Môr-ladron

86 20 117
                                    

An dieser Stelle steht diesmal keine Widmung und zwar aus folgendem Grund. Während des Schreibens hat sich dieses Kapitel irgendwie verselbständigt und ist viel härter ausgefallen, als ursprünglich von mir geplant. Jetzt bin ich selbst am Zweifeln, ob es noch zum Ton der restlichen Geschichte passt oder doch zu krass daneben liegt. Für konstruktive Hinweise wäre ich daher sehr verbunden, da das weitere Geschehen auch mit hierauf aufbaut. Danke schon mal im voraus
Eure Runa

≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈

Mein Pech kündigt sich mit einem zischenden Surren an. Eine Wurfschlinge fliegt auf mich zu, nimmt mich in einen festen Klammergriff und reißt mich von den Füßen. Ungebremst stürze ich rückwärts zu Boden. Der Aufprall treibt mir die Luft aus den Lungen. Krampfhaft versuche ich den Schmerz abzuschütteln und weiterzuatmen.

Jemand packt meinen Fuss und zieht mich den Hügel hinunter. Geistesgegenwärtig trete ich mit dem anderen nach und bekomme ein beleidigtes Grunzen zu hören. Mein Fuss ist frei! Zappelnd, strampelnd und um Hilfe schreiend versuche ich, das Lasso zu lockern. Mein Messer! Ich muss an das verfluchte Messer rankommen! Doch mit an den Leib geschnürten Armen bin ich so beweglich, wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte.

Erneut werde ich brutal gepackt. Ein dreckiger Sack wird mir über Kopf und Oberkörper gestülpt. Dieser dämpft meine Schreie und nimmt mir jeden Orientierungssinn. Der faulige Gestank nach gammligem Fisch und modrigem Seetang lässt mich würgen. Dann verliert sich der Adrenalinschub meiner Flucht und nackte Angst lähmt mein Denken.

Ich werde in alle Richtungen geschubst, gestoßen und gezerrt. Der Weg, wohin auch immer, wird zu einer erniedrigenden Tortur von grapschenden Händen. Dumpfes Gelächter begleitet dieses makabere Spiel.

Ein Tritt in die Kniekehlen bringt mich abrupt zu Fall. Der Sack wird rücksichtslos heruntergerissen. Ich schnappe nach Luft und blinzele in das helle Sonnenlicht. Ich habe keine Ahnung, wie weit die Steilküste runter sie mich verschleppt haben und die Aussichtslosigkeit meiner Situation stürmt mit erschreckender Klarheit auf mich ein. Ich bin völlig hilflos von den Piraten umzingelt.

»Wohin so eilig des Weges, holde Maid? Möchte Sie uns nicht die Ehre eines Grußes erweisen?« Einer der Banditen beugt sich feixend zu mir herunter und fasst mir grob unters Kinn. Er stinkt wie der eklige Sack und sieht auch nicht besser aus. Seine schmutzigen fleischigen Finger graben sich in meine Wangen und zwingen meinen Kopf in einen unangenehmen Winkel. Dann fährt er mit dem Daumen über meine Lippen und schmatzt dabei genüsslich. »Rot und voll wie reife Kirschen.«

Erneut steigt mir der Brechreiz die Kehle hoch. Vor lauter Widerwillen beiße ich ihn, ohne nachzudenken, kräftig in den Finger.

Aufjaulend zieht er die Hand zurück, nur um sie mir gleich darauf mit voller Wucht ins Gesicht zu donnern. Kleine Sternchen explodieren hinter meinen Augen. Geblendet durch den plötzlichen Schmerz kippe ich mit einem gellenden Aufschrei zur Seite. Noch nie habe ich körperliche Gewalt erfahren. Mein Leib und meine Seele krümmen sich gequält zusammen.

»Nicht ins Gesicht, du Depp! Es gibt andere Wege, ein Weib gefügig zu machen.«

Ein derber Griff packt meine Haare, kräftige Finger wühlen sich bis auf die Kopfhaut. Ein brutaler Ruck reißt mich in die Höhe und treibt mir die Tränen in die Augen. Mühsam unterdrücke ich einen weiteren Schmerzensschrei. Wie kann ein Mensch so etwas einem anderen antun?

Ich werde aus dem Lasso gewickelt und greife automatisch nach oben, um den Druck auf meinen Kopf zu mindern. Doch mir werden die Arme verrenkt und hinter meinem Rücken zusammengebunden.

Elfenzauber - IIWhere stories live. Discover now