Drachennacht

127 20 127
                                    

Dieses Kapitel widme ich drachenelfe Auch wenn du noch ein Stück weit entfernt bist, es passt einfach zu gut zu deinem Profilnamen. =) Ich freue mich riesig, dass du mich und meine Geschichte gefunden hast und Arwen und Rhys so leidenschaftlich begleitest. Weiterhin eine schöne gemeinsame Reise.

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Der schwindende Tag ist mit einem letzten rotgoldenen Aufglühen hinterm Horizont versunken und hat die Bühne den langen Schatten einer warmen Sommernacht überlassen. Rechtschaffene Stille liegt über der Burg; Mensch und Tier sind in wohlverdienter Nachtruhe verstummt. Selbst der stete Wind, welcher beständig vom Meer herüber weht, ist eingeschlafen.

Mir jedoch ist Morpheus heute nicht wohlgesonnen. Unruhig wälze ich mich im Bett umher, hoffe auf baldige Träume und fürchte sie zugleich. Ich rolle mich zusammen, wickle mich schutzsuchend in die dünne Wolldecke, nur um sie kurz darauf wieder von mir zu werfen. Der schwere Duft der vielen Blumen wechselt von betörend zu aufdringlich und beschert mir zusätzliche Übelkeit. Mein Kopf ist schwer, meine Augen brennen, doch die bleierne Müdigkeit, die mich nach dem oppulenten Essen überwältigt hat, ist verflogen. Zu viele Gedanken, zu viele ungeklärte Fragen bedrängen mich.

Schließlich gebe ich es auf, weiter sinnlos auf den erholsamen Schlaf zu warten. Mürrisch tapse ich zum Fenster und sehe ohne bestimmtes Ziel hinaus. Die Nacht hat etwas Magisches an sich. Ungetrübt von künstlichem Licht funkelt das helle Band der Milchstraße am Himmel. Ein leuchtender Schicksalspfad aus Wasserstoff und Helium, der meine Fantasie beflügelt. Abermillionen von Sternen zwinkern mir zu, unendlich weit entfernt und doch so nah, als bräuchte ich nur die Hand auszustrecken, um sie zu berühren. ›Wenn du fliegen willst, musst du springen‹, wispern sie mir zu.

Doch was ist, wenn ich falle?

Ich reibe mir über die Arme. Mich fröstelt, obwohl es wirklich nicht kalt ist. Wonach soll ich meine Entscheidung abwägen? Welche Sicherheit habe ich hier? Was erwartet mich zurück in meiner Zeit? Werde ich mein Leben einfach wieder aufnehmen können, als wäre nichts geschehen? Werde ich mich überhaupt an etwas erinnern oder wird nur eine seltsame Leere in meinem Inneren zurückbleiben, wie von einem flüchtigen Traum?

Und wieso gehe ich davon aus, dass diese ominöse Beschwörung funktioniert?

›Weil du an Wunder glaubst und Rhys vertraust‹, raunt meine innere Stimme.

Rhys. Meine Fingerspitzen streicheln den waldgrünen Umhang, der auf der Fensterbank liegt. Das helle Mondlicht lässt den Faltenwurf des Stoffes in verschiedensten Tönen schimmern. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das menschliche Auge von der Farbe Grün mehr Schattierungen als von allen anderen Farben wahrnehmen kann.

Jede einzelne erinnert mich an seine ausdrucksstarken Augen. Im Zorn bedrohlich dunkel, wie ein dichter Tann, leuchtend wie mystische Jade, während wir im sinnlichen Rausch der Lust verbunden sind. Lauerndes Katzengrün, wenn Rhys seine Maske der Unnahbarkeit trägt und selten, ganz selten, strahlen sie wie frisches Birkengrün, in den wenigen Momenten, in denen sein Lachen seine Augen erreicht.

Seufzend schmiege ich den Stoff an meine Wange. Was ist das nur zwischen uns beiden? Kann ich meinen Gefühlen trauen? Oder klammere ich mich an einen feuchten Teenagertraum, weil ich keine funktionierende Beziehung zustande bringe?

Ebenso wenig weiß ich, was Rhys für mich empfindet. Begehren, ja, aber von Liebe hat er nie gesprochen. Womöglich entspringt seine Fürsorge nur seinem übersteigertem Drang, sich für alles und jeden verantwortlich zu fühlen.

Kurzentschlossen werfe ich den Umhang über meine Schultern, verlasse die Kemenate und durchquere forschen Schrittes den Wohnturm. Doch auf halbem Weg zu Rhys' Gemach verlässt mich mein Mut. Was soll ich ihm denn sagen? Wie wird er es auffassen, wenn ich jetzt mitten in der Nacht mit meinem dünnen Hemdchen bei ihm auftauche? Er steckt voller tiefer Leidenschaft und wir haben bereits größtmögliche Intimität miteinander geteilt. Doch die körperliche Nähe eines Mannes kann ich jetzt nicht ertragen. Aber wenn ich ihn erneut fortstoße, sobald er mich anfasst, wird er mir kaum tiefe Gefühle gestehen.

Elfenzauber - IIWhere stories live. Discover now