4 - Verhandlungen und Ambitionen

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Ich zerrte mein Sai aus dem Gürtel und wollte es in Ayato's Brust stechen, doch kurz bevor es den klaffenden Spalt traf, hielt ich inne. Es war vollkommen sinnlos. Sein Herz, falls es sich überhaupt noch in seiner Brust befand, hatte längst zu schlagen aufgehört. Egal was ich tat, er würde nicht wieder ins Leben zurückkehren. Jetzt ließ ich meine Waffe fallen und sie traf klirrend auf dem Boden auf.
Ich hatte noch so viele Fragen, auf die ich nun nie eine Antwort bekommen würde. Es machte mich so wütend, dass mir die Tränen in die Augen stiegen, während ich auf seine Brust einhämmerte. "Du Vollidiot! Du verdammtes Arschloch! Wie kannst du einfach sterben?! Ich sollte es sein, die dich tötet!" meine Tränen tropften auf seine Haut und mischten sich mit dem Blut, welches daran haftete. Ich wurde nur noch zorniger, als ich das sah und schlug weiter auf ihn ein. "Warum Ayato?! Sag mir warum!" brüllte ich und ließ die Stirn an seine Schulter sinken.
Eine Hand schloss sich um meine Schulter und zog mich von seinem leblosen Körper weg. "Nein!" schrie ich und wehrte mich mit aller Kraft gegen die Fluchkräfte, die mich gerade einengten. Mein Blick fiel auf den Gegenstand, der neben Ayato lag und Panik ergriff mich. "Mein Sai!" schrie ich. "Ich gehe nicht ohne mein Sai!"
Eine zierliche Hand griff danach und steckte es mir in die Halterung, welche an meinem Gürtel befestigt war. Es war Utahime, die mein Gesicht in die Hände nahm, damit ich sie ansah. Ich kniete vor ihr und Atmete schwer. Meine Haare hingen mir wirr im Gesicht und Ayatos Blut klebte an mir. "Hör auf damit, bevor du dich in Schwierigkeiten bringst, vor denen nichteinmal ich dich schützen kann!"
Gequält verzog ich das Gesicht. "Ich sollte ihn töten! Warum hast du das getan?" Es klang wie das klägliche Jammern einer einsamen Katze und sie sah mich mitleidig an. "Du weißt, alles was ich tue ist zu deinem Besten. Es tut mir leid, dass du so leiden musstest."
Sie zog mich auf die Füße und nahm mich fest in den Arm.
Ich sah, dass um uns herum noch alles mit einem Feld aus scharfen Eisspitzen überzogen war und meine Augen weiteten sich. "Habe ich...jemanden verletzt?" fragte ich leise.
Sie strich mir beruhigrnd durchs Haar. "Nein, keine Sorge im Umkreis von hundert Metern um dieses Gebäude war niemand mehr, der noch irgendwie lebendig war. Aber wenn wir jetzt nicht gehen, dann kann nichteinmal ich dich noch vor den ältesten schützen." wiederholte sie eindringlich.

"Wer hat Ayato getötet?" fragte ich, als Utahime mir einen Arm um die Schultern legte und mich mit sich zog.
"Das kann ich dir leider auch nicht sagen." murmelte sie und ich sah sie misstrauisch an.
"Ich weiß es wirklich nicht, das schwöre ich bei meinem Leben." sagte sie und ich atmete tief. Wenn sie es schwor, musste es wohl stimmen.
Die Enttäuschung und der Zorn fraßen mich auf und ich war nun nicht mehr, als eine leere Hülle meiner Selbst. Es fühlte sich an, als hätte ich keine Aufgabe mehr, als wäre der Inhalt meines Lebens einfach weggeblasen worden, wie Sandkörner im Wind.

Ich saß einfach nur da, umringt von den Ältesten und starrte vor mich hin, während Utahime an meiner Seite für mich einstand

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Ich saß einfach nur da, umringt von den Ältesten und starrte vor mich hin, während Utahime an meiner Seite für mich einstand. Ich konnte die faltigen Gesichter ohnehin kaum auseinanderhalten, weshalb ich ihrer Diskussion anteilnahmslos beiwohnte, ohne mir einen Kopf darüber zu machen, wer hier etwas sagte.
"Die Exekution ist das vernünftigste! Das haben wir nun bereits die letzten sieben Jahre aufgeschoben, viel zu lange!" wetterte einer.
"Ja da gebe ich dir recht, hätten wir von Anfang an vernünftig gehandelt, wäre es gar nicht erst zu diesem Unglück gekommen!" sagte ein Anderer.
"Was denn für ein Unglück?! Es ist doch niemand zu Schaden gekommen!" rief Utahime aufgebracht.
Gakuganji lachte auf. "Niemand zu Schaden gekommen, ja? In dem Umkreis in dem ihre Fluchkräfte gewirkt haben wurden 23 Menschen aufgespießt!"

 "Niemand zu Schaden gekommen, ja? In dem Umkreis in dem ihre Fluchkräfte gewirkt haben wurden 23 Menschen aufgespießt!"

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Ich vergrub die Fingernägel reumütig in dem Stoff meiner Hose und Utahime legte ihre Hand auf meine. "Diese Menschen waren bereits im Vorfeld Ayato Shioin und dem Kampf zum Opfer gefallen! Der Todeszeitpunkt wurde bereits bestimmt, das können sie gar nicht leugnen!" verteidigte sie mich.
"Das und auch die Tatsache, dass wir sie Jahre lang gedeckt und ihren Nachnamen verschleiert haben, ändert nichts daran, dass sie blutsverwand mit diesem Massenmörder ist! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie den gleichen Weg einschlägt!"
Ich sprang auf und sah den Ältesten nun doch direkt in ihre Gesichter. "Das ist nicht wahr! Sie kennen mich nicht und meinen zu wissen, wie ich bin? Ich habe Ayato mehr gehasst als jeder andere! Er hat mir meine Eltern genommen und damit alles, was ich geliebt habe! Somit war auch der Bruder verschwunden, den ich meinte gekannt zu haben. Ich sterbe lieber, als auch nur eine Sekunde so sein zu müssen wie er!"
Mein Blick war aufgebracht, zornig, aber auch ernsthaft und starr.
Einer der Alten rieb sich nachdenklichh den Bart. "Ich weiß nicht, ob ich deinen Worten glauben kann."
"Das können sie!" versicherte ihm Utahime, auch wenn es eine Spur zu verzweifelt klang.
"Wenn das so ist, sollten wir deine Exekution wohl noch ein bisschen aufschieben. Aber nur unter einer Bedingung."
Utahime drückte meine Hand und ich konnte die Anspannung, welche in der Luft lag, beinah auf der Zunge schmecken.

"Und die wäre?" zischte ich misstrauisch

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"Und die wäre?" zischte ich misstrauisch.
"Da du angeblich keinerlei Ambitionen hast deinem Bruder nachzueifern und du dich nicht an unsere Regeln hältst, wirst du deine Fluchkraft nicht mehr einsetzen!"
Meine Augen weiteten sich und ich holte bereits Luft, um zu protestieren, da kam Utahime mir zuvor: "Das können sie doch nicht machen?!"
"Und ob wir das können! Erbeten wurde die aufhebung der Exekution, wir geben diesem Mädchen eine Chance sich zu beweisen. Versagt sie, werden wir umgehend zur Tat schreiten."
Ich zog missgelaunt die Augenbrauen zusammen, schwieg jedoch weiterhin.
"Aber der Austausch mit der Schule in Tokyo steht vor der Tür!" argumentierte Utahime jetzt.
"Sie hat ja noch ihre Fähigkeiten im Nahkampf." gab Gakuganji zurück.
"Das wird nicht reichen!" rief ich kleinlaut und dachte daran, dass die Person, die meinen Bruder auf dem Gewissen hatte, auf diese Schule gehen musste. Egal was passierte, ich musste denjenigen zur Rechenschaft ziehen, doch wie sollte ich das machen so ganz ohne Fluchkraft zu benutzen?!
Der Direktor sah mich nur kalt an, als er antwortete: "Das muss es aber!"

Die Sünden anderer | Yuta Okkotsu x readerWhere stories live. Discover now