[𝟔] 𝐌𝐢𝐜𝐢𝐧𝐚

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Als ich meine Augen aufschlug, war es komplett dunkel in meinem Zimmer. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft hatte, den ganzen Tag zu verschlafen, aber mich hatte eine plötzliche Müdigkeit eingenommen, nachdem ich heute Morgen in mein Bett gefallen war.

Und Schlaf war einfach die einzige Möglichkeit, um den Tag zu überleben.

Ich musste ein paar Mal blinzeln, um mich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Emilia lag schon längst nicht mehr neben mir und ich setzte mich auf, um mich zu strecken und wach zu werden. Für einen Moment war ich in einer Schockstarre, als ich mir einbildete, wie mich grüne Augen anfunkelten. Doch das war keine Einbildung.

Ich knipste das kleine Licht auf meinem Nachtisch auf und zuckte zusammen, als Matteo auf meinem Schreibtischstuhl saß und es sich gemütlich zu machen schien. Meine Atmung beschleunigte sich sofort und ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass ich gerade nicht träumte. Wie war er verdammt nochmal in mein Zimmer gekommen?

»Sag mal spinnst du? Was hast du in meinem Zimmer verloren, du Vogel?«, er grinste und seine grünen Augen funkelten in dem Licht nur noch mehr. Seine Grübchen waren unfassbar anziehend und sorgten nur dafür, dass ich ihn noch attraktiver fand als ohnehin schon, aber ich versuchte diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und mich auf den Psychopathen zu konzentrieren, der bei mir eingebrochen war.

»Beruhig dich, Micina. Ich bin es nur«, lachte er und ich erkannte, dass er sich eines meiner Bücher geschnappt hatte und darin blätterte. Es war genau das Buch, mit welchem er mich auf dem Balkon gesehen hatte. Ds Buch, welches ich seinetwegen falsch herum gelesen hatte. Als ich mich an die erste richtige Begegnung auf dem Balkon erinnerte, war ich peinlich berührt.

»Oh ja, wie beruhigend, den Sohn eines Mafia-Bosses in meinem Zimmer sitzen zu haben, der mich eigentlich umbringen sollte«, stellte ich ironisch fest und dachte daran, wie absurd diese Worte klangen. Doch obwohl die Beziehung zwischen ihm und mir so verwirrend war, fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Es war komisch und ich versuchte nicht darüber nachzudenken. Doch jetzt, wo er hier vor mir saß und mein Buch in seinen Händen hielt, konnte ich nicht aufhören, ihn anzustarren. Er war so anders als die Männer, denen ich zuvor begegnet bin.

»Wir sollten reden«, er legte mein Buch auf die Seite und schaute mich nun an. »Über was?«, fragte ich verständnislos, während ein Lächeln seine Lippen umspielte. »Über das, was als Nächstes passiert. Ich habe mit meinem Vater geredet«

»Auf die Meinung deines Vaters bin ich ja so gespannt«, ich verdrehte meine Augen. »Ich habe ihm versprochen, dass ich mich höchstpersönlich darum kümmern werde«, merkte er an und brachte mich zum auflachen. Ich erkannte trotzten, dass er es vollkommen Ernst meinte.

»Willst du mich jetzt loswerden? Mich töten? Das ist dämlich, Matthias. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich damit nichts zutun haben will«, stellte ich fest, während ich seinen Namen extra falsch aussprach. Ich wollte ihm nicht die Sicherheit, die er ohnehin schon hatte, stärken. Ich wollte, dass er aufhörte, mir damit auf die Nerven zu gehen. Ich wollte noch immer nicht wahrhaben, was sein Vater und er taten. Sie logen Nora und ihre Mutter an. Und von mir erwarteten sie genau dasselbe. »Matteo, verdammt nochmal. Hör auf damit, Zicke«

»Zicke?«, meine Augen weiteten sich und ich wurde wütend. Doch das interessierte ihn sichtlich nicht.

Ich stellte mir vor, dass Matteo ein normaler Mensch war, der kein so großes Geheimnis mit sich trug. Ich wünschte mir, ich hätte ihn als normalen Menschen kennengelernt. Aber jetzt saß ich vor ihm und spürte so viele Dinge. Angst aber Verlangen. Dunkles Verlangen, weil ich wusste, dass wir in zwei komplett verschiedenen Welten lebten.

»Wie oft muss ich noch erwähnen, dass ich dich nicht umbringen werde, damit du endlich deinen Mund hältst, Micina?«, fragte er mich nun, etwas genervt, und stand auf. Er ging in meinem Zimmer herum und schien sich umzuschauen, während ich ihm dabei einfach nur zusah. Er hatte einen sehr durchtrainierten Körper. War groß. Ein Mann, in den man sich nur verlieben konnte. Aber ich würde mich nicht verlieben.

tears of passionWhere stories live. Discover now