Ein Ende bringt immer einen neuen Anfang

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2 Monate später....

Wenn es etwas gäbe was ich mir wünschen dürfte, dann wäre es gesund zu werden oder das dieser beschissene Unfall niemals passiert wäre.

Mittlerweile kann man sagen, ich habe aktuell volle fünf Monate meines Daseins verloren und damit auch noch viele andere Dinge.

Tag für Tag hänge ich in diesen gottverdammten Krankenbett.

Tag für Tag diese ganzen Untersuchungen und nichts passiert.

Tag für Tag der gleiche Mist.

Seitdem die Schlummerstunde beendet war und ich mich ins Leben zurück gekämpft habe, ist da dieses riesengroße Loch und der Ausgang ist zu weit entfernt.

Vor etwa einem Monat bin ich auf einem normales Zimmer verlegt worden und muss jetzt Physiotherapie machen, doch das hat alles keinen Sinn.

Mir geht das alles viel zu langsam. Alles was ich erreicht habe nachdem ich aus dem Koma erwacht bin, ist das meine Arme wieder an Kraft gesammelt haben.

Was mir Sorgen macht, ist dass ich meine Beine zwar spüre doch ich habe keine Kraft um sie zu bewegen.

Da mir die Ärzte gefühlt nicht alles erzählen, habe ich mir meine Akte besorgen lassen. Ein hoch auf die Krankenpfleger hier, welche mit den Kopierer umgehen können und mir somit Teile meiner Akte aushändigen konnten.

Ich nehme die einzelnen Zettel und lese nur die ersten Abschnitte...

PATIENTENBERICHT

Patientin Mrs. Sarah Rivers, behandelnde Ärztin Dr. Eva Heights

Die Patientin Rivers wurde mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma, einer großflächigen Platzwunde, mehreren gebrochenen Rippen und einem Trümmerbruch des rechten Sprunggelenks, aufgrund eines Aufprallunfalls mit einer Ferrari, laut Personenaussagen.

Das kann nicht  wahr sein oder? Das wäre schon ziemlich heftig, wenn es jetzt auch noch eine 458er gewesen wäre. Aber es ist ja nicht die einzige Ferrari die hier rumfährt.

Nach einem CT aller Extremitäten, sind keine inneren Blutungen und Verletzungen bekannt. Lediglich auffällig ist die starke Schwellung des Hirns, welche dauerhaft beobachtet werden muss. Notfalls ist bereits eine Sonde geplant um den Druck abzuschwächen, sollte die Schwellung dauerhaft bestehen bleiben.

Die Patientin war anfangs im bewusstlosen Schockzustand, welcher sich dann zu einem Koma der Stufe 4 entwickelte. Geweitete Pupillen ohne Reaktion, keine Schmerzreaktion und stabiler Zustand.

Kontinuierliche Überprüfung der Vitalwerte und tägliche Reaktionsprüfungen.

Die Tür zu meinem Zimmer öffnet sich und mein Herzensmensch betritt den Raum, was mich sofort aus den Informationen meiner Patientenakte reist.

„Hey Sweetie, wie geht es dir heute? Oma hat dir was tolles mitgebracht."

Omi ist so oft hier. Sie unterstützt mich und versucht mich Tag für Tag aufzubauen, beziehungsweise eher mehr das bisschen Motivation aufrecht zu erhalten, welche aktuell nicht wirklich die beste ist..

Dave allerdings hat sich kein einziges Mal sehen lassen.

Nicht einmal auf die Messages antwortet er, welche ich ihm zukommen hab lassen, nachdem das mit dem Handy bedienen nach etwa zwei Wochen wieder funktioniert hat.

Immer wieder erinnere mich an das Gespräch zwischen Omi und Dave. Ich bin eine Last für ihn. Fraglich ist ja, ob ich das schon immer war.

Obwohl er ja derjenige war, der mich immer so umgarnt hat und so süß war. Ich habe ihn Mitte zweites Semester kennengelernt und waren jetzt aktuell ein halbes Jahr "zusammen". Pah ich bin so enttäuscht von seinem Wesen, wie heftig kann man sich nur in einer Person täuschen? Definitiv komplett.

Da von meiner Familie nur noch so wirklich Omi da ist für mich, bin ich umso dankbarer dass sie in dieser Zeit aktuell für uns beide so stark ist.

Selbst Freunde haben regelmäßig bei ihr nachgefragt wie es mir aktuell geht und seitdem ich von der Intensivstation verlegt wurde, kommen sie mich besuchen. Das baut mich wirklich auf und am liebsten würde ich gern mit meinen Fingern schnipsen und alles wäre wieder beim alten.

Wenn ich daran denke dass ich nachher noch einmal Physiotherapie habe, ziehen sich bei mir alle Nerven zusammen. Alles muss ich wieder erlernen und ehrlich am schwersten fällt es mir zu laufen, wobei auf Krücken stehen aktuell der größte Fortschritt zu sein scheint. Da das kaputte Sprunggelenk null Halt hat, trotz der Platten und so weiter, habe ich so eine riesige Schiene welche man an und ausziehen kann wie der Bedarf besteht.

Omi wird mich sicher gleich damit drangsalieren, dass wir doch hoffentlich bald gemeinsam in die Cafeteria laufen können, anstelle immer den ollen Rollstuhl nehmen zu müssen.

"Sweetie, warst du heute schon draußen? Du brauchst wirklich mehr Abwechslung und ich denke einen Ausflug in die Cafeteria sollte uns ein leckeres Stück Kuchen bescheren oder meinst du nicht? Übrigens Cassidy war heute bei mir und hat viele Unterlagen für dein Studium mitgebracht, falls du dich lieber beschäftigen magst."

Also packt sie mir den Umschlag in den Nachtschrank und stellt mir einen riesigen Pot selbstgekochten Pfirsischeistee bereit.

Das Zimmer ist glücklicherweise für die Einzelbelegung gedacht und war die Zeit als ich verlegt wurde ein wortwörtliches Blumenmeer mit ganz vielen Geschenken von Freunden und Bekannten.

"Omi, wir können gern in die Cafeteria, doch wir müssen gegen vier Uhr wieder hier sein da ich noch Physiotherapie habe heute."

"Seit wann redest du so erfreut über Ausflüge in die Cafeteria und über deine Therapie? Es ist ja nicht so, als würde es mich stören. Im Gegenteil, es erfreut mich zu hören."

Wenn sie nur wüsste wie es in mir aussieht. Ich bin sauer auf den Unfall und umso mehr ist Dave daran Schuld, weil er mich einfach aufgegeben hat. Omi weiß nichts davon dass ich das Gespräch seitens ihr und Dave mitbekommen habe. Jedesmal wenn das Thema Dave kommt, sagt sie nur das er feige ist. Feige weil er nicht den Arsch in der Hose hat mit mir zu reden und mir direkt mitteilen zu können, dass es keine Zukunft für uns beide gibt. Die Frage an sich ist ja, gab es die jemals.

"Ich kann dich nicht immer enttäuschen Omi. Seit Monaten bist du förmlich hier Zuhause und liest mir alle Wünsche von den Augen ab. Zusätzlich bin ich dir dankbar. Dankbar, weil du mich in allen Dingen unterstützt und mich verteidigst wenn alle Stricke reisen. Also lass uns losgehen, damit ich dir mal eine Freude bereiten kann."

If it's not youWhere stories live. Discover now