Epilog

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"Eine Therapie bring nichts." Diese Worte kommen mir nach einer Weile über die Lippen, während ich mich aufsetze, nur um mich vor dem Sofa auf den Teppich wieder nieder zu lassen. Neben mir liegt meine Hose, aus dieser ziehe ich mein Smartphone und überprüfe sowie die Uhrzeit, als auch ob ich eine Nachricht bekommen habe, während ich weiter rede: "Ich war schon einmal bei der Therapie, als Kind. Wegen meinem Vater. Auch wenn ich ihn nicht als diesen bezeichnen sollte." Jedenfalls wenn es nach meiner damaligen Therapeutin geht.

"Wieso?" Ist das einzige was er fragt, bevor er ebenfalls von dem Whisky trinkt, den er bisher ignoriert hat.

Nachdenklich scrolle ich durch die Apps auf meinem Smartphone und bleibe auf eine Aufnahme-App hängen. Während ich mich dazu entscheide, ihm zu antworten, öffne ich diese App. Ein Gefühl sagt mir, dass das noch mal wichtig sein wird, weil ich dies nicht noch einmal erzählen werde. Also starte ich die Aufnahme, bevor ich anfange zu erzählen.

"Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Somit bin ich bei meinem Vater aufgewachsen, jedenfalls bis zu meinen 9. Lebensjahr. So weit ich mich zurück erinnere, gab es Abende an denen er immer eine Frau mit nach Hause brachte, mit ihr geschlafen hatte und sie anschließend tötete. Warum weiß ich nicht, ich weiß nur, dass er es getan hat, weil er mich dabei zusehen ließ. Auch sollte ich ihm anschließend immer helfen, die Leiche zu beseitigen. Meistens hat er sie in einen Wald vergraben. Nicht immer in den selben, dass wäre wohl zu auffällig, sollte doch mal eine Leiche gefunden werden. Die Frauen waren entweder Prostituierte, die bei Zuhältern angestellt waren, deren seine "Angestellte" egal waren. Oder es waren Alleinstehende, ohne Familie und Freunde. Oder Frauen, die mit einem Mann zusammen waren, der sie schlug oder anderweitig misshandelte. Es waren halt Frauen, die niemand vermissen würde, nach denen niemand suchen würde. Deswegen konnte er das auch so viele Jahre machen, ohne Verdacht zu schöpfen. Einfach weil niemand von diesen Morden erfuhr. Bis kurz nach meinem 9. Geburtstag. Da hatte er einen Fehler gemacht, sich die falsche Frau ausgesucht. Eine die viele Freunde hatte und noch Kontakt zu ihrer Familie. Warum sie ihn sagte, sie hätte niemanden, weiß ich nicht. Doch ihr Verschwinden viel auf und nicht nur das. Sie hatte vorher eine Freundin benachrichtigt, dass sie mit einem Mann mit geht und ihr noch die Adresse genannt, da mein Vater ihr diese vorher mitteilte. Sie war mit dieser Freundin in der selben Bar, wo sie auf meinen Vater traf, nur dass sie so tat, als würden sie sich nicht kennen. Und kurz bevor sie mit ihm mitging, sagte sie ihr bescheid, unbemerkt von meinem Vater. Das habe ich allerdings auch erst später alles erfahren, nachdem man mich von ihm weggeholt und ihn verhaftet hat. Jedenfalls hat die Polizei somit erfahren, wo sie sich zum Schluss aufgehalten hatte und wer die letzte Person war, mit der sie Kontakt hatte."

An dieser Stelle mache ich erst mal eine Pause, um einen Schluck zu trinken, ehe ich weiter erzähle: "Ich kam dann zu einer anderen Familie, deren Namen ich dann auch annahm. Immerhin war der Name meines Vaters nun bekannt. Es wurde ja von ihm in den Nachrichten rauf und runter berichtet und man wollte somit verhindern dass ich nur aufgrund meines Namen angefeindet werde. Außerdem musste ich eine Therapie machen, damit ich lernte, mit den Ereignissen umzugehen und um heraus zu finden, welchen Schaden das bei mir angerichtet hat. Nach zwei Jahren, kam man dann zu der Überzeugung, dass mit mir geistig alles in Ordnung sei und somit brauchte ich nicht mehr zur Therapie. Ich selber dachte es auch, allerdings hatte ich zu der Zeit auch noch kein Interesse an Sex und somit kam dieses Verlangen zu töten bei mir noch nicht durch. Und da mein Vater mich nie misshandelt hatte, musste man auch keine Traumata bei mir behandeln." Auch wenn mich mein Vater dabei zusehen ließ, wie er mit Frauen schlief und diese tötete und ich ihm bei der Beseitigung der Spuren für das Verbrechen helfen sollte, hat er mich sonst immer gut behandelt. Er wurde nie Handgreiflich mir gegenüber oder anderweitig gewalttätig. Im Gegenteil, er hat mich immer gut behandelt, mir gezeigt, dass er mich lieb hat. Auf seine kranke Art und Weise.

Tödliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now