𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔𝟐

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Emilia

Gestern Nacht war ein Albtraum. Ich konnte weder schlafen noch eine weitere Sekunde aushalten mir weiter den Kopf über diesen schrecklich sturen Jungen zu zerbrechen. Was hat ihn dazu veranlagt? War es einfach ich? Meine Art? Mein Verhalten? Meine dumme Sucht nach ihm? Bin ich zu weit gegangen?

Eine Stunde. Länger hat es nicht gebraucht bis ich aufhörte. Komplett aufhörte damit mir die Schuld zu geben für etwas, wofür er selbst verantwortlich war.

Ich habe gesagt ich gebe ihn auf. Und ich bin nicht erbärmlich genug ihn angelogen zu haben, nur um mich besser fühlen zu lassen.

Ich meinte jedes Wort ernst. Schließlich bin ich keine Puppe, mit der er spielen kann, wann es ihm passt.

Ich habe auch Gefühle.

„Emilia?" Seine Stimme war leise, als er meinen Namen aussprach. Ich konnte spüren wie er seinen Kopf in meine Richtung drehte und nach meinen Augen suchte, doch ich gab nicht nach.

Ich ignorierte ihn.

„Emilia..."

Etwas in mir zog sich zusammen, als ich raushörte wie leise und unsicher sich sein Ton anhörte, doch das Gefühl verschwand so schnell wie es gekommen war, als ich eine bestimmte bekannte Umgebung um uns ausmachen konnte. Das Auto wurde langsamer bis es komplett anhielt und ich biss die Zähne zusammen, sobald sich unser Haus in mein Sichtfeld drängte.

Nicht weinen. Bitte Emilia.

Seine Hand griff nach meiner und ich entriss ihm sie sobald ich es wahrnahm. Mir egal, ob ihm das weh getan hat. Er hat mir mehr weh getan.

Kann sein, dass es für manche dramatisch oder kindisch klingt. Aber nicht für mich. Nicht für eine Person, die immer die einzige war, die sich Mühe gab. Eine Person, die alleine an dem Seil zog, um alles zusammenzuhalten. Eine Person, die zu der Sorte gehörte, die in die Ecke geschmissen wird, sobald sie langweilig wird.

Seine Augen bohrten Löcher in meinen Kopf, während mein Griff um den Türhebel immer fester wurde, doch ich schaffte es nicht mich dazu bringen aufzuschauen. Ich schaffte es nicht stark zu bleiben. Ich konnte nichts anderes als Enttäuschung spüren, als mir eine dicke einzelne Träne die Wange runter lief.

Er hatte schon seit Anfang an recht. Ich bin verdammt nochmal erbärmlich.

Es war schon immer so. Jedes einzelne Wort, dass an mich geht speichert sich automatisch in meinem Kopf ab. Und wenn es brennt, wird es wie von alleine zu meinem Herzen geleitet wo die Schmerzen nur noch intensiver werden.

Ich kann Worte nicht vergessen oder ignorieren.

So einfach ist es.

Sobald ich seinen Blick auf mir nicht mehr spüren konnte, blickte ich auf. Seine Hände legten sich auf dem Lenkrad ab und drückten so fest zu bis sie weiß wurden. Ich konnte nichts in seinen Augen sehen. Nichts. Und doch so viel. An was dachte er? War er sauer? Wütend traurig? Oder war ihm das alles egal?

Ich konnte nicht von ihm wegschauen. Wird es das letzte mal sein, dass ich ihn sehe? Wird er danach komplett aus meinem Leben verschwinden? Will ich das?

Wie auf Knopfdruck erinnerte ich mich an den Tag zurück, als wir uns das erste Mal kennenlernten. Mein Mundwinkel zuckte bei dem Gedanken. Ich hatte so furchtbare Angst vor ihm. Ich dachte er würde mich umlegen oder noch schlimmer vergewaltigen.

Dann war da noch dieses Zusammentreffen auf dem Friedhof. Ich sah das erste mal etwas anderes in ihm, als ein Monster.

Er kam zu mir, als er abgestochen wurde. Er fuhr mich nach Hause, als er sah, wie ich durchnässt durch den Regen lief. Er kam zu mir, um mich zu Roberto bringen, doch rannte dann schließlich mit mir vor ihm weg.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Where stories live. Discover now