wahre Worte

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Als ich wach werde fühle ich mich wie vom Panzer überrollt. Das Bett neben mir ist leer. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es bereits 4 Uhr nachmittags ist. Wow, habe ich lange geschlafen, dennoch bin ich schlag kaputt.  Irgendwann wälze ich mich dann doch aus dem Bett und schlendere ins Badezimmer. Immer wieder habe ich diese scheiß typischen Regelkrämpfe, die mich so fertig machen. Ich brauche dringend eine Buscopan. Im Bad erschrecke ich mich fast, als ich mich im Spiegelbild betrachte. Mein Hämatom am Bauch leuchtet in rot und blau und ich sehe genauso aus, wie ich mich fühle. Kein Wunder, dass alles weh tut, wenn ich aufstehe. Ich führe meine Morgenroutine durch und werfe mir lockere Kleidung über. Einigermaßen widerhergestellt schleiche ich ins Wohnzimmer. Ich höre, wie sich Riki und Michael unterhalten. Leni sitzt im Wohnzimmer auf dem Boden und schaut sich interessiert die bunten Holzbausteine an. Als mich die beiden Männern sehen, kommt Michael zu mir und nimmt mich freundschaftlich in den Arm. Seine Arme sind um meinen Körper geschlungen, nicht zu fest, ich spüre, dass er mir nicht weh tun möchte. Ich lege meinen Kopf an seine Brust. Michaels Umarmung fühlt sich freundschaftlich aber auch geborgen an. Ich spüre Rikis Blicke auf uns. Ich drehe den Kopf zu ihm, er nickt mir zu. Es ist alles gut. Leni kommt zu mir gekrabbelt und zwingt meine Aufmerksamkeit auf sie. Ich lasse mich langsam auf die Knie fallen. Würde mich jemand sehen, er würde mich auf 80 Jahre schätzen, so ungelenk und langsam, wie ich mich bewege. Leni klettert auf meine Oberschenkel und wir knuddeln etwas. Riki schaut mich über seine Schulter hinweg an. "Was ist?" Ich kann seinen Blick nicht richtig deuten. "Nichts, mein Schatz" sagt er. Ich brauche jetzt dringend einen Kaffee und eine Tablette. Leni widmet sich unterdessen wieder ihren Bausteinen. In unserer offenen Küche gieße ich mir zuerst einmal einen Kaffee ein und lasse die warme Flüssigkeit in meinem Bauch kluckern. Leider hilft auch der Kaffee nicht gegen meine Unterbauchschmerzen, deshalb ziehe ich unsere Kramschublade auf und wühle nach dem richtigen Blister. Ich spüre Rikis Anwesenheit in meinem Rücken. Er dreht mich zu sich um, ich stehe mit dem Rücken an die Küchenzeile gelehnt. Er greift blind in die Schublade und holt eine Augenlampe heraus. Ich schaue zu ihm auf, in seine liebevollen Augen. Ich höre den Schalter der Lampe klicken, um im nächsten Augenblick einen Pupillencheck über mich ergehen lassen zu müsse. Riki räumt die Leuchte in die Schublade zurück und hat mit einem Griff den richtiger Blister Tabletten in der Hand. Ohne ein Wort zu sagen drückt er mich an sich, streichelt mein Haar und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel. Seine Wärme spüre ich durch unserer beider Kleidung. "Wie stark sind deine Schmerzen, meine Schöne?" Da mich in diesem Moment sowieso der nächste Krampf heimsucht, der sich anfühlt als würde sich mein Uterus wie ein Schwamm zusammendrücken, um auch noch das kleinste bisschen Schleimhaut abzustoßen, brauche ich nichts antworten, denn Riki weiß es ohnehin. Als mein Krampf nachlässt, zieht er mich langsam Richtung Couch. Ich liebe es wenn Riki sich barfuß im Haus bewegt.  Es ist eine seltsame Stimmung im Raum, keiner sagt etwas, nur Lenis brabbelt ist zu hören. Michael reicht mir eine Decke und wickelt mich darin ein, während mir Riki ein Glas Wasser und 2 Tabletten gibt. Als ich alles brav eingenommen habe, bedeutet mir Riki das ich meinen Kopf auf seinen Schoß legen soll. Das tue ich sehr gern. Ich bin schon wieder geschafft. Michael schaut uns an. In seinem Blick sehe ich keine Eifersucht, sondern eher Besorgnis. "Warum -  mein Schatz?", fragt Riki während ich noch dabei bin, hinter Michaels Stirn blicken zu wollen. "Was? Warum?" Meine Stimme ist noch kratzig vom gestrigen Abend. "Warum hast du mir gestern nicht gesagt, dass du so starke Schmerzen hast?" Seine Worten klingen nicht nach Vorwurf, viel mehr nach Sorge und Enttäuschung. Ich muss mich räuspern ehe ich antworten kann. "Ich wollte einen schönen Abend verbringen, ohne Baby Themen, ohne Mutti Themen", ich spürte ein Brennen hinter meinen Augen und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ein Kälteschauer zog über meinen Körper, der mich zusammenzucken lies. Meine Augen brennen und mein ganzer Körper tut weh, mein Mund ist trocken und ich lecke mir über die Lippen, was nicht wirklich hilfreich ist. Michael bemerkt es offenbar und reicht mir ein Glas mit Wasser. "Das kommt vom Naloxon." Hastig stürzte ich das Wasser runter ich und reiche ihm das Glas zurück. Ich fühle mich wie benebelt. "Die letzte Nacht wird dir noch etwas nachhängen. Vor allem die Nebenwirkungen der Überdosis Tilidin" sagt Riki, während er stetig meinen Kopf streichelt. "Weißt du, mein Schatz, es ist unheimlich schwer, wenn man weiß, wie man seiner Frau, die offensichtlich leidet, helfen könnte, sie sich aber nicht helfen lassen kann oder will, weil sie ihrem Partner nicht vertraut." Tja..... das hat gesessen! Ich schlucke schwer, während Riki unaufhörlich meine Haare streichelt und Michael meine Füße massiert. "Und weiß du, was noch viel schlimmer daran ist?....Dass ich diese Frau abgöttisch liebe, wie ich noch nie eine Frau zuvor geliebt habe" Leider oder Gott sei Dank, da bin ich mir nicht ganz sicher, unterbricht Leni Rikis Monolog, sodass ich mich wieder sammeln kann. Michael nimmt sie hoch und setzt sie auf seinem Schoß. Sie spielt mit dem Reisverschluss seiner Strickjacke und scheint wieder zufrieden gestellt zu sein. Gerade als ich die beiden intensiver begutachten will, bekomme ich den nächsten Krampf, der mich die Luft anhalten lässt. Ich ziehe meine Beine vor Schmerzen noch weiter an mich heran, in der Hoffnung, dass es die Schmerzen erträglicher macht.  Nachdem der Krampf nun endlich vorüber ist entspanne ich mich etwas und Michael lässt Leni auf meine Beine krabbeln. Riki stopft mir noch ein weiteres Kissen unter den Kopf, steht auf und läuft wortlos zum großen Wohnzimmerfenster. Ich weiß , er ist enttäuscht, steht dort, hat die Hände in den Hosentaschen und schaut schweigend aus dem Fenster. Leni amüsiert sich unterdessen auf meinen Beinen. Eine unangenehme Stille schwingt im Raum, die nur durch Lenis süße Töne durchbrochen werden.

Vertrau mir, sonst tut's wehOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz