Sarah und Dave die Vorgeschichte

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Ich war heilfroh, als mein Dozent die Vorlesung beendete. Okay, man konnte es nicht Vorlesung nennen. Wir waren meist ein Kreis von maximal 20 Studenten und teilten unsere neu gewonnen Schreiberfahrungen, Ideen oder diskutierten über Literatur, bevor wir eine neue Schreibaufgabe bekamen. Meine Heutige bestand, darin ein emotionales so zu schreiben, dass es jemand Unbeteiligtes nachempfinden konnte.

Ich schlenderte mit all den anderen Studenten durch das Vorlesungsgebäude, hinaus auf den Campus. Erst dort teilten sich alle nacheinander auf. Manche steuerten die Wohnheime an, andere gingen zu einem anderen Vorlesungsgebäude, da wir davon drei hatten, und zwei Sporthallen, diente der Campus weniger als Pausenhof, eher als Nachmittagsbeschäftigung.

Nur wenige steuerten den Parkplatz an.
Ich blieb am Zaun stehen, welcher den Campus vom Parkplatz trennte und schaute mich um. Nach und nach verließen einige Autos den Parkplatz und bogen auf die 93. Avenue ab.
Etwas weiter weg, lehnte jemand in einem dunklem Shirt an einem silbernen Ferrari. Seine tätowierten Arme erkannte ich bis hier, ebenso wie seine blonden Haarspitzen.

Ich ging direkt auf ihn zu und wollte ihm bereits einen frechen Spruch entgegenschleudern, als sein Lächeln noch breiter wurde und er mich fest an sich zog.
„Hey, wie war dein Tag?, raunte er in mein Ohr. Seine Stimme klang sanft und ruhig. Ich hatte ihn noch nie anders erlebt.
Ich legte meine Hand in seinen Nacken und ließ meine Finger in sein Haar gleiten.

„Ganz gut... aber nach meinen Aufgaben könnte ich ne Massage gebrauchen."
„Bekommst du", sagte er. „Aber nach deinen Aufgaben. Essen?"
„Hast du gekocht?"
„Ne, war faul, gibt Pizza. Für dich Veggie mit extra viel Käse."

Ich hob meinen Blick, blickte in seine ozeanblauen Augen. Seine Lippen, die weder zu voll noch zu schmal waren, luden nahezu dazu ein, sie zu küssen. „Du bist super!"
Sein Lächeln wurde noch breiter, falls das überhaupt möglich war. Dave konnte richtig anfangen zu strahlen, er versteckte seine Freude oder seine Gefühle nicht. Alles, was er fühlte, war für mich erkennbar.
Ich trat zurück, ließ meine Hand über seine Wange streichen und schwang mich dann auf seinen Beifahrersitz. „Beweg dich, die Pizza wird kalt!" Ich hörte sein leises Lachen, welches so mitreißend war, dass sich auf meinen Lippen ein Lächeln ausbreitete. Das war eine seiner Stärken, er war immer da und munterte einen auf.
Er schwang sich hinter das Lenkrad und ließ den Motor kaum später aufheulen.

„Hey... was machen wir heut Abend?"
„Keine Ahnung... Film? Zocken?"
Er nickte, dann schoss er aus der Parklücke.
Sein Fahrstil passte voll und ganz in das Klischee von tätowierten Menschen. Verantwortungslos, gefährlich und rücksichtslos. „Kann ich Musik anmachen?"
„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du alles darfst, Sarah? Du darfst auch mit meinem Wagen fahren."
Ich gab ein Räuspern von mir, ehe ich das Radio anschaltete und mich entspannt zurücklehnte. Dave hatte es mir bereits öfter gesagt, fast jeden Tag, aber es schien mir so weit weg.

Er fuhr einen Ferrari 458 Italia und würde ich einen solchen Wagen fahren, würden ich nie jemand anderen als mich hinters Steuer lassen.
„Wenn dann richtig", murmelte er. Ich öffnete meinen Mund, als er die Musik auf Anschlag drehte. Der Bass erfüllte meine Ohren. Stimmt ja, Dave hörte immer laute Musik und dazu noch Musik, die den Verstand benebelte. Ich schaute aus dem Fenster, betrachtete die vorbeifliegenden Gebäude. Durch sein rasantes Tempo wirkte es tatsächlich, als würden die Gebäude fliegen. Die Passanten, die dort lang schlenderten, wirkten durch sein Tempo wie eine riesige bunte Mauer. Dann reduzierte er sein Tempo und fuhr die Auffahrt hinauf.

„Oh... Sarah eine Sache noch." Er schaltete den Motor aus, schnallte sich ab und richtete seine eisblauen Augen auf mich. Sie hatten einen so harmlosen und gleichzeitig sanften Ausdruck, dass sie mich an zahme, hilflose Tiere erinnerten.

If it's not youWhere stories live. Discover now