𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟔

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Silvan

„Hast du die Location?"

Die Worte hatten meinen Mund keine zwei Sekunden verlassen und schon fing Rafael an die Daten in das Navi einzutippen. Malik auf der Rückbank klappte seinen Laptop auf und und Miguel löste die Kabel voneinander. Alles lief nach Plan.

Wieso hatte ich dann so ein schlechtes Gefühl?

Mit einem angespannten Kiefer blickte ich durch die Scheibe in Richtung Wohnhaus. Mein Griff um das Lenkrad wurde automatisch fester. Ich konnte den beiden vertrauen. Oder?

„Du hast es schlimmer abbekommen, als ich dachte." Maliks Stimme riss mich aus den Gedanken und ich musste ein paar Male blinzeln, um wieder richtig wach zu werden. Mit verengten Augen schaute ich durch den Rückspiegel und traf auf seinen provozierenden Blick. Ein Grinsen zierte seine Lippen und ich wusste, dass wen ich ihm jetzt keine Lektion erteilen würde, er die Fresse noch größer aufmachen würde.

„Malik", warnte ihn Rafael ohne aufzuschauen. „Fresse halten."

„Ich sag ja nur", antwortete der Bastard und fing an mit dem Kopf zu schütteln. „Ich erkenne ihn kaum wieder."

Die Selbstvernunft verließ meinen Körper und ich spürte wie ich mich anspannte. Was soll das heißen?

„Ganz ruhig", gab er lachend von sich und klopfte mir auf die Schulter. „Das ist was gutes, vertrau mir. Du brauchst jemanden, der auch mal Kontrolle über dich hat. Sie wird dir gut tuen."

Ich musterte seine Hand auf meiner Schulter mit Spott und blickte keine Sekunde später wieder zu ihm auf. „Hand weg", sprach ich und hatte große Mühe dabei, den Ton neutral zu behalten. Er muss es darauf ankommen lassen, oder?

Wie auf Knopfdruck zog er seine Hand weg und lehnte sich mit zusammengepressten Lippen zurück in seinen Sitz. Die Belustigung in seinen Augen war jedoch immer noch da.

Hurensohn.

„Fertig", sprach Rafael und stoppte mich von meinem gewalttätigen Vorhaben, ohne es zu realisieren. „Fahrt dauert nicht lange. Höchstens 45 Minuten."

Ich nickte bloß knapp als Antwort und machte den Motor an. Laut heulte er auf und ich raste los.

Die Unsicherheit in mir wurde mit jedem Meter, der sich zwischen uns und dem Wohnhaus trennte, größer.

Konzentrier dich.

Ich schüttelte den Kopf und fokussierte mich auf die Straße vor mir. Ich habe keinen Grund mir Sorgen zu machen. Sie ist in sicheren Händen.

Sie muss es sein.

~

„Lass uns einfach durch", rief Rafael frustriert und blickte mit rotem Gesicht zu dem kleinen Sicherheitsmann vor uns. Dieser Typ hatte mit Sicherheit viel Mut für so eine Größe.

„Das geht nicht! Ihr stößt gerade gegen die Sicherheitsverordnung. Verschwindet oder ich werde augenblicklich die Polizei informieren.", rief er und verstärkte den Griff um seine Waffe, bevor er einen Schritt zurückwich.

Malik rollte mit den Augen und Rafael verzog das Gesicht, bevor er seinen Blick der Waffe widmete. „Wieso?", fragte er mit einer Stimme voll mit Spott. „Schieß doch einfach?"

Die Augen des Mannes vergrößerten sich um das Dreifache und er fing an wie benommen den Kopf zu schütteln. „Das-Das geht nicht!"

Rafael hob provozierend eine Augenbraue und legte den Kopf schief. „Und wieso das? Nicht die Eier dazu?"

Er war nicht mehr der Einzige, der rot war. Mit einem Kopf, der einer Tomate gleichen konnte, schaute der Spinner zwischen ihm und dem Ausgang hin und her und presste die Zähne zusammen. „Verschwindet! Jetzt!"

Ich seufzte gestresst auf. So langsam verlor ich die Geduld.

„Geh zur Seite", sprach ich, kurz davor den Typen einfach auszuknocken. Der Kopf des Mannes schellte in meine Richtung und er erstarrte, als hätte er erst jetzt realisiert, dass ich die ganze Zeit auch anwesend war.

„W-Was?", stammelte er nervös. Seine Hände fingen an zu zittern und ich wusste, dass er kurz davor war, die Waffe fallen zu lassen.

„Zur Seite. Jetzt." Bei dem letzten Wort zuckte er leicht zusammen und schluckte hart auf.

Schnell schüttelte er den Kopf und versuchte die Nase oben zu behalten. „N-Nein! I-Ihr geht jetzt! O-Oder-"

Rafael unterbrach ihn. „Oder was? Du rufst die Bullen?" Ein hässiges Grinsen zierte seine Lippen und Malik senkte den Kopf, um sich das amüsierte Lächeln zu verkneifen.

Er verstummte und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Er hört nicht hin? Dann soll es so sein.

Mit zügigen Schritten ging ich auf ihn zu schaute zu wie er viel zu spät reagierte. Erst als uns zwei Meter voneinander entfernten, traf sein Blick meinen. Erschrocken riss er die Augen auf und zielte auf mich. Jedoch zu spät, um mich aufzuhalten. Ich griff nach seiner Waffe und er drückte ab, bevor ein lautes Knallen ertönte.

Die Kugel traf den Boden neben mir und ich holte aus, um ihm geradeaus eine zu verpassen. Vor Schmerz stöhnend, stolperte er zurück und prallte mit seinen Rücken gegen die Metallwand. So schnell, dass er es nicht registrieren konnte, packte ich ihn an den Kragen und hob ihn hoch, um endlich in Augenhöhe mit ihm zu sein. Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich aufschnaubte. Er war leichter als gedacht.

„Das reicht jetzt", raunte ich ihm zu und war selbst geschockt von der Drohung, die man aus meiner Stimme raushören konnte. Mir egal, ob die Bulle hiervon erfahren würden. Ich durfte keine Zeit verschwenden. Ohne auf sein Betteln und Gejammer einzugehen, lief ich auf die gegenüberliegende Tür zu, stieß sie mit der Schulter auf und schmiss ihn achtlos auf den Boden. Selbst von hier aus, konnte ich Malik's lautes überraschtes Lachen hinter mir wahrnehmen.

Ich drehte mich um, verließ den Raum und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Schnell schloss ich ab und riss die Türklinke mit einem harten Ruck ab. Der Aufprall dieser mit dem Stahlboden, war das letzte Geräusch, dass durch den Flur hallte, bevor wir komplett verschwanden.

Jetzt heißt es schnell machen.

Sie sind auf dem Weg.

~

Es war recht spät, als wir wieder zurückkehrten. Die Polizei hatte keine Chance uns zu fangen, da wir die Autos gewechselt haben. Die Kameras waren tot und wir sind losgefahren, bevor sie überhaupt das Revier betreten konnten.

Alles lief nach Plan.

Ich verzog das Gesicht, als ich die Tür zu meinem Schlafzimmer zu laut aufmachte. Mit heiseren Schritten trat ich ein und machte sie wieder leise hinter mir zu. Das Licht ließ ich aus.

Die Jungs sind wieder gegangen. Alles sei in Ordnung gewesen. Emilia hätte den ganzen Tag an ihren Büchern verbracht, die ich besorgt hatte und es hätte keine Schwierigkeiten gegeben. Ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht.

Mit behutsamen Schritten lief ich auf mein Bett zu und blickte zu ihr runter. Es war dunkel draußen, aber der Mond brachte etwas Licht in das Zimmer rein, so, dass ich bestimmte Teile ihres Gesicht erkennen konnte.

Ich kniete mich zu ihr runter und ließ meine Augen über jedes Detail gleiten, dass mich am meisten an ihr faszinierte. Ihre roten vollen Lippen. Ihre geschlossenen Augen, die mich immer so neugierig anblickten. Und ihre weichen Gesichtszüge. Ich habe sie vermisst.

Das bemerkte ich erst jetzt.

Ich hatte sie so so verdammt sehr vermisst.

Ohne sie aufzuwecken, stellte ich mich wieder gerade hin, ging mir müde über das Gesicht und legte mich langsam neben sie. Meine Hände ließ ich jedoch bei mir.

Ich will nicht, dass meine Sünden an ihr klebten.

Ich werde es nie wollen.

Meine Augen schlossen sich langsam und die Gedanken lösten sich auf.

Bis mich die Dunkelheit mit sich nahm.

𝐒𝐢𝐥𝐯𝐚𝐧 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt