Kapitel 94

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P e r c i v a l

Summend schnipple ich die Gemüsestückchen klein und lausche den Liedern, die aus meinen Kopfhörern dröhnen. Ich habe mich heute freiwillig dazu entschieden, das Abendessen für alle zuzubereiten. Zum Beat schwinge ich meine Hüften hin und her. Als ich die Paprika und die Gurken fertig geschnippelt habe, schiebe ich sie in die Schüsseln für den Salat, den ich heute zu den Steaks zubereite. Das Fleisch jedoch bereitet Hunter draußen am Grill zu, da ich kein totes Fleisch freiwillig in die Hand nehmen werde. Zusätzlich habe ich mich etwas ausprobiert und backe im Ofen mein eigenes Brot. Ich hoffe sehr, dass es die hungrigen Wölfe in diesem Haus sättigen wird. Langsam gewöhne ich mich an die Situation in der Schule und ich fange auch an es zu akzeptieren. Wenn das ein Opfer ist, was ich erbringen muss, um mit Ares öffentlich zusammen zu sein, akzeptiere ich das. Außerdem ist es mir viel wichtiger, was meine Freunde darüber denken, über mich denken, als irgendwelche Schüler in der Schule, mit denen ich sowieso keinen Kontakt habe. Ich mache mich gerade daran, das Dressing für den Salat frisch zuzubereiten, als sich zwei Arme von hinten um mich schlingen. Er ist heute wieder etwas wärmer als noch gestern und langsam bin ich wirklich besorgt, doch er weigert sich für so etwas Belangloses einen Arzt aufzusuchen. Mal davon abgesehen, dass seine derzeitigen Verhaltensweisen wirklich merkwürdig sind. Mich umarmen, in der Küche, wo jederzeit jemand kommen könnte...? Sowas hätte Ares früher nicht einmal ansatzweise getan. Nichts hätte ihn dazu treiben können, irgendeine Emotion der Zuneigung in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sein heißer Atem kribbelt mich im Nacken und weckt in mir das Feuer, was sich sofort durch meine Adern ausbreitet. Schauer schütteln meinen Körper. Sanft haucht er Küsse auf meinen Nacken hinter mein Ohr, und seine Bartstoppeln kitzeln mich so, dass mir unweigerlich ein Kichern entflieht. „Das kitzelt." Ich ziehe mir die Kopfhörer aus den Ohren und schmiege mich für einen Moment lächelnd in seine Umklammerung, ehe ich weiter das Dressing zubereite. Währenddessen haucht er weiter Küsse auf meine Haut, drückt seine Nase in meine Haare und lehnt sich mit seinem ganzen Körper gegen mich, doch ich versuche es so gut es geht auszublenden. Der Druck seiner Hände wird fester und ich spüre gegen meinen Rücken etwas Hartes drücken. Erschrocken halte ich inne. „Ares", warne ich ihn, „wir sind hier in der Küche. Mein Dad könnte jederzeit hereinkommen." Er brummt nur verstimmt und vergräbt seinen Kopf an meiner Halsbeuge. Seufzend lege ich das Besteck aus meinen Händen und fahre mit meiner Hand in seine Haare. „Du glühst wieder sehr unnatürlich stark. Vielleicht solltest du wirklich mal den Rudelarzt aufsuchen." Wieder brummt er unwillig und ich schnaufe. So gut wie es bei seiner Umklammerung möglich ist, versuche ich mich umzudrehen und ihm in die Augen zu sehen. Sein Blick ist hitzig, stechend klar und die Lust glänzt eindeutig in ihnen. Sanft fahre ich über seine Schulter, hoch zu seiner Wange und streiche mit dem Daumen über seine stachelige Wange. „Du verhältst dich in den letzten Tagen außerordentlich untypisch, findest du nicht?" Er senkt den Blick, neigt den Kopf zur Seite und küsst meine Handinnenfläche, ehe er hinter mir das Zeug auf dem Tresen wegschiebt und mich auf die Oberfläche hebt. Fragend sehe ich ihn an. Seine Arme umklammern mich noch immer. Ares lehnt seine Stirn gegen meine Brust. Ein Kribbeln zieht durch meinen Körper, ehe es sich in meinem Bauch sammelt und sich zu einem wilden Flattern entwickelt. Ich kraule seinen Nacken, hoch in seine Haare und wieder runter. Er scheint es sehr offensichtlich zu genießen. „Die anderen gehen heute nach dem Essen ins Jack's. Wollen wir hier bleiben und zusammen einen Film schauen?", frage ich ihn leise. Zustimmend brummt er und drückt seinen Kopf näher gegen meine Brust. Ein Schmunzeln zuckt an meinen Mundwinkeln. Ich liebe ihn und könnte mir nicht ansatzweise vorstellen, dass dies jemals aufhören würde. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass es nur immer und immer stärker wird.

~

Das Essen war wirklich lecker und es erfüllte mich mit Zufriedenheit, dass jeder satt wurde. „Kommen Sie mit, Mr. Dawn?" Ich sehe von der Küche, in der ich gerade aufräume, ins Wohnzimmer. „Wohin?", fragt mein Vater Conner. „Ins Jack's. Ich gebe Ihnen auch einen aus!" Unsicher sieht er von Conner in meine Richtung. „Kommst du auch mit?", fragt er mich. Ich schüttle den Kopf. „Heute war ein langer Tag, ich wollte früh ins Bett", lüge ich und spüre, wie meine Wangen rot werden. Skeptisch zieht er eine Augenbraue hoch, seufzt dann aber. „Na schön, ich komme mit." „Super!", Conner klopft ihm auf die Schulter, was ihm einen strafenden Blick einfängt. Sofort zieht er seine Hand zurück und schluckt. Nun, mein Vater hat noch immer die Ausstrahlung eines dominanten Betas. Conner sieht zu mir, als mein Vater geht und zwinkert mir zu und da wird mir klar, dass er das für mich gemacht hat. Anscheinend muss er bemerkt haben, dass Ares und ich alleine wären, wenn mein Vater auch nicht da wäre. Die Hitze steigt noch ein bisschen mehr in meine Wangen und ich lächle ihn dankend an.
Als ich den Abwasch fertig gemacht habe, sind bereits alle gegangen. Ares meinte zu mir, dass er noch ein paar Sachen im Arbeitszimmer erledigen müsse, weswegen ich noch ein paar Snacks zubereite. Im Wohnzimmer flackert schon der Kamin und ich mache noch ein paar Kerzen an, einfach, weil mir danach ist. Ich setze mich auf die Couch, schnappe mir die Fernbedienung und suche schon einmal nach einem Film. Es ist ungewohnt, wenn das Haus so still ist. Schritte erklingen im Flur und unweigerlich schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich Ares sehe, wie er zu mir kommt. Erst jetzt bemerke ich, wie erschöpft er aussieht. Seine Haare sind ein völliges Chaos, aber auf eine niedliche Art, seine Augen glänzen müde und seine Haltung ist nicht ganz so stramm wie üblich. „Was möchtest du denn gucken?", frage ich ihn. „Was immer du möchtest." Ich schnaufe, mache dann aber ganz genau das. Es ist irgendein kitschiger, völlig überdramatischer Liebesfilm, doch zu meinem Erstaunen beschwert sich Ares nicht. Er setzt sich einfach hin, guckt zum Fernseher und hat auf seine ganz persönliche Art die Arme verschränkt und diesen Gesichtsausdruck drauf, der mich zum Lächeln bringt. Entspannt bette ich meinen Kopf auf seinen Schoß und lege meine Beine über die Lehne. Doch anstatt den Film wirklich zu gucken, reden wir einfach. Jedenfalls rede ich. Er hört mir einfach zu. Es ist ein sehr belangloses Gesprächsthema, ich rede mit ihm über die Aufgaben in der Schule, was ich gerne als Nächstes kochen würde und wie es früher war, mit meinem Dad alleine zu wohnen.
Irgendwann beim zweiten Film haben wir die Positionen gewechselt und ich habe meine Beine auf seinen Schoß gebettet. Ich weiß nicht, ob er sich wirklich bewusst war, dass er irgendwann angefangen hat, sie mir zu massieren, aber eigentlich war es auch völlig egal gewesen, denn es fühlte sich fantastisch an. Doch nach einiger Zeit, ich weiß gar nicht, wie es überhaupt dazu kam, lag Ares zwischen meinen Beinen, die Arme um mich geschlungen und ließ sich von mir wieder den Nacken kraulen. Ich erzählte weiter irgendwas, doch hörte damit auf, als ich bemerkte, wie er eingeschlafen ist.
Jetzt liege ich einfach da, schaue den Film für mich alleine, kraule weiter seinen Nacken und genieße die Schwere seines verdammt warmen Körpers auf mir. Es ist süß, wie er da einfach liegt und schläft. Meine Beine kesseln ihn ein und meine andere Hand streichelt über seinen muskulösen Rücken. Sein Kopf ist auf meiner Brust gebettet, sodass er ganz sicher meinen kräftigen Herzschlag hören muss. Es ist ein schönes, angenehmes, beflügelndes Gefühl ihn hier bei mir zu wissen. Das Klicken der Haustür ertönt, ehe einige Personen das Haus betreten. „Hey Percy, alles kl-...", Tate kommt um die Ecke und bleibt mitten in der Bewegung stehen. Schnell deute ich ihm, leise zu sein. „Hey Tate", flüstere ich. Mit großen Augen sieht er zu Ares. „Was glotzt du denn-..." Hunter und Conner kommen zusammen um die Ecke und bleiben genauso wie Tate einfach stehen. Beiden deute ich ebenfalls, leise zu sein. „Er schläft", meine ich. „Er schläft?", fragt Tate leise und völlig geschockt. Verwirrt sehe ich ihn an. „Ich war mir nicht sicher, ob er dazu überhaupt in der Lage ist", kichert er und fängt sich drauf einen Schlag auf den Hinterkopf von Hunter ein. „Ah, Mann! Das denkst du doch auch." Hunter zuckt mit den Schultern und geht als erstes von den beiden an uns vorbei. Er lässt sich auf dem Sessel nieder. „Schönen Abend gehabt?", fragt er und betrachtet die ganzen, halb leeren Snacks auf dem Tisch. „Ja und ihr?" „War viel los, besonders nachdem alle wussten, dass wir da sind", meint Conner und ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Wir wurden förmlich mit Fragen zu euch durchlöchert." Verlegen kratzt er sich am Kopf. „Wir haben aber gar nichts gesagt", pflichtet Tate Conner bei und lässt sich darauf auf Hunter nieder. Dankend lächle ich sie an und sehe auf Ares hinab. Es ist sehr erstaunlich, dass er nicht wach geworden ist, als die anderen den Raum betreten haben. „Wo ist eigentlich mein Dad?", frage ich Conner, der darauf grinst. „Der hat dort jemanden kennengelernt", meint er nur verschwörerisch und zuckt mit den Schultern. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und sehe zu den Jungs, doch keiner scheint es für nötig zu halten, weiter ins Detail zu gehen, weshalb ich es für heute lasse. „Und die andern?" „Die Zwillinge sind auf eine Party gegangen, soweit ich weiß und Raven und Wate sind noch im Jack's geblieben." Verstehend nicke ich, ehe wir alle ein paar lange Sekunden schweigen, bis Tate plötzlich wieder die Stille bricht. „Mann, das ist so ungewöhnlich", murmelt er, woraufhin ich und die anderen kichern müssen. Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht verstehen könnte. Hätte mir einer vor einem Monat gesagt, dass ich mit Ares Cartwright auf der Couch liegen würde und er mit mir kuschelt, hätte ich das wohl niemals geglaubt. Ein Brummen geht durch seinen Körper und plötzlich sind wir alle wieder still. Ich halte den Atem an und sehe zu ihm, wie er langsam anfängt sich zu bewegen. Tief holt er Luft, ehe er sich auf seine Arme stützt. Zuerst sieht er mit gerunzelter Stirn zu mir, ehe seine Nase zuckt, als würde er was riechen und sein Blick sofort zu den anderen ruckt. Alle sehen wir ihn abwartend an. „Verschwindet", knurrt er mit vor Schlaf rauer Stimme. Sofort flüchten alle drei nach oben in ihre Zimmer und ich muss kichern. „Hey", flüstere ich, lächle ihn an und streiche durch sein Haar. „Du hättest mich wecken können", meint er und bettet seinen Kopf wieder auf meine Brust. „Du hast so tief geschlafen, ich wollte dich nicht wecken." Er murrt und ich bin entzückt. „Lass uns nach oben ins Bett gehen." Zustimmend brummt er, aber bewegen, tut er sich keinen Millimeter. „Tragen kann ich dich aber nicht." Wieder brummt er und ich kichere erneut. Sanft küsse ich sein Haupt und klopfe ihm auffordernd auf die Schulter. Widerwillig und mit einem genervten Gesichtsausdruck steht er auf. Ich lösche das Licht der Kerzen und schalte den Fernseher aus. „Komm." Ich nehme seine Hand und ziehe den Mann, der mehr schlafwandelt als alles andere, nach oben. Er schlurft mir hinterher und lässt sich, so wie er ist, ins Bett fallen. „Du musst aber deine Klamotten schon noch ausziehen." Schmunzelnd sehe ich zu ihm, wie er bereits wieder die Augen geschlossen hat. Er schüttelt den Kopf und ich verdrehe die Augen, ehe ich mich daran mache seine Hose zu öffnen. Diese Unternehmung stellt sich als sehr schwierig heraus. Seine Beine sind verdammt lang und schwer. „Du musst mir wenigstens ein bisschen helfen." Er schweigt, ich seufze. „Als Belohnung bekommst du auch einen Kuss." Ein Auge von ihm öffnet sich. „Als ob ich sonst keinen mehr bekommen würde." Ich verschränke die Arme. „Tja, anscheinend ja nicht." Skeptisch sieht er mich an, sammelt aber schließlich seine Kräfte, um sich selbständig Hose und Shirt auszuziehen. „Ich bin so stolz auf dich", grinse ich. „Mhm", brummt er und lässt sich wieder in die Kissen fallen. Auch ich ziehe mich aus und lege mich neben seinen extrem warmen Körper. Sofort schlingt er seinen Arm um mich und zieht mich zu sich. „Du bist heute sehr erschöpft, ist wirklich alles okay?", frage ich ihn nochmal, einfach, weil die Frage schon den ganzen Abend durch meinen Kopf schwirrt. Ich streiche über seine Wange und betrachte seine geschlossenen Lider. „Es ist alles okay", murmelt er, doch die Tatsache, dass er mir dabei nicht in die Augen sieht, beruhigt mich nicht wirklich. Ich küsse seine Lippen, weil ich es ihm versprochen habe und schmiege mich an ihn. Etwas stimmt nicht und ich weiß nur eine einzige Person, die mir wahrscheinlich weiterhelfen könnte.




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LEVI

Black DepthsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt