Fade Into You

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I look to you, and I see nothing
I look to you to see the truth
Fade Into You, Mazzy Star.

Bob stolperte die Treppe des fremden Hauses hinauf und zwängte sich dabei an knutschenden Paaren und weinenden Mädchen vorbei.
Er hatte Justus eben noch mit Jeffrey in der Küche gesehen, Peter war allerdings bereits bei ihrer Ankunft mit Kelly in der Menge verschwunden, Bob hatte sie seitdem nicht gesehen.

Das er Jeffrey rumkutschierte ging ihm eigentlich gehörig gegen den Strich, aber er konnte Peter einfach nichts abschlagen. Sie hatten bisher keine einziges Wort gewechselt, und das war Bob auch ganz recht so.

Partys waren für Bob inzwischen nur noch eine lästige Pflicht, die es abzuarbeiten galt. Es gab gewisse Regeln, die er dabei befolgte. Er trank nie mehr als ein Bier, aus Selbstschutz. Die Gefahr, Dinge auszuplaudern die niemandem etwas angingen, war ihm einfach viel zu groß. Da kam es ihm auch gelegen, dass meistens er sich und seine Freunde in seinem gelben Käfer herum fuhr.

Die Musik dröhnte in seinen Ohren und ihn überkam eine befremdliche Übelkeit, als er an einer Tür nach der anderen klopfte, nur um festzustellen, dass der Raum besetzt war.
So schwer konnte es doch nicht sein, einen Raum zu finden wo er seine Ruhe hatte.
Als er an der letzten Tür klopfte, antwortete ihm niemand. Vorsichtig drückte Bob die Türklinke runter und lugte hinein, bedacht darauf, so wenig wie möglich zu sehen, sollte er doch jemanden überraschen. Das war das letzte, was er heute Nacht gebrauchen konnte.

Er fand allerdings nur eine Person, die alleine auf dem Gästebett saß, und im Dunkeln hätte Bob beinahe nicht erkannt, dass es Peter war.
Es roch nach billigem Vodka, und Bob meinte, eine Flasche in der Hand des Zweitens zu erkennen. Von Kelly fehlte weit und breit jede Spur.

Peter schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, stattdessen starrte er aus dem Fenster und beobachtete die Regentropfen, die leise gegen die Scheiben prasselten. Bob zögerte, bevor er schließlich doch eintrat und die Tür hinter sich schloss. Sein Freund sah auf, schwieg jedoch.

"Was machst du denn hier, Zweiter?" Fragte der Blonde, als er sich sanft neben ihn auf die Matratze setzte. Es trennten sie nur wenige Zentimeter, und Bob hasste sich dafür, dass
sein Herz einige Sekunden schneller schlug. Peter zuckte resigniert mit den Schultern, drehte die Flasche in seinen Händen und hielt sie schließlich Bob hin. Dieser schüttelte bloß mit dem Kopf.

"Kelly ist weg." Stellte der rothaarige ernüchternd fest. In dem Dritten machte sich eine unangenehme Mischung aus Erleichterung, und Mitleid breit. Er unterdrückte das erste Gefühl konsequent. Dem Drang, ihn zu umarmen (wie es ein guter Freund eben tat), ignorierte er ebenso.

"Wie, weg?" Fragte er stattdessen, nahm Peter dann doch vorsichtig die Flasche ab. Nicht um selbst zu trinken. Nur um Peter davon abzuhalten.
"Wir hatten Streit. Ich weiß nichtmal worüber, ist eigentlich auch total egal. Ich hab ihr gesagt, dass sie total überreagiert, dass ich darauf jetzt keine Lust habe. Dann hat sie mich sitzen lassen."

Bob konnte sich gut vorstellen, um was es in besagtem Streit ging. Kelly hatte einen Hang zur Eifersucht, was nun wirklich kein Geheimnis war. Worauf diemal, ob auf Justus und Bob, Jeffrey, oder irgendein Mädchen mit dem Peter eine Sekunde zu lang geredet hatte, war Nebensache. Ob das nun endgültig war, sei dahingestellt. Mit großer Wahrscheinlichkeit würden sie sich schon im laufe der Woche wieder vertragen.

"Das tut mir leid." Sprach er schließlich. Mehr brachte der Blonde nicht zustande. Ihm ging es nicht gut und er wollte wirklich kein schlechter Freund sein, aber er packte es einfach nicht, wahrhaft tröstende Worte zustande zu bringen.
Peter zuckte nur wieder mit den Schultern.

(I Just) Died In Your Arms {Bob Andrews & Peter Shaw}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt