit vermittelte, so tat es auch Calidas Dolch. Sie fühlte sich verloren ohne ihn, noch mehr als zuvor.

„Seht es als eine Art Absicherung an", flüsterte Avani, einen Blick in Richtung Leven werfend, um sicherzugehen, dass er noch immer schlief.
Sein leises Schnarchen verriet den beiden Frauen, dass es nach wie vor so war. Vermutlich hätte ihn nicht einmal ein Erdbeben wecken können, so tief war er in das Reich der Träume eingefallen.

„Absicherung? Ihr wisst so gut wie ich, dass ich ohnehin nicht weit kommen würde

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„Absicherung? Ihr wisst so gut wie ich, dass ich ohnehin nicht weit kommen würde." Kurz nickte Novi in Richtung ihres verletzten Beines. Eine Bewegung, die dank des einfallenden Mondlichts gut ersichtlich war. „Oder befürchtet Ihr, ich könnte Euch damit umbringen?" Sie schüttelte ihr Haupt. „Avani, seit ich hier bin, habe ich noch nicht einer Seele das Leben genommen. Ich wage nach wie vor zu bezweifeln, dass ich überhaupt dazu fähig bin." Zwar hatte sie schon Mordgedanken gegenüber der Königin, Azariel und auch Gendry gehegt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie es auch übers Herz bringen konnte, wenn sie tatsächlich die Gelegenheit dazu bekäme.

Tanz mit den Schatten (Wird überarbeitet)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz