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Kapitel 7 - Es war einmal

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»Was hier läuft?«

Simon sah mich an wie der sprichwörtliche Ochse vorm Berg. Er war es nicht gewohnt, dass ich so direkt war.

»Ja, genau«, sagte ich, die Augenbrauen erwartungsvoll hochgezogen.

Simon kam auf mich zu und wollte seine Hand an meine Wange legen, aber ich machte einen Schritt zurück und er ließ die Hand wieder sinken. Seine Brauen zogen sich verstimmt zusammen.

»Er will mich schlecht machen, das verstehst du doch hoffentlich? Aber so wie es aussieht, glaubst du ihm seine Lügenmärchen.«

Sein Ton war vorwurfsvoll. Als wäre er für sich zu dem Entschluss gekommen, dass ich Alexej mehr Glauben schenken würde als ihm, nur weil ich mich nicht mehr mit irgendwelchen Phrasen abspeisen lassen wollte. Dabei wusste er noch gar nicht, dass ich Alexejs Absichten kannte.

»Jetzt mal halblang«, sagte ich deshalb. »Alexej hat mir gar nichts eingeredet. Ich habe nämlich euer Gespräch im Klo gehört.«

Anstatt nun jedoch erleichtert darüber zu sein, dass er mich nicht mehr von Alexejs falschem Spiel überzeugen musste, passierte etwas Seltsames. Kaum waren die Worte aus meinem Mund, zuckte er wie geschlagen zurück und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.

»Du ...«, krächzte er. »Du hast es gehört?«

Ich nickte zögerlich.

»Was genau hast du gehört?«, fragte er und sein Blick nahm etwas Lauerndes an. Er wirkte, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob nun ich diejenige sein sollte, die auf ihn böse war oder er auf mich.

»Das Gespräch im Klo«, flüsterte ich unsicher. Ich musste mich räuspern, um meine Kehle frei zu bekommen. »Es war ein Zufall«, fügte ich an. »Ich hätte nicht lauschen dürfen, aber ich war mir sicher, dass du es mir sowieso erzählen würdest.«

Ich wollte nicht, dass er mir am Ende vorwarf, ich hätte ihm nachspioniert. Ich hatte es ja nicht absichtlich getan.

Simons Blick blieb skeptisch. »Du hast also alles mitangehört.«

Er legte den Kopf schief und ich fragte mich, was ihm gerade durch den Kopf ging. Ich war schließlich auf seiner Seite, das musste er doch wissen.

»Simon«, sagte ich und trat näher. »Ich hoffe, du weißt, dass ich nichts auf seine Forderung gebe. Sie ist eine bodenlose Frechheit und ich verstehe nicht, wieso du dir solche Sorgen machst. Als ob ich mich von dir trennen würde, nur weil er das verlangt. Hältst du so wenig von mir?«

Simon blinzelte. Es war ein irritiertes Blinzeln, dem ein nachdenkliches Stirnrunzeln folgte. Doch dann erhellte sich seine Miene langsam. Es schien, als hätten meine Worte einen Kippschalter umgelegt und seine Stimme klang erleichtert, als er sprach.

»Es war also keine Absicht, dass du nicht zur Party gekommen bist?«

»Natürlich nicht!«

Was glaubte er denn? Dass mir jemand ein paar Märchen über ihn auftischen konnte und dann drehte ich ihm den Rücken zu, ohne ihm die Chance zu geben, eine Erklärung abzuliefern?

»Und du hast meine Nachrichten heute nicht mit Absicht ignoriert?«

Langsam verstand ich, wieso er so außer sich war.

»Nein«, sagte ich erneut. »Ich habe geschlafen.«

Simon seufzte und schenkte mir ein zittriges Lächeln, bevor er mir sanft mit dem Handrücken über die Wange streichelte.

»Wirklich?«

»Wirklich«, bestätigte ich.

»Gott sei Dank«, murmelte er. »Ich dachte, er hätte dich nach der Schule abgefangen und dir irgendwelchen Mist über mich erzählt.«

Das Licht in unseren SchattenWhere stories live. Discover now