41 - Der Maskenball

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Misstrauisch schaute sich Hayden ihr Spiegelbild an.

Die Frau, die ihr aus strahlendblauen Augen entgegenblickte, wirkte wie eine Fremde. Wie ein Mensch, der Hayden insgeheim schon immer sein wollte.

Bisher war es nur äußerst selten vorgekommen, dass sich Hayden selbst als hübsch bezeichnet hatte, doch an jenem Abend war sie positiv überrascht von ihrem äußeren Erscheinungsbild gewesen.

Zera hatte in den letzten Stunden ganze Arbeit geleistet.

„Und? Was sagst du?", wollte Zera aufgeregt wissen, nachdem Hayden bloß überrascht in den Spiegel geschaut hatte. Da Zera Hayden noch nicht lange kannte, fiel es ihr schwer, Haydens Emotionen richtig zu deuten.

„Wow." Das war alles, was Hayden sagen konnte.

Ihre blonden Locken waren zu einer kunstvollen Flechtfrisur nach oben gesteckt und mit weißen Kunststoffblumen verziert worden. Einzelne Strähnen, die Zera nochmal mit einem Lockenstab in sanfte Wellen verwandelt hatte, umrahmten Haydens Gesicht, sodass die dunkel geschminkten Augen besser hervorstechen konnten.

Auf Haydens Mund befand sich dunkelroter Lippenstift. Ihre Wangen und Augenlider waren mit glitzernden Steinchen, die im Lichtschein geheimnisvoll strahlten, beklebt gewesen.

Obwohl Hayden normalerweise keinen Schmuck trug – verflucht seien Hale und der dämliche Zwei-Dollar-Shop in Ashland – hatte sie sich von Zera dazu überreden lassen, sich eine silberne Halskette aus kleinen Perlen umzulegen. In der Mitte der Kette thronte ein funkelnder Diamant, der die Form eines Delfins hatte.

„Behalte die Kette ruhig", hatte Zera lächelnd zu Hayden gesagt, nachdem Hayden das Schmuckstück sprachlos betrachtet hatte. „So hast du wenigstens ein schönes Andenken an deine Zeit im zehnten Sektor und vergisst mich nicht so schnell."

Erst hatte sich Hayden gegen das Geschenk gewehrt, aber letztendlich hatte sie es doch angenommen. Als Erinnerung, wie Zera so schön gesagt hatte.

Noch beeindruckender als die Halskette war allerdings das Kleid gewesen, das Haydens Körper umspielte.

Der Stoff war dunkelblau und mit glitzernden Partikeln besetzt. Die Ärmel bestanden aus Spitze, sodass sich ein feines Muster aus Blumen über Haydens Arme erstreckte. Ab der Taille fiel das Kleid in einem weiten Rock zu Boden. Der Saum erinnerte dabei an einen stürmischen Wellengang. Nicht zuletzt, weil er mit weißen Glitzersteinchen bestickt war.

Hayden hatte sich sofort in das Kleid verliebt.

Zum Glück trug Zera dieselbe Größe wie Hayden, sodass das Kleid wie angegossen passte. Vor allem Haydens Brüste, die sie selbst oft als zu klein empfunden hatte, wurden durch den enganliegenden Stoff perfekt in Szene gesetzt.

Tatsächlich fühlte sich Hayden zum ersten Mal wie eine richtige Prinzessin.

Kurzzeitig hatte Hayden noch mit dem Gedanken gespielt, ihren Ehering abzulegen, um sich komplett in das Leben eines normalen Teenagers fallen lassen zu können, aber schlussendlich hatte sie sich nicht getraut, das Schmuckstück von ihrem Finger zu nehmen. ‚Sicher ist sicher', dachte sich Hayden.

„Du siehst wirklich wunderschön aus", bekräftigte Zera Hayden ein weiteres Mal in ihrem märchenhaften Aussehen. „Aber zum Glück kann man deine Schuhe nicht sehen. Die zerstören nämlich alles." Da Zeras Lachen ansteckend war, musste auch Hayden grinsen.

Unter dem bezaubernden Kleid trug Hayden weiße Sneaker. Auch wenn die Schuhe optisch überhaupt nicht zu ihrem Outfit passten, waren sie wenigstens bequem.

Innerlich hatte Hayden mehrere Freudensprünge ausgeführt, als sie festgestellt hatte, dass Zeras Schuhe drei Nummern zu klein gewesen waren. Auf High Heels würde Hayden den Abend vermutlich auch nicht überleben.

In einer Zeit nach unsWhere stories live. Discover now