Kapitel 5

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„Was? Das ist vollkommener Bullshit und das weißt du!", spricht Zayn empört und springt vom Sofa auf. Aufmerksam verfolgen meine Augen, wie er einen großen Schluck nimmt, von rechts nach links läuft und sich den Rest in der Flasche in den Mund laufen lässt. „Natürlich." – „Ja, Louis. Du bist ein Idiot, wenn du das wirklich denkst." – „Zayn." – „Ich bin stinksauer, dass du mir nichts gesagt hast, Louis. Ich bin dein bester Freund. Du kannst mir alles sagen. Würde ich jemanden umbringen, wärst du die Person, die ich anrufe, um den Leichnam verschwinden zu lassen." Bei seinem Vergleich muss ich leicht schmunzeln, das Lächeln verlässt meine Lippen aber wieder, als ich ihn ansehe. „Ich habe dir nie gesagt, dass ich schwul bin, weil du mir dann nicht sagen kannst, dass ich mich nicht outen darf." – „Mal ganz im Ernst, warum sollte ich es dir verbieten?" – „Weil ein Popstar nicht schwul sein kann." Mein bester Freund seufzt, sagt aber nichts.

Es vergehen einige Minuten, in denen wir nichtssagend nebeneinander sitzen und warten. „Was ist dein Typ?" Was? „Was dein Typ ist, Louis", wiederholt Zayn, lacht leicht und dreht seinen Oberkörper zu mir. „Du sicherlich nicht", murmle ich, sehe in den Garten hinaus und quietsche erschrocken, als ein Kissen mit voller Wucht in mein Gesicht prallt. Das Kissen fällt in meinen Schoß, wo ich meine Arme darum schlinge und mich zurück in die Kissen fallen lasse. „Ich weiß es nicht." – „Das heißt, ich kann dir jeden Typen vor die Nase setzen und wir machen ein Zeichen für ja und nein aus?" – „Männer sind doch keine Objekte, Z", murmle ich, lache aber und schüttle ungläubig meinen Kopf.

Verdammt, mein bester Freund ist wirklich ein Idiot.
Erst mitten in der Nacht verlässt Zayn mein Haus, um nach Hause zu kommen und ich weiß schon dann, dass das Interview mich zerstören wird. So früh am Morgen bekomme ich schon wenig auf die Reihe, wenn ich früh ins Bett gehe. Spät ins Bett gehen und früh aufstehen ist bei mir eine Garantie für Chaos.

Ich stolpere und schütte Tee auf mein Oberteil, als es an meiner Tür klingelt. Fluchend stelle ich die Tasse ab, ziehe mir mein Polo über den Kopf und öffne meine Haustür. „Guten morg – nur weil ich weiß, dass du schwul bist, musst du nicht gleich versuchen, mich rumzubekommen" Ich verdrehe meine Augen, kann aber nicht verhindern, dass ein Lächeln sich auf meine Lippen schleicht. „Ich hab Tee verschüttet." – „Morgens bist du zu nichts zu gebrauchen", erwidert Zayn, schließt die Tür hinter sich und beobachtet mich dabei, wie ich nach oben in mein Schlafzimmer verschwinde. Aus meinem Kleiderschrank nehme ich mir eines meiner berühmten Burberry Hemden und knöpfe es zu, während ich die Treppen hinablaufe. Zayn scheint meine Tasse weggeräumt zu haben, denn als ich in die Küche sehe, steht sie nicht mehr auf der Theke. Er lehnt an der Tür, reicht mir den am Haken hängenden dunkelroten Pullover und öffnet die Tür. Murphy sitzt am Steuer des vor meiner Tür stehenden Vans, weshalb ich meine Hand zum schnellen Gruß hebe, und die Schiebetür öffne. Gemeinsam steigen Zayn und ich ein, schnallen uns an und ehe er etwas sagen kann, lehne ich meinen Kopf an das kühle Fenster. „Nervös?" Nicht, nach all den Interviews, die ich schon hinter mir habe, es ist jedes Mal dasselbe. „Nein. Du hast meine Fragen?" – „Natürlich habe ich deine Fragen."

Ich nicke, streiche mir durch die Haare und sehe aus dem Fenster. Die Sonne steht so hoch, dass ich nicht geblendet werde, aber noch tief genug, um zu zeigen, wie früh es ist. Wie viel zu früh es ist. Die vor dem Bürogebäude wartenden Fans höre ich schon bevor ich sie sehe. Über den Rückspiegel wirft Murphy mir einen wissenden Blick zu, bringt den Wagen dort zum Stehen, wo die Security positioniert ist und steigt nach einem weiteren Prüfenden Blick aus. Die Schreie sind schon durch die geschlossene Tür laut, aber sobald Murphy sie den ersten kleinen Spalt öffnet, wird es fast schon unangenehm. Murphy schirmt mich von den Fans ab so gut, wie es geht, Zayn spüre ich auf meiner anderen Seite. Gekonnt öffnet die Security die Eingangstüren zum BBC-Gebäude und schließt sie sofort wieder hinter uns. Die plötzliche Stille ist ohrenbetäubend, aber wenigstens bin ich jetzt wach. Wir laufen durch viele weiße Flure, in denen ich mich sicherlich verlaufen würde, wäre ich alleine. Vor einer Glastür bleibt die Security stehen, sieht Murphy an und verabschiedet sich mit einem nicken. „Gesprächig", murmelt mein Bodyguard, grinst kurz und sieht dann zum Leuchtschild, welches über der Tür angebracht ist. Das on air leuchtet nicht, weshalb wir eintreten und sofort von dem Moderator, nach Zayns Aussage Austin, begrüßt werden.

Unterbewusst lasse ich meinen Blick über seinen Körper fahren, nehme die engen Hosen und weißen Pullover war, die seinen Körper verstecken. Seine Füße stecken in orangenen Sneakern, an seinem rechten Handgelenk prangt ein regenbogenfarbenes Armband. Sofort schießt mir durch den Kopf, dass es schwul sein könnte. Genau wie ich. Während ich seine haselnussfarbenen Augen und dunkelblonde Haare mustere räuspert Zayn mich, weshalb ich meinen Kopf schüttle und meinen besten Freund ansehe. Ein belustigtes Lächeln ziert seine Lippen, aber auch ein fragender Ausdruck spiegelt sich in seinen Augen wider. Möglichst unauffällig zucke ich mit den Schultern, konzentriere mich wieder auf Austin.

Wir führen ein wenig Small Talk um die Zeit bis zum Interview zu überbrücken, ich bekomme meine Kopfhörer in die Hand gedrückt und Zayn ein Stuhl an der Seite zugewiesen. Mein Bodyguard lehnt sich an die Tür, um den Blick in den Raum zu versperren. Warum auch immer, es weiß eh jeder, dass ich gerade da bin. Daran werde ich mich nie gewöhnen. In meinen Ohren schallt der Countdown wieder, weshalb ich mich auf Austin konzentriere und ihn angrinse. Gut sieht er ja schon aus.

„Guten Morgen London! Mein Name ist Austin und es ist sieben Uhr." Ew. So gute Laune um diese Zeit. Unmenschlich. „Ihr werdet es wahrscheinlich bereits wissen, aber falls ihr es noch nicht tut ... Louis Tomlinson sitzt mir gegenüber!" – „Guten Morgen!" Ich versuche möglichst motiviert zu klingen, höre mich aber wahrscheinlich an, als wäre ich vor wenigen Sekunden erst aufgewacht. Austin lacht leicht und bestätigt damit meine Annahme. Vielleicht liefert er aber auch nur seine Show ab, ich weiß es nicht. „Herzlichen Glückwunsch nochmal zu dem Brit Award, Louis." – „Danke, ich kann es immer noch nicht verstehen, aber bin unfassbar dankbar." In meinem Augenwinkel sehe ich Zayn nicken. „Natürlich. Deine Fans haben dich mit Gratulationen überschüttet. Zurecht." Darauf lache ich nur, nicke und streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich muss wieder zum Friseur. „Mit dem Brit geht einiges einher ... kann man eine neue Single erwarten?" – „Ich arbeite eigentlich immer an meiner Musik, schreibe oder komponiere Sachen." Austin nickt und wirft mir ein verstohlenes Lächeln zu. Zumindest meine ich es so gesehen zu haben. „Also gibt es Musik zu erwarten?" – „Ich habe nicht vor, meine Karriere zu beenden, falls einige sich diesbezüglich Gedanken machen. Es war mir eine Ehre den AMA und BRIT zu gewinnen, aber ich werde nicht aufhören das zu tun was ich liebe, nur, weil ich zwei Awards gewonnen habe." – „Liebe?" – „Ich liebe meinen Job", erwidere ich grinsend, schaue zu Zayn und wende mich wieder Austin zu als dieser mir mitteilt, dass die Frage okay ist. „Sonst noch was in deinem Leben, das du liebst? Es gab schließlich ein Video, welches Wellen geschlagen hat" Innerlich verdrehe ich meine Augen. Ich hasse, dass es das ist. Dass mein Leben wie auf dem Servierteller gelebt wird. „Ah, das" Ich hoffe, ich klinge amüsiert. „Das stimmt." – „Also?" Stell doch eine anständige Frage, meine Güte. „Ich denke nicht, dass es viel dazu zu sagen gibt. Jeder soll lieben wen er möchte, für mich gibt es dabei keine Unterschiede" – „Das wird deine Fans sicherlich freuen."

Sofort hebe ich fragend meine Augenbraue.

Was soll das denn jetzt heißen?!

„Naja, Only the Brave beispielweise wird von vielen deiner Fans als ihre Queere Hymne angesehen" Ach so. Sofort entspanne ich mich wieder, lächle und sehe zu Zayn, welcher zu meinem leid nicht seinen Kopf schüttelt. Die Frage ist okay. „Mir ist die Sexualität meiner Fans egal. Und wenn ich ehrlich bin, freut es mich zu sehen, wie komfortabel sie mir gegenüber damit sind. Bei Only the Brave geht es darum, dass Liebe nur etwas für die Mutigen ist. Seine Sexualität auszuleben, kann einem viel Mut abverlangen und ein Lied geschrieben zu haben, welches Menschen viel bedeutet, freut mich sehr." – „Das klingt, als würdest du aus Erfahrung sprechen?" Ich brauche einen Moment, bis ich verstanden habe, was Austin gesagt hat. Verwirrt blinzle ich, schaue kurz zu Zayn und lecke über meine Unterlippe.

Zayns Augen funkeln wütend, aber ich hätte dies gar nicht sehen müssen, um zu wissen, dass diese Frage nicht erlaubt war.

-

hi, freunde der sonne,

es ist Interview Time! Und irgendwie läuft es nicht. Zumindest hält Austin sich nicht an die abgesprochenen Fragen. Was glaubt ihr, wie Louis darauf reagiert?

love, j x

fake it ⎜l.s. auWhere stories live. Discover now