Es brauchte einen Moment bis ich mich wieder gefangen hatte. "Wie alt bist du? Zehn?", gab ich zurück während ich den Backofen öffnete und die dampfenden Pizzen herausholte und versuchte mich dabei nicht zu verbrennen. Bucky nahm mir das Blech mit seinen Handschuhbezogenen Metallarm ab und stellte es auf die Theke zwischen uns. "Im Kopf vielleicht. Vom Körper her nicht." Ich musste schmunzeln. "Das hast du jetzt selbst gesagt.", antwortete ich und holte einen Pizzaschneider aus einer der Schubladen. "Hast du Angst du könntest etwas ausplaudern?", hakte er nach und schüttelte provokativ die leere Weinflasche vor uns. Insgeheim wusste ich was er tat. Er versuchte mich solange zu ärgern bis ich ihm nachgab und auf sein Spiel einging. "das sagt gerade der Richtige.", gab ich zurück und griff erneut zum Weinglas. Wieder schaute er mir direkt in die Augen. "Mein Leben ist ein offenes Buch.", erwiderte er und ich stieß ein ironisches "Tze" aus. "Das glaube ich kaum.", fügte ich hinzu und beobachte wie Barnes nach dem ersten Stück Pizza griff. "Das lässt sich ändern.", wiederholte er seine Worte von eben und schaute mich herausfordernd an. Ich musterte ihn und versuchte in seinem Gesicht zu lesen was er vorhatte. "Was ist Stark? Hast du Schiss?", provozierte er weiter und brach den Damm zwischen uns. Ich erinnerte mich an unseren ersten Streit in diesem Haus. "Wie ich dir bereits sagte. Ich habe keine Angst vor dir Barnes."
Mittlerweile waren die beiden Pizzen restlos verputzt. Ich hatte im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerboden platzgenommen während Bucky vor mir hockte. Zwei Gläser Wein sicherten den Abstand zwischen uns und wirkten wie eine Art Absperrung. "Also.", begann ich, "Wer fängt an?" Ich hatte mein Glas mittlerweile wieder in den Händen und merkte bereits wie sich die ersten Vorboten des Alkohols ankündigten. Ich wurde lockerer und würde somit alles geben, um Barnes in die Schranken zu weisen. "Der, der fragt.", gab er zurück und schaute mich prüfend an. "Du machst es dir aber leicht Barnes.", erwiderte ich, nickte jedoch. Ich würde vor ihm nicht zurückschrecken. Es gab nichts, was ich verheimlichen musste. "Nur zu.", bekräftigte ich den ehemaligen Hydra Soldaten, der sich in Schweigen hüllte. Als ich ihn ansprach richtete er sich auf. "Vielleicht fangen wir lieber mit etwas einfachen an hm?" Er warf mir einen gnädigen Blick zu während ich gespannt auf seine erste Frage wartete. "Wie hast du Steve kennengelernt?" Trotz der harmlosen Frage schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich wollte nicht über Steve mit ihm sprechen, es kam mir einfach nicht richtig vor. Dennoch hielt ich an meinem Vorhaben, Bucky die Stirn zu bieten fest und straffte die Schultern. "Ich habe ihn durch meinen Vater kennengelernt. Die Avengers waren seit dem Tod meiner Mutter ein Teil meines Lebens und somit auch Steve. Ich kenne ihn seit ich denken kann.", beantwortete ich seine Frage wahrheitsgemäß und vermied es ihn dabei anzusehen. "Und euer Altersunterschied hat dich nie gestört?", hakte mein Gegenüber weiter nach während er ebenfalls ein seinem Wein nippte. "Hey, das waren zwei Fragen auf einmal! Jetzt bin ich dran.", beschwerte ich mich und konnte mich somit retten. "Nur zu." Ich überlegte und wollte es ihm zu Anfang ebenfalls nicht zu schwer machen. "Mich interessiert auch, wie du Steve kennengelernt hast.", meinte ich und legte dabei den Kopf schief. Buckys Blick schweifte in die Ferne, als würde er eine langersehnt Erinnerung hervorholen und sehen können. "Wir waren beste Freunde seit ich denken kann. Er war mir zwar körperlich unterlegen, aber er hat sich immer für mich eingesetzt. Wir wollten zusammen zur Army...und dann ist er zu diesem Experiment gekommen, während ich...anderweitig beschäftigt war." Die letzten Worte flüsterte er beinahe und vermied jeglichen Augenkontakt. Anderweitig beschäftigt...eine sehr abgemilderte Form zu beschreiben in welchen Diensten er gestanden hatte. "Ich bin dran.", stieß er schnell hervor, als wüsste er genau worüber ich gerade nachdachte. "Warum bist du hier?", formulierte er und wagte es das erste mal, seit wir das Spiel begonnen hatten, mir richtig in die Augen zu schauen. "Was ist das für eine Frage?", antwortete ich perplex und musterte ihn bedächtig. "Du kannst eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantworten.", tadelte er mich und ließ mich somit nicht ausweichen. "Du weißt doch wie wir hier gelandet sind.", gab ich zurück und schielte dabei auf mein leeres Glas, nur um ihm erneut nicht in die Augen sehen zu müssen. "Vielleicht muss ich die Frage konkreter stellen.", fügte er hinzu. "Warum bist du hier...mit mir?", hakte er weiter nach und ließ mein Herz erneut einen Sprung machen. Ich wog meine Möglichkeiten ab. Was erwartete er? Was war sein Gedanke dahinter? "Du hast mir das Leben gerettet.", sagte ich und sah ihm direkt in die eisblauen Augen. Meine Antwort war ehrlich und gerade das bereitete mir Sorgen. "Und das rechtfertigt unsere...Zusammenkunft?", bohrte er weiter. In diesem Moment vergaß ich die Regel des Spiels, dass nur eine Frage erlaubt war. "Ich glaube in dir steckt mehr, als alle anderen von dir denken.", erwiderte ich noch ehe ich über meine Worte nachdenken konnte. Eine kurze Stille folgte und ich fragte mich ob ich nicht einen Schritt zu weit gegangen war. Egal wie sehr ich es zu verstecken versuchte, Barnes interessierte mich. Er trieb mich zur Weißglut, schon nach ein paar Tagen und doch ahnte ich, dass hinter seiner kalten, scheinbar eingemauerten Fassade, ein weicher Kern steckte, der mehr als verletzt war. Es tat mir weh und ich konnte nichts gegen diese Gefühle tun. "Der Wein ist leer.", bemerkte Barnes unvermittelt und lenkte somit vom Thema ab. Ich hatte schon vor ein paar Minuten gemerkt, dass mir der Alkoholkonsum nicht gerade Klarheit in meinem Kopf verschafft hatte und dennoch wollte ich diesen Abend noch nicht zu Ende kommen lassen. "Vielleicht sollten wir einfach aufhören.", fuhr er fort, doch ich schüttelte mit dem Kopf. Im Vorratsschrank findet sich bestimmt noch etwas.", hörte ich mich selber sagen und stand auf. Im schimmernden Licht einiger Kerzen, die ich vorher angezündet hatte, tapste ich in den Raum mit den Vorräten. Die Auswahl schien nicht besonders groß, doch ich wurde fündig. So staunte Barnes nicht schlecht, als ich mit einer Whiskeyflasche bewaffnet, wieder das Wohnzimmer betrat. "Wir erhöhen den Einsatz.", meinte ich und holte zwei kleinere Gläser aus der Vitrine. "Ein Glas, wenn man die Frage des anderen nicht beantworten will.", fügte ich hinzu und setzte mich wieder vor mein Gegenüber, der das Gebräu in meiner Hand misstrauisch beäugte. Ich ließ ihm jedoch keine Zeit darüber nachzudenken, sondern stellte die nächste Frage. "Hast du je richtige Liebe empfunden?" Ich wusste nicht woher die Frage kam. Es war wohl etwas, was ich mich insgeheim schon länger gefragt hatte und was mir niemand verdenken konnte. Es schien so ungleich wie schwarz und weiß. Der Winter Soldier und Gefühle. Ohne darauf zu antworten griff Barnes nach einem Glas und goss sich einen Schluck Whiskey ein. Meine Frage würde somit unbeantwortet bleiben. Als er den Inhalt des Gefäßes geleert hatte, brauchte er nicht lange, um mir eine Frage zu stellen. "Hast du es denn?" Ich schluckte und traute mich nicht einmal über den Wert dieser Frage nachzudenken. Ich hätte ihm antworten, ihm sagen können was in mir vorging, doch stattdessen griff ich ebenfalls nach einem Glas, befüllte es mit Whiskey, stürzte den Inhalt regelrecht hinunter und merkte sofort wie es mir zu Kopfe stieg. "Ah ja, jetzt verstehe ich es.", warf Barnes ein. Ich hob eine Augenbraue. "Was meinst du?", antwortete ich halb benebelt. "Du versuchst dir das Spiel angenehmer zu gestalten.", schlussfolgerte er und provozierte mich damit. "So? Dann pack den Whiskey beiseite. Wir beantworten jetzt vollkommen ehrlich und ohne Umschweife.", legte ich eine neue Spielregel fest und schob das Whiskeyglas von mir weg. "Ich würde dir nur zu gern die nächste Frage stellen.", erwiderte er und rutschte näher zu mir heran. "Nur zu blöd, dass ich jetzt dran bin.", stellte ich klar und dachte nicht daran zurückzuweichen. "Warum bist du so?" Eine Frage, die in diesem Moment alles änderte. "So was?" Barnes schien auf einmal verändert. "So kalt, unnahbar, verschlossen.", antwortete ich leise. Für ein paar Sekunden war es totenstill im Raum. Man hätte eine Nadel fallen hören können, bis Bucky seine Stimme erhob und wieder ein Stück näher rückte. "Weil ich, jedes Mal, wenn ich auch nur versuche mich zu öffnen, verletzt werde, egal wie sehr ich es zu verhindern versuche.", flüsterte er und schaute mir dabei direkt in die Augen. Mein Herz pochte in einem kaum zu haltenden Takt als ich ihn musterte. "Das hast du nicht verdient.", murmelte ich und wie ferngesteuert bewegte ich mich weiter auf ihn zu. Er schüttelte mit dem Kopf. "Das ist die Rache für meine Taten.", meinte er und kam mir ebenfalls näher. Die Spannung zwischen uns schien kaum zu bändigen. Funken Sprühten. "Du bist kein schlechter Mensch.", flüsterte ich und kam seinem Gesicht immer näher. "Das weißt du nicht.", hielt er dagegen und schaute mir unablässig in die Augen. "Du meins, ich deins. Das ist der Beweis.", erwiderte ich und zuckte als Barnes die letzten Centimeter zwischen uns überbrückte und meine Lippen mit seinen verschmolzen. So sehr ich auch versuchte mich unter Kontrolle zu bringen, ich scheiterte kläglich. "Wir sollten nicht...", keuchte ich zwischen zwei leidenschaftlichen Küssen hervor, als ich die Beine um mein Gegenüber schlang und mich zum Sofa tragen ließ. "Nein sollten wir auch nicht.", stimmte Barnes mir zu und bedeckte meinen Hals mit seinen leidenschaftlichen Küssen. "Ich...Ich will..." Ich brach ab. Ich wollte ihn. "Ich will dich Elle.", stöhnte Bucky als hätte er meine Gedanken gelesen. Es war das erste Mal, dass er mich bei meinem Namen nannte.
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Desire - Bucky Barnes
FanfictionMan könnte Eleanor als eine weibliche Kopie ihres Vaters bezeichnen. Genau wie Tony Stark ist sie sarkastisch, ehrgeizig und einfach nicht kleinzukriegen. Allerdings stößt auch die taffe Elle an ihre Grenzen als sie auf den unnahbaren und kämpferisc...