26. (Gem)einsame Zeit

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Lyssa saß in einem Café in London und starrte die braune Flüssigkeit vor sich an. Die letzten Tage hatte sie in der Bibliothek und dem Archiv verbracht und hat Jill und Jean Löcher in den Bauch gefragt. Sie hatte Jill auch gebeichtet, dass eingebrochen wurde und der Dieb mit der Beute davongekommen war. Ihr Boss hatte schnell herausgefunden, welches ihrer Objekte fehlte und hatte Lyssa versichert, dass das Objekt weder wichtig noch gefährlich war, jetzt, da es vom Fluch befreit war. Lyssa hätte gerne widersprochen, aber konnte nicht, ohne etwas preiszugeben.

Sie hatte auch nach ihren Freundinnen gesucht. Kim hatte ihren Freund Richard geheiratet und arbeitete in der Tierhandlung in der Winkelgasse. Edith lebte irgendwo auf den Hybriden in einer Kelpie Pflegestadtion. Mary-Ann hatte immer noch einen Streit mit ihrer Schwester, aber das hatte Lyssa schon gewusst. Aber beide Eltern wanderten nach Askaban, ebenso wie Robyns Vater. Robyn selbst war verheiratet mit einem Journalisten des Tagespropheten. Liam Gray war momentan gerade in Amerika und nach einem Liam Grayston wurde seit dem 1. September gesucht, weil er sein fünftes Schuljahr in Hogwarts nicht angetreten war. Über eine Anna hatte sie nichts herausfinden können.

Neben ihr zusammengefaltet lag der Tagesprophet, auf dessen Titelseite groß ein Bild eines genervten Harry Potters zu sehen war. Es war das erste Mal, dass die Presse ein Bild von seinem ersten Kind, James Sirius Potter, erhascht hatte, das im Frühling geboren worden war. Er und seine Frau Ginny Weasley waren auf einem Ausflug gewesen, mit ihren Freunden Ron und Hermine Granger-Weasley und dem Patensohn Teddy Lupin.

Lyssa betrachtete das Bild gedankenversunken. Einerseits war sie froh, dass alles wieder wie zuvor schien, andererseits war sie auch irgendwie traurig, dass sie nicht hatte ausrichten können. Es machte sie auch einsam und ließ sie fast schon an ihrem eigenen Verstand zweifeln, wäre da nicht die Uhr in ihrer Nachttischschublade um jeden Fehler im Präsenz in der Vergangenheit auszumerzen, sollte sie einen entdecken und die beiden fehlenden Fingerkuppen.

Die kleine Glocke über der Tür erklang und Lyssa hob instinktiv den Kopf. Emilia strahlte sie schon von der Tür aus an. Das schwarze Haar fiel ihr offen über die Schultern und als sie Lyssa überschwänglich umarmte, konnte sie das altvertraute Satsuma-Shampoo riechen.

"Es freut mich sehr, dass wir uns wieder mal sehen", sagte sie und griff über den Tisch nach Lyssas Händen, als hätte sie nie Schluss gemacht.

"Ja, ich dachte, ich treffe mich wieder mal mit ein paar alten Freunden."

"Freunde?", wiederholte Emilia schmunzelnd. "Debbie ist immer noch in Afrika, nicht? Megan und Rebecca arbeiten im St. Mungo, ich weiß nicht, wie viel Freizeit die haben. Hast du andere Freunde, die ich nicht kenne?"

"Glaubst du, das ist ein Vorwand, dich wiederzusehen?", fragte Lyssa. Es tat gut, Emilia wiederzusehen, es half ihr vor allem, sich nicht mehr so einsam zu fühlen. Sie dachte zurück an den Heinrich Rotberg und seinen Freund, sie hatten wenigstens noch einander, aber auch sie hatten Erinnerungen, die niemand ausser sie beide hatte, während der Rest der Welt eine andere Vergangenheit hatte. Sozusagen ausgeschlossen von der kollektiven Erinnerung. Für alle war keine Zeit vergangen, wie einfach es ihnen wohl gefallen war, wieder an dem normalen Leben anzuschließen. "Ich habe deine Cousine wieder mal gesehen", sagte sie schließlich.

"Welche?"

"Mary-Ann", sie hoffte, dass Emilia nicht verwundert war, dass sie den Namen kannte. Doch sie rümpfte nur die Nase und sah auf den Tisch, wo sie Lyssas Hände immer noch in ihren hielt. "Bei Merlin, was ist mit deinen Fingern passiert. Ist Flucherbrecher zu werden so gefährlich?" Sie sah auf die linke Hand, wo ihr die Fingerkuppe des Kleinen- und des Ringfingers fehlten.

"Das erzähle ich dir vielleicht später." Sie zwang sich zu einem Lächeln und versuchte, Emilias Aufmerksamkeit wiederzukriegen. "Erzähl mir etwas von deinem ersten Jahr in Hogwarts."

Emilia runzelte die Stirn. "Mein erstes Jahr in Hogwarts?"

Lyssa nickte. "Da war doch das trimagische Turnier. Irgendetwas anderes, spezielles, an das du dich erinnern kannst?"

Ihr Gegenüber musterte sie irritiert. "Abgesehen davon, dass sich unser Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer als Todesser herausgestellt hat, ein Schüler starb und Voldemort zurückkam?" Sie seufzte: "Ich wünsche mir diese Zeit ganz klar nicht zurück, aber es fühlt sich ewig an, seit das passiert ist." Sie warf auch einen Blick auf den Tagespropheten mit dem Helden, der Zaubererwelt auf der Titelseite.

Lyssa nickte zustimmend. "Wer würde sich auch so eine Zeit zurückwünschen."

Und damit endet diese Geschichte von Lyssa und ihrer Zeitreise und meinem kleinen Gedankenexperiment von Harry Potter ohne Harry Potter.😅

Ich hoffe die Geschichte hat euch gefallen und fall es noch offene Fragen hat, die ich nicht beantwortet habe, immer her damit (ich gebe zu, ich habe etwas den Überblick verloren).

Wenn ihr nach weiteren Harry Potter Fanfictions sucht: Auf meinem Profil findet ihr eine Abgeschlossene, die in der Zeit der neuen Generation spielt, über ein Mädchen, das versucht ihrer Vergangenheit zu entkommen > Die Insassin von Askaban

Und neu eine laufende, die zur Zeit der Rumtreiber spielt über ein Mädchen, da versucht den Anforderungen ihrer reinblütigen Familie gerecht zu werden > Merlins Secret

Vielleicht sieht man sich ja da wieder, bye <3

Jagd durch die ZeitWhere stories live. Discover now