Where Is My Mind

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Your head will collapse
But there's nothing in it
And you'll ask yourself
Where is my mind?
Where Is My Mind, Pixies.

Peter war noch nie so schlecht, wie an dem Morgen nach der Party. Er hatte allerdings auch noch nie so viel getrunken.
Um neun Uhr wurde er von dem Gefühl sich übergeben zu müssen überrascht und hatte danach das Bad fast zwei Stunden nicht verlassen.

Als er es dann schließlich doch raus schaffte, putzte er sich direkt die Zähne. Unten erwartete ihn bereits seine Mutter, die ihm mit wissenden Blick ein Glas Wasser und eine Aspirin entgegen streckte.

Bei dem Versuch Kelly anzurufen, erreichte er zwei mal den Anrufbeantworter, dann ihren Vater, der ihm ziemlich schroff mitteilte, dass Kelly ihn nicht sprechen wollte.

Was war gestern passiert? Was hatte er zu Kelly gesagt? Sein nächster Anruf ging an die Zentrale, wo Justus ihn auch prompt und äußerst gut gelaunt entgegen nahm.

"Morgen Zweiter, hast du deinen Rausch gut überstanden?" Peter verzog das Gesicht.
"Sehr witzig. Ich hab den halben Morgen über der Kloschüssel gehangen. Hör mal Just, ich hab einen ordentlichen Filmriss. Hab ich mich mit Kelly gestritten?"

Einen Moment schien Justus zu überlegen, was er antworten sollte. Peter friemelte nervös an dem Saum seines Schlafshirts.
"Bob meinte du hast dich mit Kelly gestritten und dann etwas zu tief ins Glas geblickt. Dann hat er mir seine Autoschlüssel gegeben und ich habe dich und Jeffrey nachhause gefahren."

Der rothaarige runzelte verwundert die Stirn. Justus war gefahren? Justus fuhr doch nie. "Und wo ist unser Dritter dann abgeblieben?" Er lief hin und her, soweit das Telefonkabel reichte. Die Aspirin begann zu wirken.
"Ihm ging es nicht gut, er wollte nachhause laufen."

Peter schüttelte verständnislos den Kopf. "Und du hast ihn einfach so gehen lassen?"
"Natürlich nicht." Motzte Justus empört. "Aber es schien ihm echt alles zu viel zu sein, ich hab auch bei ihm angerufen um mich zu vergewissern, dass er gut angekommen ist. Er ist drangegangen, hatte aber schon geschlafen."

Der Zweite biss sich auf der Lippe herum. Hatten er und Bob sich auch gestritten? Dieser verdammte Filmriss. Dieser verdammte Alkohol.

"Hast du ihn heute schon gesprochen? Geht es ihm besser? Hatte ich mit ihm auch Streit, oder so?"

"Ich weiß nicht, um ehrlich zu sein. Auf der Fahrt hast du nur von Kelly geredet, aber nicht besonders freundlich. Ich hab mit Bob noch nicht geredet, ruf du ihn vielleicht besser an." Schlug Justus vor. Seine Mutter würde sich bedanken, wenn Peter mal wieder durch die halbe Weltgeschichte telefonieren würde. Trotzdem stimmte er zu und verabschiedete sich von Justus.

Innerhalb einer Viertelstunde rief er sieben mal bei Bob an, aber keiner nahm ab. Peter ahnte das schlimmste.

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Als das Telefon am Montag zum vierten mal schrill klingelte, wollte Bob wirklich dran gehen. Aber irgendwie schaffte er es immernoch nicht, sich aus seinem Bett aufzuraffen. In seinem Schädel dröhnte es, aus seinem Kassettenrekorder spielte leise ein Depeche Mode Tape.

Es war bald zwei Uhr, er wurde sicherlich in der Zentrale erwartet. Seinen Käfer musste er auch noch abholen. Irgendwie schien im das alles nicht triftig genug, um tatsächlich aufzustehen.
Die Party war schon zwei Tage her, gestern konnte er seine Abwesenheit noch auf anhaltende Übelkeit schieben. Als er mit Justus telefoniert hatte, meinte der, Peter läge auch mit einem Kater zuhause und wäre ziemlich fertig.

Ich hab keinen Kater, hatte Bob gedacht, mir ist einfach alles zu viel. Ausgesprochen hatte er es aber nicht. Peters Anrufe hatte er ganz konsequent ignoriert. Das wollte er sich nicht antun.

Beim fünften klingeln schaffte er es dann doch zum Telefon, und wurde auch direkt von Peters Stimme begrüßt. Am liebsten hätte er sofort geschluchzt. Warum rief er aus der Zentrale an? Warum konnte es nicht Justus sein?
"Mensch, Bob! Wir versuchen seit zehn Minuten, dich zu erreichen. Wo bleibst du? Wir waren vor einer halben Stunde in der Zentrale verabredet, falls du es vergessen hast." Sagte er energisch und vielleicht ein bisschen genervt, fügte dann aber ruhiger hinzu, "Geht es dir noch nicht besser?"

Bob hatte Recht behalten. Peter hatte den Kuss tatsächlich vergessen. Er zögerte, bevor er antwortete. "Nicht richtig, aber das wird schon. Ich brauch bloß etwas Ruhe. Ich hätte absagen sollen." Versicherte der blonde. Er hörte, wie am anderen Ende der Leitung gesprochen wurde, aber Peter hielt den Hörer zu. Es raschelte, dann war Peter wieder klar zu hören. "Brauchst du was? Sollen wir dir irgendwas zu Essen bringen oder so? Oder etwas aus der Bibliothek? Oder brauchst du Gesellschaft?"

Bob biss sich auf die Lippe, um nicht direkt zu weinen. Er hielt den Hörer von seinem Gesicht weg, als er sich nach vorne lehnte und nach Luft schnappte. "Bob?" Klang es verzerrt aus dem Telefon, und er riss sich so gut zusammen wie er nur konnte. "Danke, aber ich denke ich werde den halben Tag nur schlafen."

"Okay, aber falls du deine Meinung änderst, sind wir da. Das weißt du." Peter zögerte, bis er weiter sprach. "Bist du sauer auf mich?"

Bob schnappte nach Luft. Ja, war er. Ein kleiner Teil von ihm hasste Peter, weil er ihn geküsst hatte. Weil Bob ihn liebte. Weil er kein Mädchen war. Aber ein größerer Teil von ihm liebte ihn so sehr, dass er ihm nichts wahrhaft übel nehmen konnte. Nichts wirklich ernsthaft hassen konnte, was er tat. Er war irgendwie nicht richtig sauer. Es tat einfach nur weh.

"Warum sollte ich das sein?" Er biss sich nach den nächsten Worten auf die Zunge. "Es ist ja nichts passiert. Ich melde mich, wenn was ist. Grüß Justus von mir." Er legte auf, bevor Peter die Chance hatte zu antworten.

Die Wand ihm gegenüber war weiß gestrichen, und als Bob da so einsam saß und sie anstarrte, war da für einen kurzen Moment nichts. Keine Angst, keine Einsamkeit. Nur Leere.

Er wusste, dass er aufstehen musste. Er musste Essen, musste duschen, sich anziehen und aufräumen. Aber für einen kurzen Moment blieb er einfach da sitzen und genoss das Nichts.

Als er sich schlussendlich doch zwang aufzustehen, führte sein erster Gang zu dem großen Fenster in seinem Zimmer, um sich eine Zigarette anzuzünden.
Er rauchte seit Samstag noch mehr als sonst. Lange könnte er das nicht finanzieren.

(I Just) Died In Your Arms {Bob Andrews & Peter Shaw}Where stories live. Discover now