Kapitel 4

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Der Beat hämmert mir auf die Ohren, und der Bass vibriert in meinen Knochen. Die Musik ist eigentlich viel zu laut, doch stört mich das nicht. Gekonnt bewege ich mich zu dieser, sehe dabei immer wieder zu Patrik, der vor mir tanzt, so als hätte er nie etwas anderes getan. Manchmal berühren wir uns kurz dabei, absichtlich, doch wirkt es eher so, als wäre es nur zufällig. Manchmal lassen wir unsere Hände auch länger auf den Körper des anderen, zeigen ihm, dass er mehr von dieser Berührung haben könnte, wenn er nur wollte. Und doch halten wir uns beide zurück. Immerhin hat keiner von uns vor, es zu vertiefen. Nicht wirklich jedenfalls... Also eigentlich... Ach, scheiß drauf! Wem versuche ich hier eigentlich was vor zu machen? Natürlich möchte ich das Ganze gerne vertiefen. Und auch Patrik wirkt so, als hätte er nichts dagegen. Und dennoch ... halten wir beide uns zurück. Geht keiner von uns einen Schritt weiter. Schließlich haben wir uns vorher ausgemacht, dass wir nur als Freunde herkommen. Nicht mehr. Und dass es auch nicht mehr werden wird... Wieso musste ich dem nur zustimmen...

Irgendwann gehen wir zur Bar, etwas trinken, da wir außer Dienst sind auch etwas alkoholisches. Aber nicht so viel, dass wir nicht mehr klar Denken könnten. Immerhin müssen wir Beide nächsten Früh wieder auf Arbeit und da bringt es nichts, wenn wir uns besaufen, so dass wir nächsten Tag einen Kater haben.

Nachdem wir was getrunken haben, gehen wir wieder auf die Tanzfläche. Und so verbringen wir dann die nächsten Stunden. Tanzen, etwas trinken, wieder tanzen, dann wieder etwas trinken und so weiter...

Seltsamerweise wird keiner von uns Beiden von einem Anderen angesprochen oder auch nur angetanzt. Dabei wollte ich doch heute noch etwas andere Ablenkung. Doch so wird es wohl nichts. Auch Patrik scheint dies zu bemerken. Immer wieder sieht er sich im Raum um, mustert die Menschen, die hier sind. Doch genauso schüttelt er auch immer wieder kurz darauf den Kopf und sieht etwas verbissen drein. Es hat bald den Anschein, dass er sich selbst davon abhalten möchte, hier Jemanden aufzureißen. Nur warum? Ob es an mir liegt? Nimmt er Rücksicht auf mich, weil er weiß, was ich für ihn empfinde? Welchen Grund könnte er noch haben? Ich wüsste jedenfalls keinen plausiblen...

"Es ist schon nach ein Uhr. Wir sollten langsam nach Hause, wenn wir heute früh pünktlich und ausgeschlafen auf Arbeit sein wollen.", meint Patrik, als wir mal wieder an der Bar sitzen und leert sein Glas, welches er dann auf den Tresen vor uns stellt. Ich nicke auf seine Worte und trinke ebenfalls aus, bevor ich das leere Glas abstelle.

"Ich wohne nicht weit von hier. Wenn du magst, kannst du bei mir übernachten.", schlage ich vor, da ich weiß, dass Patrik's Weg nach Hause etwas länger ist. Wenn er Glück hat, ist er mit der U-Bahn in einer Stunde da.

Ein überraschter aber auch misstrauischer Blick trifft mich, was mich seufzen lässt. Sicher... er glaubt wohl, dass ich das vorschlage in der Hoffnung, dass heute noch mehr passiert. Aber so naiv bin selbst ich nicht. Daher ergänze ich: "Mein Sofa in der Wohnstube kann man ausziehen, als Schlafsofa. Dieses kannst du gerne nutzen. Oder du schläfst in meinem Bett und ich schlafe auf dem Sofa. Wie du magst."

Jetzt wirkt er nachdenklich, nickt dann aber, steht auf und meint: "Gut! Dann nehme ich das Angebot gerne an." Auch ich erhebe mich und gemeinsam machen wir uns auf den Weg, das Lokal zu verlassen und zur nächsten U-Bahn-Station. Mit einer der U-Bahnen fahren wir circa zehn Minuten, bis wir wieder aussteigen müssen. Nach weiteren fünf Minuten kommen wir bei meiner Wohnung an, die sich in einem Mehrfamilienhaus befindet. Ich wohne in einer ruhigen Gegend in der Nähe eines Parks.

Den ganzen Weg über hat Patrik geschwiegen, ich aber ebenso. Mein Partner schien in Gedanken zu sein und ich wollte ihn nicht stören. Auch wenn es mich schon interessiert, was ihn gerade beschäftigt.

Obwohl der Wohnblock über einen Fahrstuhl verfügt, nehme ich immer die Treppe zu meiner Wohnung, die im dritten Stock liegt. Solange man noch fit ist, braucht man keinen Fahrstuhl. Und als Polizist, der im Außendienst tätig ist, sollte das wohl der Fall sein. Oben angekommen, schließe ich meine Wohnungstür auf und lasse Patrik den Vortritt. Neugierig sieht er sich im Flur um, während er seine Schuhe auszieht und ordentlich am Rand abstellt. Auch ich entledige mich meiner Schuhe und bedeute dann meinen Partner, mir in die Wohnstube zu folgen. Es ist eine offene Wohnstube mit Küche, wobei eine Theke die beiden Wohneinheiten voneinander trennt.

Tödliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt