4. Zurück in Hogwarts

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Der nächste Vormittag war ereignislos, aber Lyssa konnte sich immer noch nicht so recht damit anfreunden, dass sie in der Vergangenheit war. Immer wieder spielte sie den Diebstahl in ihrem Kopf durch und nervte sich über ihre Fehler.

Eine Siebtklässler Slytherin hatte die Aufgabe aufgehalst bekommen, Lyssa alle wichtigen Orte von Hogwarts zu zeigen, die sie natürlich schon bestens kannte. So schlenderte sie einfach hinter ihr her und nickte von Zeit zu Zeit.

Jemand hatte ihr ein Hemd besorgt - das ihr etwas zu weit war und sie die Ärmel umkrempelt, musste - und eine Hose und einen Rock. Der Rock war auch etwas zu lang, aber bei der Hose fehlte ihr eine ganze Handbreite bei den Knöcheln und so entschied sie sich für den Rock. Es verwunderte sie nicht, sie war immer schon ein paar Zentimeter größer als ihre Mitschülerinnen gewesen.

Man hatte ihr auch eine grün-silberne Krawatte besorgt, die sie sich säuberlich umband. Sie war eine stolze Slytherin und das wollte sie auch zeigen. Aber als sie für das Mittagessen in die große Halle kam, überlegte sie es sich nochmals.

Nach der Schlacht von Hogwarts hatte sich das soziale Klima in Hogwarts verändert. Es gab eine größere Durchmischung, was Freundschaften zwischen den Häusern anbelangte und mit viel Mühe haben sie es auch hinbekommen, Slytherin aus seiner Außenseiterposition zu holen. Sie haben das Haus der Schlange in eines verwandelt, für alle mit Ehrgeiz, Findigkeit und Streben nach mehr. Für die, die Tradition und Familie zu schätzen wissen, ob die Familie durch Blut gebunden war oder nicht.

Aber 1994 hatte das Haus immer noch den Ruf, das böse Haus zu sein, das Haus der Reinblüter und zukünftigen Todessern.

Sie warf einen Blick den Tisch entlang, so viel daneben war das auch nicht. Sie erkannte einige Gesichter, die in ein paar Jahren auf Fahndungsplakaten sein würden.

Ihre Großmutter, die sie zusammen mit ihrer Mutter erzogen hatte, war eine Slytherin gewesen und hat ihr der Wert von Tradition beigebracht, aber in Slytherin zu landen oder Todesser zu werden waren nicht dabei. Die Schwester ihrer Mutter war auch in Slytherin, nur ihre Mutter brach das Raster und kam nach Ravenclaw.

Die Schule würde für Lyssa am nächsten Tag beginnen, da sie erst heute ihre Kurse belegt hatte. Sie wählte, was sie in ihrem letzten Jahr in Hogwarts schon gewählt hatte. Den meisten Stoff konnte sie hoffentlich noch und musste nicht groß im Unterricht aufpassen, auch weil sie nicht beabsichtigte, die Prüfung zu schreiben. Sie würde eh nur für ein paar Tage hier sein.


Nach dem Mittagessen machte sich die Slytherin auf direktem Weg in die Bibliothek. Diese war nicht stark besucht, die meisten Schüler nutzen das noch einigermaßen schöne Wetter des Herbstes aus.

Etwas sehnsüchtig blickte Lyssa einer Gruppe von Hufflepuffs nach, ihre beste Freundin Debbie war auch eine Hufflepuff gewesen. Damals waren sie unzertrennlich, aber seit sie ihre Abschlüsse hatten, war Lyssa mit ihrem Praktikum beschäftigt und Debbie befand sich momentan in Afrika. Sie hätte Debbie gerne hier an ihrer Seite gehabt, Debbie war schon immer gut gewesen in Probleme lösen.

Lyssa wurde neben der Kleidung auch eine Feder, Pergament und Tinte ausgeliehen. Sie warf einen Blick zu Madam Pince, der etwas furchteinflößender Bibliothekarin. Lyssa hatte immer das Gefühl, sie hatte es auf sie persönlich abgesehen, seit einem Vorfall während ihrem ersten Halloween in Hogwarts. Lyssa hatte versucht eine der Kürbislaternen so zu verhexen, dass sie um sie herum schwebte. Leider stellte sich die Laterne als von bösartiger Natur heraus und verfolgte sie bis in die Bibliothek, wo ein älterer Schüler beim Versuch ihr zu helfen, den Kürbis zum Explodieren brachte. Drei Regale von ihrem Standort entfernt hatte man noch Kürbisstückchen gefunden.

Während sie zwischen den Regalen wanderte, beobachtete sie die vereinzelten Schüler, die über ihre Bücher gebeugt ihre Hausaufgaben machten. Es waren hauptsächlich Ravenclaws, nur einmal entdeckte sie eine Gryffindor, die mit einem Stapel von Büchern alleine am Tisch saß.

Lyssa erkannte sie erst auf den zweiten Blick, da ihr buschiges braunes Haar ihr Gesicht verdeckte. Jeder kannte sie in ihrer Zeit, sie war eine Heldin, aber momentan war sie nur eine eifrige Schülerin.

Sie ging weiter in die Tiefe der Bibliothek, bis sie einen abgelegenen Tisch fand und holte einen Kugelschreiber raus, den sie bei ihrer Ankunft im Mantel hatte. Sie war noch nie so glücklich darüber, dass sie nie ihre Taschen leerte.

Sie musste es sich visualisieren, alles was sie wusste, alle Lügen und ihren Plan wieder hier wegzukommen.

Was wusste sie über dieses Schuljahr? Sie drückte auf den Kugelschreiber und begann auf die Seite zu kritzeln. Das Trimagische Turnier hatte drei Aufgaben: Das Ei vom Drachen klauen, jemanden aus dem See retten und durch das Labyrinth zu kommen. Harry und Diggory haben es beide durch das Labyrinth geschafft und verschwanden dann. Wie die meisten anderen, wusste Lyssa nicht, was in dem Zeitraum ihrer Abwesenheit passiert war, nur dass Diggory tot zurückkam und Harry behauptete, dass Voldemort zurück war.

Zuerst wird es verleugnet, bis die Beweise sich anfangen zu häufen.

Lyssa blickte auf ihre stichwortartigen Notizen. Sie kannte sich nicht mit Zeitreisen aus, aber sie wusste, dass sie sich so stark wie möglich zurückhalten musste, um die Zukunft nicht zu verändern. Diggory muss sterben, Dumbledore muss sterben und alle anderen auch, bis Harry Voldemort endgültig besiegt in dreieinhalb Jahren.

Sie überlegte weiter, was sie wusste. Der Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste war Alastor Moody, der Auror ... sie machte einen Pfeil und schrieb: Todesser/Vielsafttrank. Es war ein ziemlicher Skandal gewesen, als es später auskam.

Sie wusste, dass es einen Weihnachtsball geben würde.

Nach einer weiteren Minute, fiel ihr nichts mehr ein und sie begann ihr Netz aus Lügen niederzuschreiben.

Eine Austauschschülerin aus der Schweiz ... deren Eltern aus England kommen und sie deswegen so gut Englisch sprach ... sie überlegte weiter. Sie besuchte die Schule im Schwarzwald, nur konnte sie dummerweise kein Deutsch. Zu behaupten, sie kam aus dem französischen Teil konnte sie auch nicht, sonst würde die Beauxbatons Schüler sie kennen. Der Trick beim Lügen war es, so nahe wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben, bei näherer Gelegenheit musste sie etwas über die Schule lesen.

Damit kam sie weiter zu ihrem Plan. Sie wusste nicht, wo sie einen Zeitumkehrer herbekommen sollte. Am besten machte sie sich erst mal schlau über das Thema.

Sie faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in ihren BH.

Jagd durch die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt