Und nichts als die Wahrheit

31 3 0
                                    

„Du fällst mir in den Rücken?", schrie Präsident Holland gegen seine eigene Stimme an, die auf dem Bildschirm weinte: „Was sollen wir tun, sie sind überall? Vielleicht schon hier? Durchsucht das Schloss!"

„Sir, wir sollten reagieren. Evakuieren", sagte ein älterer General.

„Wen? Sie besetzten Menschen, ihr habt es gerade erlebt!"

„Macht es aus, sofort...hmpf."

Holland war aufgesprungen, doch Henry ebenfalls und hielt ihn davon ab, den Stick zu ziehen. „Schau es dir an, du verdammter Massenmörder!", knurrte er.

„Sir, was wird das?", rief ein Soldat auf dem Bildschirm, irgendeiner der online- zugeschalteten Befehlshaber schrie erschrocken auf, Holland war an der Red Box zugange!

„Ich muss sie alle vernichten", knurrte er.

„Sie vernichten uns!", schrie der General. „Mr. President, kommen sie zur Vern..."

„Wer hat hier das Sagen? Macht die Space Force one startbereit. Bringt meine Familie in Sicherheit. Sofort!", bellte Holland.

„Sie sollten wenigstens..."

„Jetzt!", schrie er und gab Codes ein.

Der General lief los, zwei Offiziere schauten sich an, dann ging einer auf den Schreibtisch zu. Der Sicherheitsmann erschoss ihn, der andere floh nun auch, wurde an der Tür getroffen, dann erschoss der Sicherheitsmann den Sekretär und eine Abgeordnete im Raum. Holland musste es geplant haben! Der Sicherheitsmann der Gegenwart weinte. Die jungen Soldaten aus der Schleuse kamen herein, keine Ahnung, woher sie es wussten, und legten ihm Handschellen an. Vielleicht hatte Henry sie instruiert. Nein, eher Ralph, der genauso nüchtern zusah, Stephanie guckte entsetzt zum Bildschirm.

„Irgendwas blockiert. Sie stören die Steuerung", hörten wir den Holland der Aufzeichnung, das Bild war nicht mehr zu sehen. „Dammit. Ihr kriegt die Erde nicht!"

Ein Alarmton. Eine Computerstimme fragte: „Abbruch Code 219?"

„Nein, natürlich nicht. Verdammt. Aber wir haben ja noch den guten alten roten Knopf..."

„Jake, dann bleibt uns aber nur noch eine halbe Stunde bis zum Start...", flehte der Sicherheitsmann.

„Wir schaffen es. Schau nach, ob die SF One gestartet ist."

„Positiv."

„Gut, wir nehmen die SF Two. Lauf."

Jetzt sahen wir wieder ein Bild. „Ihr Idioten glaubt, ich hätte abgebrochen. Dämliche Geister. Und go!"

Deutlicher ging es nicht, er schlug auf den roten Knopf und alles wurde dunkel. Die Nachtkamera sprang an, man sah den Präsidenten davon eilen, dann schwarz.

Alles war still, im Raum, im Äther. Delia weinte leise, Nora auch. Die kleine Emily klammerte sich an ihre Mutter. Sie verstand es noch nicht. Ich bedauerte sie für den Moment, wo sie begreifen würde. Stand auf und warf den Stick aus, denn Henry hielt immer noch Holland fest.

„Es tut mir leid", murmelte mein Schatz. „Es ist doch keine Lösung darauf. Jedenfalls nicht für euch."

Wieder Stille. Stephs Blick traf meinen, sie nickte. Ich umklammerte den Stick so fest, dass er sich tief in mein Fleisch bohrte.

„Alles, was wir wollten, war die Erde", erklärte Ralph, endlich redete er mal. „Und nun ist sie nicht mehr bewohnbar, selbst, für uns. Wenn ihr euch ergeben hättet, dann hättet ihr überleben dürfen. Nun halten wir euch für Weltenzerstörer", schloss er ruhig.

Steph war von ihm abgerückt, aber ich sah seinen Punkt. Irgendwie.

„Die Frage ist, was geschieht nun mit uns, dem kläglichen Rest, der nicht von euch besetzt ist, anscheinend?", warf Lucas bitter ein.

WintertalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt