8 | Verrat

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Zwei Wochen später hatte ich Matteo noch nicht wieder gesehen. Kein Wunder bei so einem Gelände, aber ziemlich ungewöhnlich.
Dicke Regenwolken hatten sich wieder vor die Sonne geschoben und ließen den Tag dunkel und grau wirken. Grau wie Matteos Augen.

Die Regenjacke fest umschlungen, stiefelte ich den Weg entlang.
Auf einmal hörte ich einen dumpfen Knall.
Verwirrt blieb ich stehen und sah mich um.
Eine Gestalt lief den Hügel vom Herrenhaus runter.
Seine schwarzen Haare verrieten ihn, als er näher war.
"Matteo?"
Sein Kopf schnellte in die Höhe und sah mich an.
"Lass mich."
"Warum denn?"
Ich eilte zu ihm herüber.
"Was da dran verstehst du nicht?"
"Warum soll ich dich denn jetzt so plötzlich in Ruhe lassen?"
"Hat seine Gründe."
"Und genau diese möchte ich hören."
"Man Benjamin! Du sollst mich in Ruhe lassen!"
Er drückte mich weg und lief mit schnellem Schritt weiter. 
Ungläubig sah ich ihm hinterher.

Die nächsten Tage verkriechte ich mich die meiste Zeit, nach meiner Arbeit.
Ich verstand Matteo einfach nicht.
Er war die Person, die praktisch angefangen hatte.
Auf meinem Kalender prangte rot umstrichen der Sommerball.
Eigentlich wollte ich Matteo fragen, aber das hatte sich wohl erledigt.
Seufzend richtete ich mich auf und schlurfte zu meinem Kleiderschrank.
Frisch gewaschen von Anne der Köchin und Haushälterin, hing der Anzug auf einem der Bügel. Mit diesem verschwand ich im Bad.
Wenig später stand ich mir frisch gemachten Haaren, Hemd, Anzug und Fliege vor dem Spiegel.
Ich hasste öffentliche Anlässe.
Einen Augenblick später klopfte es.
Schnell öffnete ich, mit der kleinen Hoffnung Matteo wäre es, aber es war nur Luca.
"Kommst du?"
Ich nickte, zog mir meine Schuhe an und lief hinter ihm her.
Die Sonne strahlte fröhlich vor sich hin.
Zu fröhlich für meinen Geschmack.
"Wasn los mit dir? Regenwetter ist heute nicht."
"Nichts. Einfach nur keine Lust."
"Ich mag es auch nicht, aber wir müssen da durch."
Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und wir bogen in den Garten des Herrenhauses ein.
Viele Mitarbeiter hatten sich schon versammelt. Tranken Sekt oder tanzten zu der Musik eines DJs.
Mein Blick wanderte durch die Personen und suchte nach einer ganz bestimmten.
Es dauerte nicht lange, da bewegte sie sich in meinem Blickfeld.
Eng umschlungen mit einem blonden Mädchen in einem pinken Kleid. Ella!
Wut stieg in mir auf und meine linke Hand ballte sich zu einer Faust.
Luca hielt mir ein Sekt Glas vor die Nase, doch ich schüttelte nur wirsch mit dem Kopf.
Zum allen Überfluss sah Ella gerade zu ihm hoch, zog seinen Kopf zu ihr herunter und legte die Lippen auf seine. Er erwiderte.
In diesem Moment huschten seine Augen zu mir und sein Gesicht wurde blass.
Das war zu viel.
Auf dem Absatz drehte ich mich um und maschierte davon.
Keine Ahnung wohin, aber ich musste weg.
Weg von Ella. Weg von Matteo.
Meine Füße trugen mich durch Garten, runter zum Stall, direkt in die Sattelkammer.
Dort ließ ich mich auf einen der Hocker fallen und legte den Kopf auf die angezogenen Knie.
Es dauerte nicht lange, da schwang die Tür auf.
Matteo stand im Raum.
"Was willst du? Bist du jetzt nicht glücklich? Mit deiner Ella!", giftete ich ihm entgegen.
"Was?"
"Was was?"
"Ich.."
"Ja?"
"Ich liebe Ella gar nicht!"
Verwirrt sah ich ihn an.
"Wie?"
Matteo seufzte, zog sich einen Hocker unter dem Tisch hervor und setzte sich.
"Ich wollte dich nur schützen."
"Wovor? Liebeskummer? Den habe ich jetzt schon!"
"Vor meiner Famile verdammt!"
"Wie meinst du das?"
"Ich habe ein Gespräch meiner Eltern belauscht..."
"Deine Eltern sind hier?"
"Ja, für das Sommerfest. Ein paar Tage Entspannung vor den großen Terminen."
"Und was hast du belauscht?"
"H-..Homosexuelle werden bei der Royalen Famile nicht akzeptiert."
Ich schluckte.
"Ich will dich nur schützen und-"
"Und deshalb bist du mit Ella zum Fest gegangen?"
Er zuckte hilflos mit den Schultern.
"Was machen wir jetzt?", fragte ich schließlich nach kurzer Stille.
"Die nicht mal begonnene Beziehung beenden?"
Matteo schüttelte mit dem Kopf.
"Nein..
"Nein..ich...ja. Es wäre das beste."
"Okay. Dann wünsche ich dir weiterhin viel Spaß mit deiner Ella."
Ich rauschte aus der Sattelkammer und lief zurück zum Haus.
Wenn die Royals so etwas verbieten, leben die noch immer im Mittelalter.

Verzweifelte Liebe bei den Royals (BoyxBoy)Where stories live. Discover now