Kapitel 67

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Zayn braucht garnicht mehr sagen, damit ich die Tasche zwischen uns an mich nehme und öffne. „Das Shirt lag in meinem Bett." Mein bester Freund nickt und zieht die Tasche zurück zu sich. „Und einer der Pullis lag in deinem Kleiderschrank." – „Warum warst du an meinem Kleiderschrank?" – „Falls du sorge hast, dass ich deine Kondome gefunden habe: habe ich." Meine Augen verdrehend schüttle ich den Kopf. Er ist unmöglich. Wirklich. „Mein Sexleben geht dich nichts an." – „Hatten du und Harry Sex?" – „Zayn, ich beantworte dir keine Fragen zu meinem Sexleben" – „Also ja." – „Wenn du das daraus hören willst, von mir aus." Zufrieden nickt er, stopft die Sachen wieder in die Tasche und schließt den Reißverschluss. „Du vermisst Styles" Ich nicke. „Und du willst, wenn ich richtig liege, ihn weiter in deinem Leben haben." Wieder nicke ich zustimmend. Er weiß es bereits und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch wirklich keine Lust darauf, es zu verneinen. „Das heißt, dass du ihn magst" – „Natürlich mag ich ihn." Natürlich. Wie konnte ich je annehmen, dass es nicht so ist. Harry ist... einfach toll. Ihn nicht zu vermissen, würde mir vermutlich schwerer fallen, als es so zu tun, wie es jetzt ist. „Stehst du auf ihn?" – „Was?" – „Du hast es vorhin nicht verneint", erklärt er sich und sieht mich abwartend an. Meine Haut brennt unter seinem Blick und auch wenn ich versuche, seinen Augen auszuweichen, fühle ich seinen Blick auf mir. Warum sollte ich es auch verneinen? Es stimmt. Es stimmt, verdammte scheiße. Ich mag Harry nicht nur, ich stehe auf ihn. Habe einen Crush auf ihn.

Wie könnte ein einziger Mensch das auch nicht? Harry ist – keine Worte der Welt können diesen Menschen beschreiben. Er nimmt den ganzen Raum ein, wenn er ihn betritt. Aber nicht so, als würde er allen anderen die Aufmerksamkeit Klauen. Nein, Harry strahlt eine solche Freude und Wärme aus, dass man ihn automatisch ansieht. Man sieht ihn an und hat das Gefühl, dass alles andere unwichtig wird. Meinen Job machen? Egal. Und das ganze Theater wird noch schlimmer, wenn er einen ansieht. Wenn er mich ansieht, fühle ich mich, als wäre ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt. Seine Augen brennen eine solche Konzentration und Zuneigung aus, dass meine Knie weich werden und ich das. Bedürfnis habe, meine Arme um seinen Oberkörper zu legen und mich an ihm festzuhalten. Er hat die Gabe, mich und jeden anderen der eine Unterhaltung mit ihm führt, mit einer solchen Intensität anzuschauen, dass man nicht wegschauen kann. Das grün seiner Augen zieht einen in seinen Bann, als wären sie magisch. Vielleicht sind sie das auch. Ein einziger Blick hat genügt, um zu wissen, dass er was ganz Besonderes ist. Ach, was sage ich. Schon als er in meine Arme gestolpert ist ehe wir ein einziges Wort gewechselt haben, wusste ich, dass er jemand Besonderes ist. Es war einfach, das zu merken. Und ich habe es die ganze Zeit mit aller Kraft, die ich in mir trage, ignoriert.

„Lou." Abwartend sehe ich den schwarzhaarigen an und denke darüber nach, was er mir sagen könnte. Ich weiß es nicht. Vielleicht will er die Sachen Harry selbst geben, damit ich ihn nicht wiedersehen kann? Nein, das würde keinen Sinn ergeben. Er kennt Harry kaum. „Wie sehr magst du Harry?" – „Warum ist das wichtig?", erwidere ich umgehend und schließe aus Scham meine Augen. Offensichtlicher hätte ich ‚sehr' nicht umformulieren können. Zayn wird mich diesen Moment niemals vergessen lassen, das weiß ich jetzt schon. „Wie seht magst du ihn, Louis?" – „Sehr, Zayn. Reicht dir das als Maß oder soll ich es dir vielleicht erst ausrechnen?" Er lacht leicht, schüttelt seinen Kopf schiebt die Tasche zu mir und holt sich aus der Küche eine Flasche Wasser. „Na los" Verwirrt sehe ich zu, wie er mit der Flasche in der Hand in den Flur geht und sich seine Schuhe anzieht. „Komm", fordert er mich aus, welchem ich, ohne es zu hinterfragen nachkomme. Ich ziehe mir meine Schuhe und Jacke an und sehe Zayn dann abwartend an. „Du hast was vergessen." – „Was?" Zayn sieht ziemlich belustigt aus, als er an mir vorbei zum Küchentisch geht und mir die Tasche so zuwirft, dass sie gegen meine Brust prallt und vor meinen Füßen auf den Holzboden prallt. „Wir bringen die Sachen zurück?" Mein Gegenüber nickt, fährt sich durch die Haare und öffnet die Haustür. „Und du sagst Harry, dass du auf ihn stehst. Oder so, aber du sprichst mit ihm. So wie du jetzt bist, bist du unausstehlich." Vom Boden habe ich die Tasche auf, versichere mich mit einem überprüfenden Blick bei Zayn gehe schließlich durch die Tür zu meinem Auto. „Wie bin ich denn?" – „Liebeskummerig"

Zayn fährt, während ich aus dem Fenster fucke und meine Gedanken fliegen lasse. Soll ich Harry die Tasche einfach in die Hand drücken und wieder gehen, oder irgendwas sagen? Hätte ich ihm vielleicht sagen sollen, dass ich komme? Ich weiß nicht, er wollte die Sachen haben, aber hat nie gesagt wann. Also muss ich auch nicht sagen, wann ich sie ihm gebe. Hauptsache er hat sie. Und was meine Sachen betrifft ist es mir ehrlich gesagt egal, ob ich sie nochmal wiedersehe. Wenn er sie haben möchte, werde ich nichts sagen. Er soll glücklich sein. Da sind mir meine zwei Shirts oder was er dann hat auch egal. Desto näher wir Harrys Haus kommen, desto mehr kribbelt es in meiner Magengegend. Ich bin nicht bereit, ihm gegenüberzutreten. Wahrscheinlich bin ich es nie. Vielleicht auch  doch, aber Zayn wird mich nie im Leben davon kommen lassen, ohne, dass ich Harry zumindest seine Sachen gegeben habe. Dass immer noch Harrys Pullover auf meinem Bett liegt, sage ich ihm nicht. Den Pullover behalte ich. Aus trotz. Und weil ich so nicht zu hundert Prozent von dem Lockenkopf loslassen muss. Diesen winzigen Teil von ihm, kann ich behalten. So, wie er einen Teil meines Herzens behalten hat. Fuck. Tränen treten in meine Augen, welche ich angestrengt aus den Augen blinzle und meinen Kopf an die Nackenstütze lehne. Wer hätte gedacht, dass ich mal überlege jemandem meine Gefühle zu gestehen? Ich nicht. Und Zayn noch weniger. Als wir vor Harrys Haus warten, sehe ich in meinen Schoß und versuche das Chaos in meinen Gedanken zu sortieren. Harry. Anziehsachen. Gefühle. Harry. Was, wenn er gar nicht da ist? Beim Gedanken daran, dass die letzten Stunden alle umsonst gewesen sein könnten, läuft mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Er muss zuhause sein, anders geht es garnicht.

Als ich aussteige, hallt die durch schwere Türen gedämpfte Musik aus den Pubs über die Straße und begleitet mich, während ich mir den Weg über das vom regen Nasse Kopfsteinpflaster bahne. Natürlich hat es, passend zur Stimmung und Situation, geregnet. Vor der Haustür bleibe ich kurz stehen, verfestige den Griff um die Tasche und hebe dann meinen Finger zum Klingelschild ‚Styles / Horan'. Kurz schwebt mein Finger über dem Plastik, dann drücke ich auf den Knopf und warte auf das Summen der Tür. Als es ertönt, stoß ich die Tür auf und laufe die wenigen Stockwerke hinauf, bis ich vor seiner Wohnungstür stehe. Sie geht auf und Niall steht vor mir. Er sieht genau so überrascht aus, wie ich mich fühle. „Hi", begrüße ich ihn und stoße einen erleichterten Atemzug aus, als er die Tür nicht vor meiner Nase zu macht. „Louis", nickt er, tritt einen Schritt zur Seite und lässt mich damit in die Wohnung, „ich glaube, du möchtest zu Harry?" - „Ja, danke. Ich wollte ihm die Sachen eben vorbeibringen" Er nickt, was mich darauf schließen lässt, dass Niall bescheid weiß. Wahrscheinlich hat Harry es erwähnt, falls er nicht da ist und Niall sich damit beschäftigen muss. „Er ist in seinem Zimmer", murmelt er,  sieht kurz auf die Tasche in meinen Händen und verschwindet den Flur entlang in die Küche. Ein mal atme ich tief durch, dann gehe ich ihm hinterher und klopfe an die entsprechende Zimmertür. Hinter ihr passiert nichts, bis sie plötzlich einen Spalt geöffnet wird und der Lockenkopf mir gegenübersteht.

Er sieht umwerfend aus.

Harry trägt ein schlichtes T-Shirt und kurze Sporthosen, während seine Füße in dicken Tennissocken stecken. Ich möchte ihn in den Arm nehmen. „Hi", flüstere ich, während meine Augen noch immer über sein Gesicht wandern. Vorsichtig fährt er sich durch die ihm ins Gesicht gefallenen Locken, dann verschränkt er seine Arme vor der Brust und lehnt sich in den Türrahmen. Rein komme ich also schon mal nicht. Vollkommen okay. Ich hebe die Hand mit der Tasche und lege meinen Kopf schief. „Ich hab deine Sachen mitgebracht" erkläre ich und halte ihm die Tasche hin, als von ihm keine Reaktion kommt. Noch immer verdattert nimmt er die Tasche an sich, sieht auf sie hinab und blickt mich dann wortlos an. „Umh, ich hoffe es ist okay, dass nicht alles gewaschen ist" - „Alles gut, danke Lou, ich... umh, ich hatte nicht damit gerechnet, die Sachen so schnell zu bekommen." Okay. Schlimmer, geht immer, aber wirklich positiv war seine Reaktion auch nicht. Unsicher verlagere ich mein Gewicht vom einen auf den anderen Fuß, blicke auf den Boden und versuche meine Gedanken zu sortieren. Immerhin bin ich nicht nur hier, um Harry seine Wäsche wiederzubringen und ihm meine neu gefundenen Gefühle zu gestehen, aber weder weiß Harry von meinem kleinen Vorhaben noch muss Zayn erfahren, ob ich es auch wirklich tue. Ihm würde sicherlich auch einfallen, bei Harry anzurufen oder ihm eine Mail zu schreiben, um vollkommen zufällig nachzufragen, ob er seine Sachen auch wirklich bekommen hat und wie es gelaufen ist. Und dann nachfragen, ob er Zeit für ein Date hat oder so.

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Hi Freunde der Sonne,

es wird ernst... was meint ihr? Kommt das Date zustande?

love, j x

fake it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt