9. Money, Money, Money

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Lyssa gähnte herzhaft, als sie am nächsten Morgen in die Große Halle kam. Das nächtliche Abenteuer hatte ihren Augenringen nicht geholfen und ließ sie genauso müde aussehen, wie sie auch war.

Sie bestrich sich schnell einen Toast mit Erdbeermarmelade und kippte einen Becher Orangensaft herunter, bevor sie den Ravenclaw Tisch nach Liam absuchte. Wenn sie sich recht erinnerte, hätte sie gestern mit den Ravenclaw Zaubertränke gehabt und wollte wissen, ob sie Hausaufgaben hatten. Sie musste Snape nicht noch mehr verärgern.

Die Blicke der Anderen ignorierend schlenderte sie den Ravenclaw Tisch entlang bis zu Liam, der gerade mit einem Mädchen sprach, das ihre Nase in ein Buch gesteckt hatte.

"So spannend, um es beim Frühstück zu lesen?", fragte die Slytherin freundlich und die Ravenclaw sah überrascht auf.

"Es ist das neuste Buch von Gilderoy Lockhart über seinen Kampf mit einem Mantikor, kennst du seine Bücher? Seine Abenteuer sind manchmal wirklich unglaublich", antwortete das Mädchen schwärmerisch.

Lyssa warf einen Blick auf den Buchrücken, wo groß ein Bild des Autors zu sehen war. Gilderoy Lockhart lächelte sie mit seinen perlweißen Zähnen an, jede einzelne goldene Locke lag perfekt und sein fliederfarbener Umhang war kunstvoll drapiert. Er winkte Lyssa breit lächeln an und warf sich in eine neue Pose.

Der Name sagte ihr etwas, sie wusste, dass es am Anfang der Neunziger einen großen Hype um ihn gab, aber wurde er nicht als Scharlatan entlarvt? Jedenfalls mochte sie sich nicht erinnern, noch etwas von ihm gehört zu haben. Aber sie erinnerte sich noch als Kind sein Gesicht in sämtlichen Buchhandlungs-Schaufenstern zu sehen, wenn ihre Mutter oder Großmutter sie zu Besorgungen mitnahm. Ihre Großmutter hatte ihn einen Angeber und aufgeblasen genannt und Lyssa weitergezogen. Der alten Dame wurde sogar mal ein Exemplar seiner Bücher geschenkt, das aber ungeöffnet einen permanenten Platz unter einem zu kurzen Tischbein fand.

"Er war vor zwei Jahren unser Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Am Ende des Jahres hatte er gekündet, weil es noch so viele Leute gab, denen er helfen musste." Sie schenkte sich etwas Kaffee nach. "Zugegeben, seine Bücher sind spannender als sein Unterricht es war."

"Er war verdammt aufgeblasen, außerdem, wie kann ein Typ das alles erleben und für jede Situation immer eine perfekte Lösung haben", erwiderte Liam. "Und gleichzeitig die Zeit finden, Bücher zu schreiben."

"Er sucht nach Leuten, die seine Hilfe brauchen und wartet nicht bis er über etwas darüber stolperte. Und dann schreibt er das Erlebte nieder", verteidigte das Mädchen Lockhart.

Lyssa nickte desinteressiert, sie hatte mit der Konversation abgeschlossen.
"Hatten wir Hausaufgaben in Zaubertränke?"
Liam schüttelte den Kopf. "Noch nicht, aber das wird noch kommen, immerhin schreiben wir dieses Jahr die UTZ. Das ist so doof, vor allem wegen des Trimagischen Turniers, die erste Aufgabe findet übernächstes Wochenende statt." Er sah zu einer Gruppe von Beauxbatons Mädchen, die gerade die Große Halle verließen.

Lyssa hatte das ganz vergessen, aber es brachte sie auf eine Idee. Voldemort kam nach der dritten Aufgabe zurück, wenn sie also irgendwie die letzte Aufgabe verhindern oder den Pokal sichern konnte, könnte sie Voldemorts zweiter Aufstieg verhindern? Vorausgesetzt, er kam zurück? Vielleicht hatte der Dieb ihn ein für alle Male ausgelöscht, sie hoffte es.



Wieder hallte ein Schrei aus der Ferne in ihren Ohren und der Rauch biss ihr in der Nase. Es war alles schwarz, sie konnte ihre Hand nicht vor Augen sehen. Panik schnürte ihr den Brustkorb zu. Weitere Rufe und Schreie kamen hinzu, die Geräuschkulisse schwoll immer weiter an und Lyssa wollte sich die Ohren zuhalten, doch sie konnte sich nicht bewegen. Ein grüner Blitz erhellte die gruselige Maske eines Todessers. Langsam machte er einen Schritt auf sie zu und hob den Zauberstab ...

Etwas traf Lyssa hart im Gesicht und sie zuckte hoch, augenblicklich hatte sie ihren Zauberstab in der Hand.

Eine ihrer Mitschülerinnen hatte die Vorhänge von Lyssas Himmelbett auseinandergezogen. Es war Robyn, ihre kurzen blonden Haare standen in alle Richtungen, während ihre grauen Augen wütend aufblitzen. Hinter ihr stand ein weiteres Mädchen, das Lyssa schon öfters mit Robyn gesehen hatte. Sie kam ihr schon zu vor bekannt vor, aber sie wusste nicht woher.

"Würde es dir etwas ausmachen leiser zu schreien, es ist nach zwölf Uhr", zischte Robyn sie an.

Lyssa murmelte eine Entschuldigung und bettete sich wieder. In wenigen Stunden konnte sie nach Hogsmeade und sich einen Schlaftrank besorgen. Sie konnte den kalten Schweiß auf ihrer Stirn spüren, während sich ihr Brustkorb rasch hob und senkte.


Die kleine Glocke über der Tür klingelte leise als Lyssa in die Apotheke trat. Es war ihr erster und einziger Stopp, den sie für das Hogsmeade Wochenende eingeplant hatte.

Überall um sie herum auf Regalen standen Flaschen und Gläser mit diversen Inhalten, von eingelegten Fröschen zu silberner Flüssigkeit und getrockneten Kräuter. Lyssa warf einen Seitenblick auf ein großes Glas mit Blutigeln, bevor sie an die Theke trat.

"Hallo, ich brauchte Willows wunderbares Wundermittel für traumlose Nächte, ich nehme das mit Nebenwirkungen." Die Nebenwirkungen beinhalteten Dinge wie: starkes Jucken in der Nase, eine grüne Zunge und ein langanhaltendes Kitzel-Gefühl an den Füßen. Aber es war um einiges billiger als das ohne Nebenwirkungen und Lyssa hatte nur noch drei Galleonen und ein paar Sickel.

Die Hexe hinter der Theke musterte sie kurz über ihre Brille hinweg.

"Es tut mir leid, Liebes", sagte sie schließlich, "davon habe ich noch nie gehört."

Lyssa brachte nur ein "Oh" heraus, bevor die Frau vorschlug nach anderen Mitteln zu suchen. Sie wusste nicht, wie alt Willows wunderbare Wundermittel für traumlose Nächte war, aber nach dem Krieg gab es wahrscheinlich einen großen Markt für solche Dinge.

Die Frau kam zurück und stellte Fläschchen aus braunem Glas vor sie hin.

"Wir hätten Der Alptraumfresser, er ist effektiv, aber er kann einen temporären Pelz auf der Zunge wachsen lassen. Zwei bis drei Tropfen vor dem Schlafengehen, eine Flasche sollte für ein halbes Jahr reichen."

Lyssa verzog das Gesicht bei der Vorstellung an eine pelzige Zunge, nickte aber.

"Das wären dann fünf Galleonen und drei Knuts."

Lyssa presste die Lippen zusammen, verdammt, so viel hatte sie nicht.

Vielleicht konnte sie mit jemanden Wetten über die Aufgabe im Trimagischen Turnier, überlegte sie sich, als sie zurück stapfte. Oder über die Platzierung nach der ersten Aufgabe, da gab es aber leider die Probleme, dass A: Sie nicht wusste, wer wie gut abschneiden würde, da sie zu dieser Zeit noch nicht in Hogwarts war und B: Sie nicht wusste, wie stark sich Harrys Abwesenheit auf das ganze auswirken würde. Sie brauchte eine andere Lösung um an Geld zu kommen und sie brauchte sie schnell.

Bei Koboldstein begriff sie die Regeln nicht und für Zauberschach war sie zu dumm, außerdem war das Spielen um Geld sicher verboten.

Sollte sie doch zu Pomfrey gehen?

Da erblickte sie zwei familiäre Rotschöpfe und der dritte Gryffindor im Bunde, die das Zonko Schaufenster studierten. Ihr kam die Idee, die Produkte der Zwillinge zu testen, verwarf sie aber schnell wieder. Die Zwillinge konnte sich nicht leisten, Testpersonen zu bezahlen. Höchstens vielleicht einen Knut pro Test und wenn Lyssa 986 Produkte testen müsste um zwei Galleonen zusammen zu kriegen, brauchte sie das Schlafmittel nicht mehr, dann wäre sie nämlich tot.

Vielleicht konnte sie Dinge aus dem Gewächshaus an Slughorn verkaufen ... aber Slughorn war nicht hier.

Es war zum Haare raufen, sie brauchte irgendetwas in dem sie gut war.

"Weasley?", rief sie und kriegte so die Aufmerksamkeit der Dreien. "Wer ist der beste Duellant in Hogwarts?"

Die drei Gryffindor wechselten einen Blick.

"Vermutlich Jimmy Welch aus Hufflepuff, wieso?", antwortete ihr Lee.

Jagd durch die ZeitWhere stories live. Discover now