Teil 9

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Ich nehme meine Tasche auf den Schoß, ziehe den Reißverschluss auf und fange an das Scharfschützengewehr zusammen zu schrauben. Leichter Nieselregen, mit vereinzelten Blitzen und Donner begleiten unsere, doch recht schnelle Fahrt in den Hafen.

"Hast du ein Bild von der Zielperson? Ich will schließlich nicht den Falschen erwischen, wenn mehrere Leute dort anwesend sind?!", ich stecke die letzten Patronen rein, stelle das Gewehr vorsichtig zwischen meine Beine und lade es. "Keine Angst, dass ich dir aus Versehen ins Gesicht schießen könnte", frage ich mit eiskalter Stimme, weil ich schon völlig im Tunnel bei mir selbst bin.

"Nein! Und weißt du auch warum?"

"Du wirst er mir gleich verraten", sage ich, während ich meine Jacke bis oben hin zu mache.

"Weil ich dir vertraue", sagt Jan ernst.

"Großes Wort, Herr Hauptkommissar!"

"Wir sind da", sagt Jan und parkt in einer dunklen Ecke, neben einem alten verrosteten Container. "Ich hole dich in dreißig Minuten genau hier ab, die GPS-Daten befinden sich bereits, genauso wie ein Foto der Zielperson, auf deinem Handy. Du hast nicht viel Zeit wenn es erledigt ist, also beeil dich, damit du unerkannt bleibst", seine Stimme streng wie immer kurz bevor sich unsere Wege für eine kurze Zeit trennen.

"Ich mach das nicht erst seit gestern", ich ziehe mein Handy raus, rufe die Daten auf, stecke meine Kopfhörer in die Ohren und lausche der Stimme, die mir alle nötigen Informationen nennt. Nach ein paar Minuten habe ich den Container erreicht, ich ziehe das Seil mit einem kleinen Anker aus meiner Seitentasche in der Hose und schwinge ihn so das er auf dem Dach landet.

Mit einem Fuß an der Containertür schwinge ich mich auf das Dach und ziehe das Seil nach oben, wickele es auf und verstaue es wieder in der großen Hosentasche. Schiebe die Schlaufen von meinem Gewehr von meinen Schultern und lege es vorsichtig neben mir ab. Danach hole ich mein Handy aus der Jackentasche und gucke mir das Foto an. Ein kleiner, dicker, schmieriger Chinese mit einer knubbeligen Nase grinst dreckig in die Kamera. Ich präge mir das Bild innerhalb weniger Sekunden ein, stecke mein Handy wieder weg, klappe das kleine Stativ auf und lege das Gewehr hinein. Es fängt an zu donnern, dicke Regentropfen klatschen vom Himmel und ich wische mit einem Taschentuch über das kleine Fernrohr. Kleine Lichtkegel tauchen etwas weiter weg hinter drei Containerreihen auf und unter mir höre ich leise Stimmen. Ein Blick über die Kante verrät mir, dass die Drogenkuriere ebenfalls bereit sind.

"Na dann lasst die Party beginnen", flüstere ich leise mit Blick durch das Fernrohr, wo gerade drei Limousinen von BMW nebeneinander parken. Die vier Kuriere stellen sich in die Lichtkegel und warten das die Türen sich öffnen. Endlich gehen die Ersten auf und es steigen jeweils zwei Personen aus. Der dritte Wagen ist immer noch geschlossen, der Regen wird immer stärker und ich merke wie meine Klamotten im Rücken kleben und das Wasser an meinen Schläfen nach unten läuft. Endlich steigt auch jemand aus dem letzten Wagen aus, geht zum Kofferraum, holt etwas heraus und schließt ihn wieder.

Angestrengt sehe ich durch das Fernrohr, der Kerl trägt einen schwarzen Anzug, in der rechten Hand hält er einen großen schwarzen Stockschirm und an der linken Hand ist mit Handschellen ein großer Aktenkoffer befestigt. Mit langsamen Schritten nähert er sich dem hinteren Teil des Wagens und öffnet die Tür.

Er hält den Schirm schützend über die Person, die aussteigt. Scheiße, ich kann überhaupt nichts erkennen, durch diesen riesigen Schirm! Alle bewegen sich langsam aufeinander zu, der Typ mit dem Koffer am Handgelenk öffnet ihn und einer der gegenüberstehenden Leute wirft einen kurzen Blick hinein und nickt. Jetzt kommt ein weiteres Auto, was sich als Mercedes E-Klasse herausstellt und parkt hinter der Kurierreihe, auch hier steigt der Fahrer aus und öffnet die hintere Tür für eine schlanke Frau in schwindelerregend hohen Stilettos.

1000 Meter in 5 Sekunden Onde histórias criam vida. Descubra agora