[𝟓] 𝐁𝐢𝐭𝐭𝐞 𝐛𝐫𝐢𝐧𝐠 𝐦𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐮𝐦

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Ich zitterte, während ich ein paar Schritte von Matteo abwich und irritiert nach hinten torkelte. Ich knallte gegen die Wand und war gefangen zwischen ihm und der Wand. Ich hatte das Gefühl, dass meine Beine nachließen und dass ich jeden Moment den Halt verlieren und umkippen würde. Die Angst bannte sich ihren Weg durch meinen ganzen Körper und als ich aufschaute, erkannte ich etwas undefinierbares in Matteos Augen. Ich dachte nach. Sollte ich vor ihm weglaufen? Das Zimmer war definitiv zu klein dafür. Durch die Tür konnte ich nicht, denn der Mann vor mir, welcher anscheinend ganz zufällig der Sohn des mächtigsten Mafia-Bosses in ganz Sizilien war, versperrte mir den Weg. Und er wäre ohnehin schneller und stärker als ich. Ich blickte mich nochmal schnell um. Das Fenster. Das war meine Lösung. Ich würde mir höchstwahrscheinlich etwas brechen, aber das war besser, als zu sterben.

»Micina, denk gar nicht erst daran, aus dem Fenster zu springen«, merkte er an und ging auf mich zu. Er war nicht nur gefährlich, sondern konnte auch noch meine Gedanken lesen. Schluckend sah ich ihm dabei zu, wie er mir näher kam und mir mit jedem Schritt die Luft noch ein bisschen mehr zuschnürte. Zwar berührte er mich nicht und noch immer trennten uns mehrere Zentimeter, aber ich merkte plötzlich, wie gefährlich er war. Er war nicht mehr nur der attraktive Mr. Unsymphatisch, der mich zum erröten brachte - er war ab heute so viel mehr. Ein gefährlicher, mysteriöser Mann, der ganz viele krumme Geschäfte am Laufen hatte. Er war obendrauf auch noch ein Lügner. Wissen Nora und ihre Mutter davon? Oder nicht? Wer weiß überhaupt davon? Ohne das ich es wollte, plagten mich plötzlich auch noch viel mehr Fragen. Wo waren seine Schwestern? Wie hieß sein Vater wirklich? Und was war in Sizilien passiert? Mit ihnen aber vor Allem, mit seiner Mutter?

»Ich.. Ich wollte garnicht aus dem Fenster springen«, ich schluckte. Und wie ich aus dem Fenster springen wollte. Ich wollte vor dem flüchten, was er war. Was ich gehört hatte. Es war doch niemals meine Absicht gewesen, zu lauschen. Ich musste mir selbst innerlich eingestehen, dass ich nur gelauscht hatte, weil Matteo mich so unglaublich anzog. Ohne es zu wollen, bemerkte ich, dass ich an ihm interessiert war. Ich könnte mich für diese plötzliche Erkenntnis selbst ohrfeigen.

»Was mache ich jetzt nur mit dir?«, Matteo legte seine Hände auf meine Oberarme und hielt mich fest. Panik ergriffen mich, als er mir in die Augen schaute. War es das jetzt? Würde ich in einem so jungen Alter sterben, weil ich etwas mitbekommen hatte, was ich nicht mitbekommen durfte?

»Bitte bring mich nicht um«, brachte ich leise heraus und obwohl seine Berührungen mir irgendwie gefielen, hinterließen sie auch eine Spur von Gefahr auf meiner Haut. Jede Faser meines Körpers sehnte sich nach diesen Berührungen, was überhaupt nicht normal war, aber mein Verstand schrie, dass ich so schnell wie möglich vor ihm weglaufen sollte. Irritiert über meine Gefühle und mich selbst, starrte ich in seine Augen. Die Angst musste mir im Gesicht geschrieben sein.

»Matteo«, sein Vater stand plötzlich hinter ihm und schaute uns an. Mason.. ich meine, Mattheo ließ mich los und ich versuchte meine Atmung zu normalisieren. Sie wussten sowieso schon, dass ich panische Angst vor ihnen hatte. Sie mussten es nicht auch noch sehen. Ich versuchte mich zusammenzureißen. »Du weißt was zutun ist«, Paul funkelte mich wütend an, während ich fast die Fassung verlor.

»Ihr wollt mich doch nicht umbringen, oder???«

»Weißt du was man mit Verrätern und Spionen in meinem Land eigentlich macht, du unerzogenes Mädchen? Wer hat dir das Recht gegeben uns zu belauschen?«, schockiert starrte ich den Vater an. Wie hatte er mich gerade genannt? Wut stieg in mir auf. Konnte ich etwas dafür, dass er hier war? Dass sie so laut gesprochen hatten, dass ich es mitbekommen hatte? Plötzlich fing ich an, diese absurde Situation zu hinterfragen. Sie konnten mich hier doch gar nicht umbringen. Was ist wenn Nora oder ihre Mutter das mitbekommen würden? Nora würde bestimmt etwas merken. Ich war in geschützten vier Wänden, und nicht irgendwo in Italien in Gefangenschaft. Böse funkelte ich den Vater an. Ich würde mir das sicher nicht gefallen lassen. Ich war vielleicht kein Fan von Streitereien, aber ich würde so nicht mit mir reden lassen.

tears of passionWhere stories live. Discover now