2 | Nasse Sneaker

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Langsam bog ich auf die gepflasterte Auffahrt ein. Die Sonne ließ mich durch die Autoscheibe fast schmelzen.
Prüfend sah ich nochmal auf die Temperatur Anzeige in meinem Auto. 25 Grad.
Ich schaltete die Klimaanlage noch etwas höher und fuhr die Auffahrt weiter entlang.

Vor mir tauchte ein großes Tor auf. Auf beiden Seiten stand jeweils ein Haus in beigem Pflasterstein.
Ich bremste ab und fuhr mein Fenster herunter.
An der Wand prangte eine Sprechanlage, mit der Bitte zu klingeln.
Ich kam der Aufforderung nach und wartete.
Kurz passierte nichts. Dann rauschte es kurz und eine kühle Frauen Stimme ertönte.
"Name?"
"Benjamin Steward"
"Anliegen?"
"Ich werde hier morgen meine Ausbildung beginnen und sollte einen Tag früher kommen."
Es kam nichts zurück, aber plötzlich glitt das Tor ohne weitere Geräusche auf.
Ich trat aufs Gas und fuhr weiter.
Wenige Minuten später, erschienen in meinem Blickfeld auf beiden Seiten der Auffahrt Weiden. Verstreut standen kleine Herden zusammen und dösten in der Sonne.
Lächelnd fuhr ich weiter und bald schon zeichneten sich einzelnde Gebäude in der Ferne ab.
Es dauerte nicht lange, da parkte ich meinen kleinen VW auf einem Vorplatz zwischen zwei anderen Autos.
Kurz blieb ich noch sitzen. Dann raufte ich meinen ganzen Mut zusammen und stieg aus.
Direkt... in eine Pfütze.
Ärgerlich stolperte ich ins trockene, aber es war bereits zu spät.
Meine Sneaker hatten sich bereits mit der brauner Pampe vollgesogen.
Mein seufzen ging in dem Knall einer zugefallenden Tür unter und im nächsten Moment sah ich einen Mann, etwa Mitte 30, auf mich zu.
"Benjamin Steward?"
Ich nickte und nahm seine entgegen gestreckte Hand entgegen. Schuhe wechseln war jetzt nicht mehr.
"Bei uns hier draußen ist es leider immer ziemlich nass.", meinte er mit einem nicken auf meine Sneaker.
"Drinnen musst du sie eh ausziehen. Also passt das noch."
Er schmunzelte kurz und hob dann beide Arme.
"Willkommen auf Sant Middlebought."
In seiner Stimme meinte ich stolz heraus zu hören, aber vielleicht täuschte ich mich da auch.
Ich nickte dankbar und ließ meinen Blick kurz schweifen.
Das Haus, aus dem der Mann heraus gekommen war, ist ein langgezogenes Gemäuer mit vielen Fenstern.
"Mr. Ward, mein Name. Ich denke wir fangen gleich mit der Führung an, aber zuvor habe ich noch eine Bitte."
Mein Blick glitt wieder zu ihm herüber.
"Dein Handy gibst du bitte mir. Ausgeschaltet."
Verwirrt sah ich ihn an. Warum wollte der Typ denn jetzt mein Handy haben? Es war mein persönliches Eigentum!
"Warum das denn?"
"Wir haben hier auf dem Hof bestimmte Sicherheitsbedinnungen, wie du sicherlich schon am Eingang bemerkt hast.
Jeder der Mitarbeiter befolgt dies und du hast beim unterschreiben dies automatisch eingewilligt. Kleingedrucktes sollte gelesen werden."
Ich hatte alles, wirklich alles auf diesem Vertrag gelesen. Ich hatte ihn praktisch schon inhaliert, aber dort stand nie was davon, dass ich mein Handy abgeben musste.
"Also?"
Er hielt mir auffordernd die flache Hand hin.
Resigniert seufzend, zog ich mein Handy aus der Gesäßtasche, schaltete es aus und drückte es ihm in die Hand.
"Na dann wollen wir mal.", bemerkte er übertrieben freundlich an und schob mich den gepflasterten Weg weiter entlang, vorbei an dem länglichen Gebäude zu den Ställen.
Er schob die große Holztür auf und wir traten ein.
Der Geruch von Pferden und frischem Heu strömte mir entgegen.
"Das ist ab sofort dein neuer Arbeitsplatz, Benjamin."
Staunend besah ich mir die Blitz blanken Boxen mit Verzierungen. Dabei fiel mir auf, dass auf der gesamten Stallgasse, kein Halm Stroh lag.
Mr. Ward schmunzelte. Er hatte meine Gesichtszüge wohl gut gelesen.
"Darum kümmerst du dich schon bald. Und wehe ich entdecke einen Halm Stroh."
Er sagte dies mit so einer Ernsthaftigkeit, dass ich zuerst dachte er meinte es ernst.
Ein Blick in sein Gesicht bewies jedoch das Gegenteil.
Unwillkürlich musste ich grinsen und er klopfte mir auf die rechte Schulter.
Mr. Ward zeigte mir die angrenzende Reithalle, den Longieplatz und die drei weiteren Reitplätze, sowie die in der Ferne erkennbare Geländestrecke.
Erschöpft kamen ich wieder mit Mr. Ward an dem Vorplatz an. Das Gelände war riesig.
Ich würde wohl jeden Tag einen Marathon laufen.
"Und alle Mitarbeiter laufen das hier jeden Tag ohne umzukippen?"
Wieder huschte ein Schmunzeln über die Lippen von Mr. Ward.
"Die meisten hier bevorzugen Fahrräder."
Er deutete an den langen Fahrrad Ständer an der Hauswand entlang wo viele in Reih und Glied sauber abgestellt standen.
"Such dir einfach eins aus und beschrifte es. Ich denke, damit hälst du den Arbeitstag super durch."
Na hoffentlich hatte er da recht.
"Ich zeig dir jetzt erstmal dein Zimmer. Hol doch eben dein Gepäck."
Ich nickte, stolperte hastig zu meinem VW und hiefte meinen kleinen Koffer heraus.
Im nächsten Augenbick folgte ich dem Mann in das Haus.
Gleich im Hausflur stand ein langes Regal mit Schuhen, was mich irgendwie an die Grundschule erinnerte.
Mr. Ward schlüpfte in Hausschuhe mit dem Logo des Gestüts. Die gleichen hielt er mir vor die Nase.
Ich folgte seinem Bitte und fand mich gleich darauf in gemütlich sitzenden Handschuhen.
"Die Fütterung kannst du auch raus nehmen. Ist im Sommer etwas angenehmer."
Ich nickte und folgte ihm mit meinem Koffer durch den Flur. Rechts in einem Raum sah ich eine große Küche mit einem langen Tisch und Stühlen. Links erkannte ich das Büro von Mr. Ward.
In den anderen Räumen unten befand sich ein Gemeinschaftsraum, ein großes Badezimmer, und eine kleine Bibliothek.
Holprig schleppte ich meinen Koffer die Treppe hoch. Erneut erstreckte sich ein langer Flur vor mir. Auf der linken Seite zierten große Fenster die Wand. Auf der anderen Seite gabelten sich viele Zimmer ab. An jedem war neben der Tür ein kleines Schild mit dem Namen des Bewohners.
Mr. Ward öffnete mir die Tür des zweiten Raum von der Treppe aus.
Im Inneren befand sich ein Bett, ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank. Eine weitere Tür führte zu meinem eigenen Badezimmer.
"Ich lasse dich jetzt alleine. Arbeitsbeginn ist morgen um 6 Uhr. Luca erwartet dich dann vor dem Stall. Heute Abend um 19 Uhr ist Abendessen unten in der Küche. Bis dahin, richte dich ein."
Er schloss die Tür und plötzlich kam ich mir schrecklich allein vor.
Es begann nun ein neuer Lebensabschnitt für mich. Ein spannender mit der Frage, was in Zukunft passieren würde.

Verzweifelte Liebe bei den Royals (BoyxBoy)Where stories live. Discover now