*ohne Titel*

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Und wieder klingelte es. Seufzend sah ich auf meine Uhr. Es war kurz vor sechs Uhr. „Na, warte, der Person zeig ich es!", dachte ich, als es erneut klingelte. Ich quälte mich aus dem Bett und lief wütend die Treppe hinab, um die Tür zu öffnen. Nachdem ich den Schlüssel hervorgekramt hatte und schloss ich auf. Ich öffnete die Tür und wollte der Person gerade ein paar Takte erzählen, als ich meine Kollegin erkannte. Tränenüberströmt. Alles was ich sagen wollte, blieb mir im Hals stecken. Sie warf sich mir schluchzend um den Hals. Ich zog sie ein, zwei Schritte ins Haus hinein und schloss die Tür, bevor ich die Arme um sie schloss und ihr beruhigend über den Rücken strich. Als sie sich langsam beruhigte liess ich sie los und fragte: „Frühstück?" Sie nickte und ich ging in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.
Nach einem schweigsamen Frühstück, sassen wir in meinem Zimmer auf dem Bett. „Ich hab meinen Eltern erzählt, dass ich homosexuell bin.", sagte sie leise. „Was?", fragte ich überrascht. Sie lachte humorlos auf. „Wieso kommst du zu mir?", fragte ich weiter, „Wieso gehst du nicht zu jemanden der es schon weiss?" Sie lächelte: „Niemand kann so gut trösten wie du." Beschämt sah ich auf die Bettdecke. „Wieso hast du nie was gesagt?" „Weil ich nicht wusste was du davon hältst." Ich runzelte die Stirn: „Wie meinst du das?" „Wie ich das meine?" Humorlos lachte sie auf: „Du sagst nie was dagegen,aber auch nie was dafür. Aus allen Gesprächen zu diesem Thema hältst du dich raus. Darum hat wahrscheinlich niemand eine Ahnung was du davon hältst." Ich dachte nach. Sie hatte recht. Ich sagte von mir aus nicht dazu und aus Gesprächen zu diesem Thema hielt ich mich raus. Einfach weil ich es für normal halte und es nicht für nötig fand mich dazu zu äussern. Ich sah meine Kollegin an: „Hör mal zu, es ist mir egal ob du hetero-, homo-, bi-, trans-, pansexuell oder irgendetwas anderes bist. Das definiert dich nicht. Dein Charakter definiert dich und der ändert sich durch deine Sexualität nicht. Und die Person mit deinem Charakter ist eine meiner besten Freundinnen." Nun lächelte meine Kollegin. „Na, bitte. Da ist dein Lächeln wieder. Und jetzt erzählst du mir mal wieso deinen Eltern mitten in der Nacht von deiner Homosexualität erzählst. Weil du hast den ersten Bus zu mir genommen, oder?" Ich wich dem Schlag meiner Kollegin aus und lauschte ihrer Erzählung.

Meine Kollegin hat mir selbstverständlich erlaubt es hochzuladen.

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