𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟑

3.7K 109 5
                                    

Emilia

"Du lügst."

"Ich schwöre es dir sogar, Bruder. Warum sollte ich lügen? Der Bastard hat ihn einfach so erschossen."

Stille folgte. Wer redete da?

War das-

"Malik. Ich meine es ernst. Wenn du mich schon wieder verarschst-"

"Ich verarsch dich nicht."

Noch eine Pause.

"Unterbrich mich noch einmal. Trau dich." Die Stimme war leise und bedrohlich. Bedeckt von warnenden und genervten Tönen, die ich von überall her identifizieren könnte.

Elias?

Sofort setzte ich mich auf dem Bett auf und lauschte den Stimmen, die von Richtung Wohnzimmer kamen. Soll ich aufstehen und schauen was dort vor sich ging? Was wenn das schon wieder wie letztes Mal endet?

Ich zog eine Grimasse bei dem Gedanken. Das war keine schöne Erinnerung.

"Okey okey. Beruhig dich mal. Scheiße Junge, geh mal zur Therapie."

Das war Malik. Ohne Zweifel. Er war der Einzige, der sich traute so mit ihm zu sprechen, obwohl er weiß, wie sehr ihn das zum Austicken brachte.

"Was jetzt?", fragte eine andere Stimme. Auch sie konnte ich schnell identifizieren. Das war Rafael. Was machten sie alle hier? Was ist passiert? Wovon sprechen sie und war Miguel auch da?

Niemand antwortete und ich seufzte leise auf. Ich konnte doch nicht hier bleiben. Wie bin ich überhaupt schon wieder hier gelandet? Bin ich nochmal eingeschlafen? Das kann doch nicht sein?

Mir wurde warm, als die Optionen anfingen durch meinen Kopf zu fliegen.

Hat er mich schon wieder hochgetragen?

Die Tür öffnete sich und ich zuckte erschrocken zusammen. Mein Kopf schellte hoch und meine Augen trafen auf weit aufgerissene, die keinem anderen gehörten, als Malik.

"Oh", gab er überrascht von sich und kratzte sich verlegend am Nacken. "Ich wusste nicht, dass du hier schläfst."

Meine Wangen wurden immer heißer und ich sprang sofort vom Bett runter. Mit zittrigen Händen strich ich mir die Haarsträhnen hinter das Ohr und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Etwas unsicher ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten.

Er dachte doch nicht etwa wirklich-

"Junge was braucht das so lange?", Miguel's Stimme hallte durch die Wohnung und auch er tauchte Sekunden später am Türrahmen auf. Jedoch hielt er sofort in seiner Bewegung inne, als er mich bemerkte.

Erschrocken riss er die Augen auf und fluchte leise auf.

Was hatten die alle denn?

Auch Rafael und Elias tauchten hinter ihm auf und mussten ein paar mal blinzeln, bis sie sicher gehen konnten, dass ich wirklich da stand.

„Na toll", murmelte Elias genervt.

Planlos ließ ich meine Augen über jeden der Jungs gleiten und machte mich immer kleiner.

„Wo ist Silvan?", meine Stimme war leise, als ich die Frage aussprach. Wieso war er nicht hier und der Rest der Jungs schon? Hatten sie neue Informationen?

Rafael lächelte mich sanft an. „Er muss gerade nur was erledigen", sprach er und ließ mich mit Millionen von Fragezeichen zurück.

„Wir sind hier um auf dich aufzupassen", grinste Malik und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Elias schlug ihm gehen den Kopf und er brummte schmerzerfüllt auf.

Aufpassen? Aber er ließ mich doch schon oft alleine? Irgendwas stimmte nicht.

„Etwas ist passiert, oder?", fragte ich zögerlich und schaute zu Miguel, der schon die ganze Zeit still da stand und es mied mir in die Augen zu schauen.

Statt von ihm eine Antwort zu bekommen, ging Elias einen Schritt auf mich zu und blickte mich mit einem Blick an, den ich nicht definieren konnte. „Du musst nicht alles wissen", sprach er. Sein Ton hatte sich verändert. Er war plötzlich so kalt. Seine Blicke waren auch nicht gerade die schönsten. Er schaute mich so an, als hätte ich ihm gerade eine reingehauen. Ich glaube er mag mich nicht so sehr.

Sicherheitshalber wich ich einen Schritt zurück.

„Ignorier ihn." Maliks Stimme riss mich zurück in die Gegenwart und ich widmete meine ganze Aufmerksamkeit wieder ihm. „Frag was du willst." Sein Lächeln war freundlich. Doch seine Versuchung hatte nicht geklappt. Was ist passiert?

„Wo ist Silvan?", fragte ich zum zweiten Mal heute. Sie hatten mir meine Frage nicht richtig beantwortet. Was genau hatte er zu tun?

Es klingelte an der Tür und jeder Kopf in diesem Raum schellte in die Richtung des Wohnzimmers. Malik wollte gerade einen Schritt ansetzen, da packte Miguel seinen Arm und hielt ihn auf.

„Ich hab ein schlechtes Gefühl", murmelte er und blickte mit unruhigen Augen zur Tür. „Was wenn das-"

„Du übertreibst", unterbrach ihn Elias und rollte genervt mit den Augen. „Das ist Silvan."

Das Klingeln hörte auf und die Person fing an gegen die Tür zu klopfen. So hart, dass ich und Malik zusammenzuckten.

„Ich mach jetzt auf", kündigte Elias an und blickte mit Spott gefüllten Augen durch die Runde. „Ihr seid doch verrückt."

Mit diesen Worten marschierte er los und blieb erst stehen, als er vor der Tür ankam. Ich konnte sogar Maliks Schlucken neben mir hören.

Elias griff nach der Klinke und machte auf. Alle seufzten auf und Malik kassierte einen weiteren Hinterkopfschlag. Doch ich war nicht konzentriert genug, um alles mitzubekommen. Meine Aufmerksamkeit lag ganz allein auf dem Jungen, der gerade die Wohnung betrat.

Silvan.

„Und?", fragte Elias und machte die Tür zu, nachdem er Silvan reinließ. „Alles geklärt?"

Silvan nickte knapp und ging an ihm vorbei, um sich auf der Couch nieder zu lassen. Seine breiten Arme landeten auf der Oberfläche des Stoffes und er ließ seinen Kopf nach hinten fallen. Ich wollte auf ihn zugehen und fragen und sichergehen, dass es ihm gut ging, doch etwas hielt mich auf.

Nämlich seine verletzten Hände.

Die Kratzer und Schnittwunden waren nicht die, die ich letztens noch gepflegt hatte. Das waren frische. Das trockene Blut bewies das ganze noch mehr.

Was hat er gemacht? Wo war er? Hat er jemanden verletzt?

„Gut", sprach Elias und ließ seine Hand in seiner Hosentasche verschwinden, bevor er eine Zigarettenschachtel hervorzog und sie ihm hinhielt. „Kippe?"

Silvan machte die Augen auf und musterte die Packung stumm, bevor er langsam mit dem Kopf schüttelte. „Nein."

Elias zuckte mit den Schultern, als könnte ihn das nicht weniger interessieren und holte sich selbst eine raus, bevor er sich sie zwischen die Lippen legte und nach dem Feuerzeug auf dem Schrank griff. Er war gerade dabei sie anzuzünden, doch wurde unterbrochen.

„Nicht hier", Silvans Stimme hallte durch den Raum und Elias hielt sofort inne. Dunkle braune Augen trafen zum ersten Mal heute auf meine und ich spürte wie mein Herz drohte zu kollabieren.

„Nicht wenn sie im Raum ist", sprach er. Ich konnte spüren wie nun jedes Augenpaar auf mir lag und verschränkte die Arme vor meiner Brust, als mir immer wärmer wurde. Ich hasste sowas.

Er musste nicht wegen mir auf etwas verzichten. Ich hatte das schon bei Silvan gemacht. Sowas sollte nicht nochmal passieren. Es war falsch. Sie sollten tun und lassen was sie wollen. Meine Empfindlichkeit darf keinen aufhalten. Entschlossen ging ich einen Schritt auf ihn zu. „Ist schon in Ordnung-"

„Ist es nicht", unterbrach er mich kalt und blickte mit ausdrucksloser Miene zu Elias.

„Jetzt pack die scheiß Zigaretten weg."

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt