1000 Meter in 5 Sekunden

Teil 35

"So habe ich mir meinen Geburtstag aber nicht vorgestellt, du mit einem Kabel stranguliert", Phil nimmt mich in den Arm und ich schließe ihn in eine feste Umarmung.

"Alles Gute zum Geburtstag mein Großer, ich hab dich lieb", sage ich und versuche die Tränen zu unterdrücken.

"Danke Mom, wo sind die Geschenke?", will er aufgeregt wissen.

"Oben, auf deinem Geburtstagstisch. Hast du noch nicht geguckt?"

"Äh nee, seit wann habe ich einen Geburtstagstisch?", fragt er und wir lösen uns aus der Umarmung.

"Es steht alles im Wohnzimmer, ich schließe kurz ab, geh schon mal hoch, wir kommen gleich nach", Phil rennt flink die Treppen nach oben und ich höre nur noch den Knall der Wohnungstür.

Ich streiche mir kurz über die Stirn, schließe die Ladentür ab, lasse den Rollladen runter und gehe zurück zum Schreibtisch. Drehe den Brief hin und her. Als ich auf den Absender gucke werde ich misstrauisch.

"Der ist vom Gericht", sage ich zu Jack und hake mit dem kleinen Finger unter die freie Ecke um den Brief aufzureißen. Wie ich dem Absender schon entnehmen konnte, handelt es sich um ein offizielles Schreiben vom Gericht, genauer gesagt, dem Familiengericht. Eric beantragt das Aufenthaltsbestimmungsrecht, außerdem wird mir ein Termin mit dem Jugendamt mitgeteilt, um meine Fürsorgepflicht zu überprüfen.

"Was zur Hölle?!", flüstere ich leise und lasse das Schreiben langsam auf meinen Schreibtisch fallen.

"Was will das Gericht?", fragt Jack vorsichtig, er steht vor dem Tresen und hat seinen Kopf in die Hände aufgestützt.

"Eric will das Aufenthaltsbestimmungsrecht für Phil und ich habe einen Prüfungstermin mit einer Mitarbeiterin vom Jugendamt." Ich fahre über mein angespanntes Gesicht, tausend Horrorszenarien gehen mir durch den Kopf. Eric will mir Phil wegnehmen! Nur über meine Leiche! Vorher jage ich ihm eine 12 Millimeter Patrone in den Schädel, denn mein Waffenschrank hat mittlerweile auch eine Sniper im Repertoire. Am besten vor dem Gerichtsgebäude, damit sein Gehirn schön über die Stufen laufen kann.

"Maggie?", reißt mich Jack aus meinen Mordgedanken.

"Ja, was hast du gesagt?"

"Phil wartet oben auf dich, um den Papierkram kannst du dich auch morgen kümmern, schließlich ist Wochenende", er schnappt sich den Brief und steckt ihn zurück in den Umschlag. Kommt um den Tresen, zieht mich aus meinem Stuhl und schiebt mich in den Flur, der hoch in meine Wohnung führt.

"Dein Sohn will heute eine fette Party feiern, versuch dir nichts anmerken zu lassen."

"Mh, du sagst das gerade so, als wenn es das normalste der Welt ist, vom Gericht Post zu bekommen", beschwere ich mich und Jack schubst mich die Treppe leicht hoch. Ich bleibe einfach stehen und drehe mich gespielt wütend zu ihm um.

"Schubs mich nicht! Sonst liegst du gleich mit gebrochenen Genick unten", ich lache und er geht zwei Stufen zurück, nimmt Anlauf, schnappt sich meine Beine und schmeißt mich über seine Schulter. Als wir oben an der Tür ankommen, bekommen wir vor lauter Lachen keine Luft mehr. Jack lässt mich runter und schiebt seine Hände an meine Taille, sein Mund findet gierig meinen, ich lasse die Finger in seine Haare gleiten und ziehe leicht an den Spitzen. Womit ich Jack eine tiefes Raunen entlocke. Ich unterbreche den Kuss, als Jack unter meinem T-Shirt verschwindet.

"Das müssen wir leider auf später verschieben", sage ich leicht atemlos. Jack kommt wieder hoch und verdreht stöhnend die Augen. Ich schließe die Tür auf und wir finden Phil mit seiner nächtlichen Errungenschaft in der Küche.

"Oh dein Besuch ist noch da?", sage ich überrascht und reiche der jungen Dame die Hand.

"Hallo, ich bin Maggie."